Christian Horisberger

Es tut sich etwas am Sissacher Bahnhof. Seit rund einem Jahrzehnt ist die Rede von drei grossen Überbauungen zwischen Bahnhof und Begegnungszone. Grundstücke und Liegenschaften wechselten die Hand, Quartierpläne wurden erstellt, abgeändert und einer wurde sogar bereits bewilligt. Nur gebaut worden ist noch nichts. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern.

Wie die Helvetia Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft AG mitteilt, hat sie für das 2016 erworbene Tobler-Areal (ehemals Six Madun) kürzlich einen Studienauftrag für dessen Weiterentwicklung lanciert. Vier Basler Planungsbüros sollen Vorschläge erarbeiten, wie das knapp 3000 Quadratmeter grosse Tobler-Gelände sowie zwei angrenzende Parzellen in privater Hand künftig genutzt werden können.

Erklärtes Ziel der «Helvetia» ist es, an der prominenten und zentralen Lage Bauten «mit hoher architektonischer und aussenräumlicher Qualität» zu realisieren. Die Investorin rechnet aufgrund der Zonenvorschriften und unter Berücksichtigung der umliegenden Bebauungsstrukturen für ihr Grundstück mit einem Potenzial für voraussichtlich 40 Mietwohnungen sowie 5 Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Die «Helvetia» legt den Fokus auf 2½- bis 3½-Zimmer-Wohnungen, da in Sissach ein Mangel an kleineren bis mittleren Wohnungen festgestellt worden sei. Für die Gewerberäume seien Büros oder Praxen denkbar, ebenso kleinere Verkaufsgeschäfte, sofern damit das Angebot in der Begegnungszone sinnvoll ergänzt werden könne. Antworten zum Potenzial der beiden Nachbarparzellen würden die Ergebnisse aus dem Studienauftrag bringen.

Tiefgarage mit Gemeindeanteil
Die Lage des Grundstücks stellt die Planer vor vielerlei Herausforderungen: Die Erschliessung ist so zu organisieren, dass der Verkehrsfluss auf der Bahnhofstrasse gewährleistet bleibt, und die Bahnlinie erfordert einen wirksamen Lärmschutz. Ausserdem soll aufgrund der angrenzenden denkmalgeschützen Gebäude ein guter baulicher Übergang zu den benachbarten Bauten geschaffen werden. Somit dürfte sich die Höhe der neuen Gebäude an den bestehenden Liegenschaften orientieren. Auch beim Parkieren gilt es, äussere Umstände zu berücksichtigen: Laut Auskunft der «Helvetia» hat die Gemeinde Sissach ihr Interesse signalisiert, sich an der Tiefgarage der Überbauung zu beteiligen. Gemeinderat Stephan Marti bestätigt, dass die Gemeinde unterirdisch öffentlichen Parkraum schaffen möchte und man dies der «Helvetia» im Zusammenhang mit dem Studienauftrag mitgeteilt habe. Vorstellbar ist laut Marti die Einrichtung eines ganzen Parkdecks mit 60 bis 80 Plätzen, idealerweise mit einem direkten Zugang zur Begegnungszone. Die Möglichkeiten würden dann im Rahmen der Ergebnisse aus dem Studienauftrag aufgezeigt. Die Frage nach der Finanzierung lässt Marti noch offen: Um sie zu beantworten, sei es zu früh.

Die Versicherung möchte ihr Areal möglichst zügig zur «neuen Visitenkarte für den Sissacher Bahnhof» machen: Im kommenden Winter sollen die Ergebnisse des Studienauftrags öffentlich gemacht werden. Anschliessend wird auf der Basis des ausgewählten Projekts das Quartierplanverfahren mit Bebauungs- und Aussenraumkonzept in Angriff genommen. Der Quartierplan wird anschliessend der Gemeindeversammlung unterbreitet. Sagen die Sissacherinnen und Sissacher Ja, folgen Detailplanung und Baubewilligungsverfahren. Anfang 2025 möchte die «Helvetia» mit den Bauarbeiten beginnen und den neuen Komplex Ende 2026 einweihen können.

Gemeindepräsident Peter Buser freut sich über die konkreten Absichten der «Helvetia» und damit über eine klare Verbesserung der heutigen Situation. Der Bau von neuen Mietwohnungen an bester Lage sei richtig, da die Nachfrage nach Wohnraum gross sei. Ehe die Bagger auf dem Tobler-Areal auffahren, dürfte die benachbarte Parzelle bereits bebaut sein. Die Firma Heid Küchen AG hatte ihr Areal hinter der «Wystube Tschudy» zwischen Gartenweg und Rössligasse entwickelt, der «Quartierplan 2 Bahnhof – Zentrum» wurde bereits im Frühling 2019 von der Gemeindeversammlung bewilligt. Gemäss Geschäftsführer Frank Heid hat sein Unternehmen das Grundstück samt Quartierplan vor wenigen Tagen an die «Mettler2invest AG» verkauft.

Baubeginn im kommenden Jahr
Die Immobilienentwicklerin will die Bebauung zügig angehen. Auf der Basis des Quartierplans erstellt sie drei miteinander verbundene Gebäude mit voraussichtlich 22 Eigentumswohnungen (2½, 3½ und 4½ Zimmer). Zum Gartenweg hin sind zudem Verkaufsgeschäfte vorgesehen. Die Überbauung beinhaltet ferner eine Einstellhalle mit rund 36 Parkplätzen. Gemäss Projektleiter Rolf Bühler, der die Entwicklung des Areals von Anfang an begleitet hat, soll in 6 bis 8 Monaten die Baueingabe erfolgen. Bei einem glatten Verlauf des Bewilligungsverfahrens könne der Baubeginn Anfang 2023 erfolgen. Somit wären die Wohnungen im Frühling 2025 bezugsbereit.

Nach wie vor nicht in trockenen Tüchern ist der Quartierplan für das Areal zwischen dem «Cheesmeyer» und dem Bahnhof, der «QP 1». Gemäss Robert Häfelfinger junior, dessen Familie Eigentümerin des Grundstücks ist, sei der Quartierplan in Bearbeitung; diese Woche habe ein Treffen mit der Arealbaukommission stattgefunden. «Wir sind auf einem guten Weg», versichert der Architekt auf Anfrage. Wann der Plan öffentlich aufgelegt wird, liess er offen.

Bebauung nimmt Fahrt auf

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title