Frischer Wind und Kaffeeduft
06.02.2025 Bezirk Sissach, Baselbiet, Sissach, GastronomieOltner Kaffeehaus expandiert in den «Cheesmeyer»
Nach der Schliessung des Bistros im Juni 2024 übernimmt das «Bloomell Coffeehouse» ab August den Gastronomiebereich im Sissacher «Cheesmeyer». Mit einem modernen Brunch-Konzept soll das Lokal überregional Kundschaft ansprechen.
Luana Güntert
Lange war es ruhig um das «Cheesmeyer»-Bistro in Sissach. Wegen mangelnder Kundschaft musste das Lokal Ende Juni 2024 schliessen. «Leider wuchs der Kundenstamm zu langsam, obwohl das Gastro-Team stets positives Feedback zur Qualität der Produkte erhielt», sagt Andreas Daniel Müller vom Verein Kulturhaus Cheesmeyer dazu. Doch er zeigt sich auch selbstkritisch und gibt zu, dass das damalige Konzept mit dem Fokus auf Regionalität, Bio-Zutaten und Hausgemachtem nicht den Bedürfnissen der breiteren Öffentlichkeit entsprach: «Zu wenige Gäste waren bereit, dafür den entsprechenden Preis zu bezahlen.»
Doch nun soll frischer Wind in das Lokal in der Sissacher Begegnungszone gebracht werden – oder besser gesagt, der Duft frisch gebrühten Kaffees: Wie der Verein bekannt gab, wird das «Bloomell Coffeehouse» ab August den Gastronomiebereich im «Cheesmeyer» übernehmen. Noch diesen Monat sollen dafür die Betriebsbewilligungen eingereicht werden. Das Oltner Unternehmen expandiert mit dem Schritt ins Baselbiet bereits zum zweiten Mal. Im 2024 hat es einen zweiten Standort in Derendingen (SO) eröffnet.
Die WGT Hospitality AG – die Firma hinter den «Bloomell Coffeehouses» – verfolgt ein trendig-urbanes Konzept und bietet an 365 Tagen im Jahr Frühstück und Brunch an. Das Angebot reicht von Pancakes und Granola-Bowls über Hummus bis hin zu klassischen und modernen Kaffeevariationen wie Espresso, Cappuccino und «Flat White».
Schon lange im Blick
Zur Zusammenarbeit des Kaffeehauses und des «Cheesmeyers» kam es durch Michael Häfeli, den Geschäftsführer der WGT Hospitality AG. «Meine Frau und ich hatten das schöne Lokal schon seit vielen Jahren im Blick. Oft haben wir gesagt: ‹Das wäre ein wunderbarer Ort für ein Kaffeehaus.› Doch wir haben diese Idee nie aktiv verfolgt», erzählt Häfeli. Im vergangenen Sommer, als der Wisner mit seiner Frau in Sissach auf Einkaufstour war, legten die beiden einen Stopp im «Cheesmeyer» ein, um einen Kaffee unter den Bäumen im Hinterhof zu geniessen. «Und so kamen wir ins Gespräch.»
Für Häfeli ist der «Cheesmeyer» ein einzigartiger Ort: «Vom ersten Moment an war uns klar: Gebäude oder Areale mit langer Geschichte sprechen für sich und passen hervorragend in unser ‹Bloomell›- Konzept, in dem wir Zeitgeist und Tradition verbinden möchten.» Weitere Vorteile bieten die zentrale Lage im Zentrum von Sissach und der gute Ruf des Lokals – bestens geeignet als Treffpunkt für die Region. Besonders schätzt Häfeli die Zusammenarbeit mit dem Kulturverein, die für ihn von besonderem Wert ist. «Wie die Vision des Kulturvereins, so ist auch unser Konzept eines der Begegnung – und der Vernetzung.»
Das «Cheesmeyer» liegt im Zentrum von Sissach, wo mit den Cafés «zum Dozenbach» und «Caprice», dem Caffè Vitrum, dem «Rubino» und der «Villa 27» innerhalb von 600 Metern bereits fünf Frühstückslokale bestehen. Ist der Markt für ein sechstes nun nicht gesättigt? Häfeli verneint: «Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. Unser Konzept hebt sich durch die Inspiration aus der ‹Coffeehouse›- Kultur in den USA und Kanada ab – das gibt es so in Sissach noch nicht.» «Bloomell» möchte zudem eine überregionale Kundschaft ansprechen: «Ich denke, viele Gäste werden zu uns kommen, die bisher nicht in Sissach anzutreffen waren.»
Weiter stellt sich die Frage, ob an 365 Tagen im Jahr das Bedürfnis nach Brunch besteht, besonders weil die modern gehaltene Karte eher eine jüngere Zielgruppe anspricht. Häfeli verweist auf das «Bloomell»-Motto «Every Day Sunday» – also jeden Tag Sonntag. «Jeder Tag ist ein Tag zum Geniessen», sagt er. Seiner Erfahrung nach hätten auch unter der Woche am Morgen viele Menschen Zeit, seien es die älteren Generationen, Teilzeitarbeitende oder diejenigen, die ein Café zum Arbeiten nutzen. «Wer es ruhiger mag, ist hier unter der Woche genau richtig. Am Wochenende herrscht in den ‹Bloomells› eine lebendige, dynamische Atmosphäre.» Obwohl das «Coffeehouse» erst im August öffnen wird, möchte das Unternehmen bereits Ende März mit einer «Light»-Version starten. «In dieser Übergangsphase übernehmen wir den Barbetrieb mit einer reduzierten Bloomell-Karte. Bei grösseren Kulturanlässen arbeiten wir weiterhin mit dem Restaurant du Coeur aus Basel zusammen», erklärt Häfeli.
Aktuell arbeitet «Bloomell» an einem neuen Gestaltungskonzept für den «Cheesmeyer». Dabei soll das Angebot für Menschen jeden Alters attraktiv sein – mit einer zusätzlichen Ausrichtung auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation, zum Beispiel durch digitale Angebote. Die Karte wird dieselbe sein wie in den bestehenden Filialen in Olten und Derendingen. Nach der Neugestaltung wird das Lokal 80 bis 100 Sitzplätze bieten.
«Eine starke Marke»
Frühstück und Brunch anzubieten, tönt nach einer machbaren Aufgabe. Weshalb braucht es dafür eine externe Firma? «Weil es anspruchsvoller ist, als es auf den ersten Blick erscheint», sagt Kaspar Geiger vom Verein Kulturhaus Cheesmeyer dazu. Es brauche einen starken Partner, der über entsprechende Erfahrung und Ressourcen verfüge. Andreas Daniel Müller ist überzeugt, dass «Bloomell» nun das schafft, was dem früheren «Cheesmeyer»-Bistro nicht gelang: «Bloomell überzeugt durch eine starke Marke und ein klar definiertes Konzept. Hervorzuheben ist auch die breite Abstützung durch mehrere Standorte», sagt er, der das «Coffeehouse» vor der Zusammenarbeit nicht gekannt hat.
Für den neuen Standort in Sissach wird Häfeli ein neues Team zusammenstellen. «Wir berücksichtigen dabei aber auch interessierte bisherige Mitarbeitende», sagt er. Zu den genauen Details der Zusammenarbeit zwischen Kulturverein und «Bloomell», etwa Pacht und Vertragsdauer, wollen sich beide Parteien nicht konkret äussern: «Wir haben gemeinsam mit der Besitzerfamilie Häfelfinger und dem Kulturverein ein umfassendes Paket geschnürt, das für alle Parteien passt und eine langfristige Lösung sicherstellt», sagt Häfeli.