Rückenwind für Windenergie

  20.02.2025 Baselbiet, Baselbiet, Bauprojekte, Energie/Umwelt

Neuer Verein will Stromversorgung stärken und dafür politisch Einfluss nehmen

In der Region Basel sollen künftig vermehrt auch Windkraftanlagen für Energie sorgen. Grosses Potenzial in der Windenergie sehen die Initiantinnen und Initianten des Vereins Pro Wind Nordwestschweiz. In Oberwil fand die sehr gut besuchte Gründungsversammlung statt.

Thomas Immoos

Vor rund einem Jahr haben sich einige Personen aus der Region Basel zusammengesetzt mit dem Ziel, in der Nordwestschweiz «im Bereich der Windenergie etwas bewegen zu wollen», sagte Sabine Mehring (Ettingen), designierte Co-Präsidentin des Vereins Pro Wind Nordwestschweiz an der Gründungsversammlung im Schulhaus Marbach in Oberwil. Sie und auch die anderen Initianten zeigten sich sehr erfreut über den grossen Aufmarsch Interessierter. Mehring erinnerte daran, dass es in der Region schon vor Jahrzehnten gute Projekte und Pioniere gegeben habe, die sich um erneuerbare Energien gekümmert hätten. So wurden bereits in den 1960er-Jahren in Ettingen auf dem Schulhaus- und dem Kirchendach Solaranlagen installiert.

Markus Stokar, designierter Präsident, betonte, dass man einen unabhängigen Verein gründen wolle. Dabei seien die Energieunternehmen der Region als Partner erwünscht. «Wir brauchen Windenergie», betonte er. Zum einen als Ersatz der endlichen Energielieferanten wie Öl, Benzin und Diesel. Immerhin sei der Energieverbrauch trotz steigender Bevölkerung in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Trotzdem brauche es in der Schweiz rund 1000 Windkraftanlagen, um die Stromversorgung sicherzustellen. Zurzeit gibt es 47 Grossanlagen, die im vergangenen Jahr rund 170 000 Megawattstunden Windstrom produzierten. Damit können etwa 50 000 3-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden.

Windkraft trage, so Stokar weiter, dazu bei, vor allem die Engpässe im Winterhalbjahr zu mildern, wenn es in der Schweiz besonders windig sei, während die Photovoltaikanlagen vor allem im Sommerhalbjahr genutzt werden können. «Das Windpotenzial in der Schweiz liegt bei rund 30 Terawattstunden», im Baselbiet bei 0,6 TWh, wovon zwei Drittel auf den Winter entfallen könnten.

Stokar wies auch darauf hin, dass die Gegner der Windkraftanlagen schon länger sehr engagiert seien. Unter anderem führten sie gegen die Anlagen ins Feld, dass die Windräder die Vogelbestände dezimierten. Diese Gefahr lasse sich verringern, indem man die Windanlagen während Vogelzügen abstelle. Zudem kämen jährlich 30 Millionen Vögel durch Katzen zu Tode, weitere 5 Millionen durch Glasfassaden und 1 weitere Million im Verkehr, während es bei Windkraftanlagen nur rund 1000 Vögel pro Jahr seien.

Grussworte des Vereins Pro Wind Schweiz überbrachte Nationalrat Felix Wettstein (Grüne, Solothurn). Zurzeit sei «Pro Wind» in 14 Kantonen aktiv. Bei «Pro Wind Nordwestschweiz» handelt es sich um den elften Verein schweizweit. «Wir wollen gemeinsam das Verständnis für die Windenergie schaffen, der Windenergie Rückenwind verschaffen», betonte er.

Jurahöhen gut geeignet
Die Jurahöhenzüge der Nordwestschweiz eigneten sich gut für den Bau solcher Anlagen, wie bereits bestehende Anlagen etwa auf der «Challhöhe», bei Himmelried, in Kienberg und auf dem Vogelberg (alle Kanton Solothurn) zeigten. Um weiterhin erfolgreich zu sein, sei eine kantonsübergreifende Zusammenarbeit unabdingbar. Dafür sei «Pro Wind Nordwestschweiz» mit Mitgliedern aus vier Kantonen ein gutes Modell, stellte Wettstein klar.

Die statutarischen Geschäfte der Gründungsversammlung wurden zügig verabschiedet. Im Anschluss an die GV hielt Andreas Appenzeller von der Adev einen Vortrag zum Bau und Betrieb von Windanlagen.

Die Gründungsversammlung genehmigte die Statuten des neuen Vereins Pro Wind Nordwestschweiz einstimmig. Ziel des Vereins ist es, sich für die Förderung der Windenergie in der Region Basel als wichtiges Element zur Sicherung der Stromversorgung im Winter einzusetzen. Dabei will man geeignete Standorte evaluieren, aber vor allem auch die Bevölkerung für das Thema und die Energiewende sensibilisieren. Gleichzeitig sollen die Fragen rund um Stromnetz und Infrastruktur abgeklärt werden.

Als Präsident wählte die Versammlung Markus Stokar (Oberwil), als Co-Präsidentin Sabine Mehring (Ettingen). Die weiteren Vorstandsmitglieder sind Benno Graber (Ettingen), Markus Gürber (Oberwil), Christoph Haberthür (Ettingen), Gzim Hasanaj (Therwil), Mike Keller (Binningen), Thomas Noack (Bubendorf) und Torsten Linnemann (Therwil).


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