Für Menschen, die es schwieriger haben
23.01.2025 Region, Baselbiet, Gesellschaft, Bezirk Liestal, Gemeinden, GesundheitDie Eingliederungsstätte Baselland feiert ihr 50-jähriges Bestehen – und blickt zurück
Mit einem ganzjährigen Programm feiert die Eingliederungsstätte Baselland ihren 50. Geburtstag. Was 1975 mit 40 Personen begann, ist zu einer Organisation mit 880 unterstützten Personen geworden.
Sander van Riemsdijk
2025 ist für die Eingliederungsstätte Baselland (ESB) ein besonderes Jahr: Sie feiert ein Jubiläum. Vor 50 Jahren initiierten Eltern von Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung zwei Arbeitsgruppen und eine Wohngruppe. Damit war der Grundstein gelegt für den Aufbau einer professionellen Organisation zur Begleitung von Menschen mit geistiger, psychischer, kognitiver und mehrfacher Behinderung. Als Stiftung mit öffentlichem Auftrag hat sich die ESB zu einer zentralen Akteurin der Behindertenhilfe im Baselbiet entwickelt.
1976 waren Wohnen, Arbeiten, Verwaltung und interne Dienste mit insgesamt 40 Personen noch in einem Gebäude an der Schauenburgerstrasse 16 in Liestal untergebracht. Kurz darauf, 1983, konnte auf dem Schildareal in Liestal die erste Werkstatt für Behinderte im Bereich Montage und Verpackung eröffnet werden, vier Jahre später folgte die Eingliederungsstätte «Kirschgarten» in Reinach.
Nach stetigem Wachstum erhielt die Organisation 1999 ihren heutigen Namen Eingliederungsstätte Baselland. Im Lauf der Zeit hat die ESB das Angebot an Arbeitsplätzen für Menschen mit Unterstützungsbedarf kontinuierlich ausgebaut. Auch die Zahl der Wohnplätze wurde laufend erhöht. Zum ursprünglichen Arbeitsund Wohnhaus an der Schauenburgerstrasse kamen 22 Standorte und ein breites Angebot an Arbeits-, Ausbildungs- und Wohnmöglichkeiten hinzu.
Oberstes Ziel: Integration
Heute arbeiten und leben rund 880 Menschen in den Betrieben, Tagesstrukturen und Wohngemeinschaften der ESB. Betreutes Wohnen wird an acht Standorten angeboten, wobei sich die Intensität der Betreuung nach den Möglichkeiten und Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner richtet.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der ESB war die Eröffnung des Neubaus auf dem Schildareal in Liestal, der das langjährige Provisorium ablöste. Im Jahr 2016 wurde dieser um den Bereich Stahlbau erweitert und die Mechanik ausgebaut. An diesem Standort wird täglich für immer mehr regionale Auftraggeber gearbeitet und die Basis für das oberste Ziel der ESB geschaffen: Menschen mit Unterstützungsbedarf in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Diesen Menschen wird die Chance geboten, Fähigkeiten zu entwickeln und Eigenverantwortung zu übernehmen.
Um eine erfolgreiche Integration kümmern sich die Spezialisten der ESB. 22 Prozent ihres Budgets erwirtschaftet die ESB selbst, mit Produkten und Arbeitsleistungen. In ihrer Abhängigkeit von der Schweizer Wirtschaft, die ihr Aufträge erteilt, spürt die ESB den Kostendruck. «Wir haben zwar tolle Kunden, die uns attraktive Aufträge geben, aber sie sind dem Druck des Markts ausgesetzt», sagt Daniel Seeholzer, Vorsitzender der ESB-Geschäftsleitung. «Und es ist nicht einfach, neue Kunden zu gewinnen.»
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Institution war die UNO-Behindertenrechtskonvention mit dem Credo «Nicht über uns und nicht ohne uns», die 2014 in der Schweiz in Kraft trat. Im Sinne dieses internationalen Abkommens wurde an der ESB ein Selbstvertretungsrat von Menschen mit Unterstützungsbedarf gegründet, der sich gleichberechtigt mit den ESB-Mitarbeitenden für deren Anliegen im Arbeits- und Wohnbereich einsetzt.
Ansprüche sind gestiegen
Seit ihrer Gründung bewegt sich die ESB in einem sich rasch wandelnden Umfeld. Fachliche, politische und wirtschaftliche Anforderungen haben immer wieder Anpassungen und Innovationen notwendig gemacht. Menschen mit Unterstützungsbedarf haben mehr politische Rechte, Autonomie und Selbstbestimmung erlangt. Dazu gehören erweiterte Tätigkeitsfelder (von der einfachen Montagearbeit bis zur Grundausbildung im IKT-Bereich) oder die berufliche Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung ist für die ESB zu einem wichtigen Faktor geworden, der alle Beteiligten fördert und fordert.
Die ESB versucht, auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen: von der stationären 24-Stunden-Betreuung bis zur ambulanten Wohn- und Arbeitsbegleitung. «Die ESB weiss, dass Flexibilität und Offenheit das A und O sind. Dabei stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt unseres professionellen Handelns», sagt Seeholzer.