Neue Deponie wird konkret
06.02.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, Natur, Hölstein, BauprojektePlaner stellen Projekt der Bevölkerung vor
In einem Waldstück in Hölstein soll eine neue Deponie für unverschmutztes Aushubmaterial errichtet werden. Die Anlage würde wohl von bis zu 50 Lastwagen pro Betriebstag angefahren. Der Eingriff in die Natur soll kompensiert werden.
Janis Erne
Die Bauwirtschaft hat Hochkonjunktur. Im Jahr 2024 dürfte die Bautätigkeit im Baselbiet wertmässig einen neuen Höchststand erreicht haben. Zwar liegen die definitiven Zahlen noch nicht vor, aber der Kanton rechnet mit einem Bauvolumen von mehr als 2,5 Milliarden Franken. Das sind fast 10 Prozent mehr als im Jahr 2023 und 57 Prozent mehr als vor 20 Jahren.
Wo gebaut wird, fallen je nach Projekt Bauabfälle, Aushubmaterial oder beides an. Die Materialien werden teils ausserkantonal, teils im Baselbiet gelagert. Doch für unverschmutztes Aushub- und Ausbruchmaterial besteht im Baselbiet ein akuter Mangel an Ablagerungsmöglichkeiten. Deshalb will der Kanton neue Deponien schaffen und bestehende Anlagen erweitern.
Ein wichtiger Teil dieser Planung ist die Deponie Baholde in Hölstein. Im Norden der Gemeinde, an der Grenze zu Ramlinsburg und auf Boden der Bürgergemeinde, soll eine neue Deponie für unverschmutztes Aushub- und Ausbruchmaterial entstehen. Die Planung dafür hat im Jahr 2022 begonnen und steuert nun auf eine entscheidende Phase zu: die Zustimmung der Hölsteiner Bevölkerung, also der Gemeindeversammlung, welche die kommunalen Zonenvorschriften anpassen muss.
Das vorgängige öffentliche Mitwirkungsverfahren beginnt am kommenden Dienstag. Am Tag zuvor informieren Gemeinderat und Planer die Bevölkerung über das Projekt. Die Pläne und Berichte sind bereits auf der Website der Gemeinde einsehbar. Sie umfassen mehr als 300 Seiten. Aus den Unterlagen geht hervor, wie gross die Deponie sein wird, welche Auswirkungen sie auf die Umwelt hat und wie diese Auswirkungen kompensiert werden sollen.
Betrieben werden soll die Deponie Baholde von den beiden Tiefbaufirmen Gysin (Hölstein) und Tozzo (Bubendorf). Beide Unternehmen betreiben bereits Deponien im Baselbiet und im Aargau. Die Anlage in Hölstein hätte Platz für 3,7 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial; während 30 Jahren würden schätzungsweise jährlich rund 120 000 Kubikmeter Material abgelagert. Dies entspricht rund 48 Lastwagenfahrten pro Betriebstag. Zum Vergleich: Die Deponie Bruggtal in Bennwil ist volumenmässig etwa halb so gross.
Rodungen wären nötig
Vom Lärm der Deponie Baholde würden die Hölsteiner kaum etwas mitbekommen. Denn die Anlage läge ausserhalb des Siedlungsgebiets, ebenso die Zufahrt. Diese soll ab der Kreuzung Hauensteinstrasse/ Holdenweidweg zwischen dem Gewerbegebiet Bärenmatte und dem Dorfeingang erfolgen.
Ungleich grösser als die Lärmbelastung wäre der Eingriff in die Natur. Dies, weil die Deponie mitten in einem Waldgebiet angelegt werden soll. Bäume müssten gefällt, das Bannholdenbächli verlegt und eine asphaltierte Strasse gebaut werden. Gerätschaften, Fahrzeuge sowie Material- und Bürocontainer würden das Landschaftsbild während Jahren prägen.
Doch Planer und Betreiber haben vorgesorgt. Die Deponie soll etappenweise aufgefüllt werden und immer mindestens zur Hälfte bewaldet sein. Die Deponiefläche wird also nach und nach ökologisch rekultiviert – so wie das bei der Deponie Bruggtal zwischen Bennwil und Diegten der Fall ist, die ebenfalls von der Gysin Tiefbau AG betrieben wird.
Hinzu kommen verschiedene ökologische Ausgleichsmassnahmen: Im Bereich der Hölsteiner Deponie soll ein Weiher gebaut werden. Beim Hof Baholden auf Ramlinsburger Boden soll ein Waldrand aufgewertet werden. Beim Impulszentrum Holdenweid ist unter anderem die Offenlegung des gleichnamigen Baches, die Erstellung eines Weihers und die Neuanlage einer Magerwiese vorgesehen. Im Gebiet Guge an der Grenze zu Lampenberg soll schliesslich ein Waldstück aufgewertet werden.
Der Planungsbericht der zuständigen Raumplanungsfirma hält fest, dass die ökologischen Verluste infolge des Deponiebetriebs durch die geplanten Begleitmassnahmen insgesamt kompensiert würden. Gemessen in sogenannten Biotoppunkten fände sogar eine Überkompensation von 13 Prozent statt. Mit anderen Worten: Die Natur würde von der Deponie Baholde profitieren.
Uni-Projekt in der Nähe
Auch ein Forschungsprojekt in der Nähe würde nicht negativ beeinflusst. Die Universität Basel untersucht auf einer Anhöhe zwischen Hölstein und Zunzgen mit Messgeräten in Bäumen und Boden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald (die «Volksstimme» berichtete). Der Umweltverträglichkeitsbericht zur Deponie Baholde geht davon aus, dass der Wind nur selten von der Deponie in Richtung Waldversuch weht und das Experiment nicht beeinträchtigt.
Wie die geplante Deponie bei der Hölsteiner Bevölkerung ankommt, wird sich am Montag zeigen. Klar ist: Die Bautätigkeit in der Region dürfte auch im laufenden Jahr auf hohem Niveau bleiben, wie erste Prognosen zeigen. Deponien für Aushubmaterial werden also auch in Zukunft gefragt sein.
Der Informationsanlass zur geplanten Deponie Baholde findet am kommenden Montag, 10. Februar, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Rübmatt in Hölstein statt.