David Thommen

In der neuen Vorlage an den Landrat geht es vorerst um die Projektierung der Erweiterung und Erneuerung der Sissacher Kläranlage. 1,4 Millionen Franken werden dafür veranschlagt. Erst in einem zweiten Schritt wird der Landrat den Baukredit bewilligen müssen, der sich laut heutigen Schätzungen auf immerhin rund 24 Millionen Franken belaufen wird. Die Realisierung soll 2028 abgeschlossen sein.

Letztmals im grösseren Stil ist die Sissacher Kläranlage 1994 erweitert worden. Seither ist sie auf 28 600 sogenannte Einwohnerwerte dimensioniert, was den Realitäten längst nicht mehr entspricht. Die aktuell tatsächlich eintreffende organische Belastung der ARA betrage rund 45 000 Einwohnerwerte. In diese Werte eingerechnet ist auch die Schmutzfracht aus Industrie- und Gewerbebetrieben.

Die Kapazitätsreserven der ARA seien schon seit Jahren aufgebraucht und die Anlage laufe längst am Anschlag, was sich bei hoher Belastung in der Betriebsstabilität negativ bemerkbar mache. Laut dem Bericht ist das Wasser, das nach der Klärung in die Ergolz geleitet wird, häufig zu schmutzig. Dies sei nicht zuletzt deshalb problematisch, weil sich im Ergolztal unterhalb der Einleitstelle Trinkwasserfassungen befinden.

Nach dem Ausbau soll die Kapazität der Anlage mehr als doppelt so hoch sein. Ausgerichtet wird sie auf 62 000 Einwohnerwerte, womit die Kapazität bis ins Jahr 2050 sichergestellt sein sollte, wie es im Bericht heisst. Die maximale Abwassermenge, die behandelt werden kann, soll dann 370 Liter pro Sekunde betragen.

Die mechanische und die biologische Reinigungsstufe müssen dafür deutlich erweitert und mit modernerer Technik betrieben werden. Landreserven für den Ausbau bestehen nicht: Das Areal der ARA wird allseits von bestehenden Strassen und der Ergolz begrenzt. Auch in die Höhe kann nur begrenzt gebaut werden, da über das Areal eine Brücke führt.

Ursprünglich war geplant gewesen, als neue Technologie das sogenannte Membranverfahren zu installieren, damit vor dem Einleiten des Wassers in die Ergolz letzte Mikroverunreinigungen eliminiert werden können. Konkret hätte dies den Einsatz von Aktivkohle bedeutet. Berechnungen hätten jedoch gezeigt, dass der Betriebsaufwand mit diesem Verfahren um jährlich 1 Million Franken steigen würde. Daher schwenkt der Kanton nun auf eine andere Technologie um: Zum Einsatz sollen sogenannte Scheibenfilter mit Mikrofaser-Tuchfiltermatten kommen. Die Reinigungsleistung von Kläranlagen sei auch mit dieser Technologie ausgezeichnet.

Im Jahr 2020 ist laut dem Bericht der Regierung bereits ein Pilotversuch mit diesem neuartigen Filter erfolgreich durchgeführt worden. Einschränkend wird festgehalten, dass trotz des Ausbaus die Anforderungen an die Wasserqualität in der Ergolz nicht jederzeit eingehalten werden könnten. Vor allem dann nicht, wenn das Gewässer in Trockenphasen wenig Wasser führt und das Abwasser aus der Anlage nur schwach verdünnt wird. Optional komme auch noch eine UV-Desinfektionsanlage in der Auslaufstrecke infrage, heisst es andernorts im umfangreichen Bericht.

Standort Sissach bleibt
Wie der Vorlage zu entnehmen ist, wurde der ARA-Standort Sissach mit seinem Einzugsgebiet von 19 Gemeinden insgesamt auf den Prüfstand gestellt. Alternativ wäre infrage gekommen, die Abwässer aus dem Oberbaselbiet in einem Kanal nach Füllinsdorf zu leiten, um sie dort in der ARA «Ergolz 2» zu reinigen. Dort wäre ein weiterer Ausbau nötig geworden. Da die Sissacher Anlage aber noch in einem guten baulichen Zustand ist, sei die Schliessung der ARA «Ergolz 1» «derzeit nicht interessant». Für zumindest «einen weiteren Lebenszyklus» halte man daher an Sissach fest.

Anders entschieden hat der Kanton unlängst im Fall der ARA in Bubendorf: Der Landrat hat bereits beschlossen, dass diese Anlage stillgelegt und das Abwasser aus den beiden Frenkentälern künftig in Füllinsdorf geklärt wird.

Ausbauen statt aufheben

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