AUSGEFRAGT | MARKUS THÜRIG, GENERALVIKAR DES BISTUMS BASEL

  24.05.2024 Baselbiet, Gesellschaft, Sissach, Bezirk Sissach, Kirche

«Jubiläum erfüllt mich mit Dankbarkeit»

Die katholische Kirche St. Josef in Sissach feiert während dreier Tage ihr 125-jähriges Bestehen. Der Generalvikar Markus Thürig vom Bistum Basel wird als Hauptzelebrant dem Jubiläumsgottesdienst vom Sonntag vorstehen.

André Frauchiger

Herr Thürig, welche Bedeutung hat dieser Jubiläumsanlass für Sie und das Bistum Basel?
Markus Thürig:
Dieses Jubiläum erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit für das, was Katholikinnen und Katholiken während 125 Jahren im Oberbaselbiet bewirkt haben und bis heute bewirken: das Evangelium Jesu Christi verkünden, für Land und Leute beten, sich für Menschen in Not einsetzen.

Was werden Sie in Ihrer Predigt thematisieren?
Wir werden aus dem Matthäusevangelium den Sendungsauftrag Jesu Christi an seinen Jüngerkreis hören: «Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern». Seine Worte schliessen mit der Zusage: «Siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.» Vom Vertrauen auf diese Zusage und der inneren Kraft, die aus der Verbundenheit mit Jesus Christus erwächst, will ich künden.

Welche Impulse und Ausstrahlung erwarten Sie von der katholischen Pfarrei Sissach?
Ein Rückblick in die Geschichte und auf die Menschen, die sie geprägt haben: Dies motiviert die Leute von heute, vorwärts zu schauen und mit Elan weiterhin Sorge zu tragen für das, was ihnen anvertraut wurde.

Wie kann das Bistum Basel die katholische Pfarrei Sissach in ihrer täglichen Arbeit unterstützen?
Wir unterstützen im grossen Bogen durch pastorale Impulse wie den «Pastoralen Entwicklungsplan – PEP» oder die «Pastoralen Schwerpunkte» zu den Initiationssakramenten, zur Diakonie, zur Glaubenskommunikation oder zur Gemeinschaftsbildung. Im Kleinen unterstützen wir bei Fragen, die in der Seelsorge auftauchen, etwa im Zusammenhang mit der Spendung von Sakramenten.

Viele Menschen haben als Folge der Pandemie und des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine grosse Zukunftsängste. Was kann die katholische Kirche diesbezüglich für die Menschen tun?
Die christliche Botschaft versteht alles, das lebt, als Schöpfung Gottes. Im Tod und der Auferstehung Jesu Christi bekennt die Christenheit die Neuschöpfung in Jesus Christus, das ewige Leben. Je mehr sich jemand in Jesus Christus geborgen weiss, desto mehr wächst das Vertrauen ins Leben. Gleichzeitig werden Zukunftsängste verringert. Ob ich in meinen Ausführungen näher auf Folgen der Coronavirus-Pandemie oder aktuelle Kriegsgeschehnisse eingehe, ist noch offen.

Vor dem Hintergrund der vielen naustritte auch wegen Missbrauchsfällen in jüngster Zeit: Was muss und will die Kirche tun, um wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen?
Seit 2004 führen wir verpflichtend für Seelsorger und Seelsorgerinnen Präventionskurse gegen übergriffiges Verhalten durch. Dahinter stehen Schutzkonzepte und Selbstverpflichtungen, die heute alle im Dienst der Kirche Stehenden unterzeichnen. Vorbeugen ist besser als heilen. Übergriffe zu verhindern hat höchste Priorität im Bistum Basel. Wir bringen mit Nachdruck Licht in die dunkle Vergangenheit übergriffigen Verhaltens. Dabei werden wir seit 2017 unterstützt durch eine unabhängige Meldestelle und eine Anwaltskanzlei. Sämtliche Meldungen werden aufgearbeitet, und gegebenenfalls wird Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft eingereicht. Eine zweite unabhängige Anwaltskanzlei bearbeitet zudem seit vergangenem November für uns Anträge auf Genugtuung und führt Voruntersuchungen durch, wenn ein mutmasslich strafbares Verhalten vorliegt. Dies gewährleistet eine grösstmögliche Unabhängigkeit.

Wie sehen Sie die Zukunft der katholischen Kirche im Kanton, insbesondere im Oberbaselbiet?
Der heutige Pastoralraum Frenke-Ergolz umfasst wieder das Gebiet der Pfarrei Liestal von vor 125 Jahren. Aufgrund der stark zurückgehenden Anzahl Seelsorger und Seelsorgerinnen erwarte ich, dass die derzeitigen drei getrennten Seelsorgeteams in diesem Gebiet wieder zu einem Team zusammenwachsen. Die christlichen Gemeinschaften verschiedener Konfessionen werden in ihrer gesellschaftlichen Präsenz und in ihren sozialen Diensten mehr zusammenarbeiten. Vor 125 Jahren bedeutete «Diaspora» wenige Katholiken in einem reformierten Gebiet. Heute heisst «Diaspora» wenige Christinnen und Christen in einem säkularisierten Gebiet. Doch der Grundauftrag bleibt wie eh und je: Das Evangelium Jesu Christi verkünden und es in Werken der Nächstenliebe bezeugen.

An die Pfarrei Sankt Josef in Sissach sind bereits 17 Dörfer angeschlossen. Es dürfte deshalb kaum mehr zu grösseren Fusionen wie in der reformierten Kirche kommen, oder?
Im Blick auf andere Gebiete im Bistum Basel ist es durchaus möglich, dass die Katholikinnen und Katholiken im Oberbaselbiet den Bischof bitten, mehrere Pfarreien wieder zu einer Pfarrei neu zu umschreiben. In der Ajoie im Jura sind beispielsweise jüngst 31 Pfarreien zu sechs Pfarreien neu umschrieben worden.

Sonntag, 26. Mai, 10 Uhr: Festgottesdienst mit Generalvikar Markus Thürig in der katholischen Kirche St. Josef Sissach, Felsenstrasse 14.


Zur Person

fra. Markus Thürig ist seit 2011 Generalvikar im Bistum Basel. Vorher war er in der Pfarreiseelsorge in den Pfarreien Münchenstein, Kriegstetten (SO) und Basel St. Josef tätig. Im Oktober wird er sein 40-Jahre-Priesterjubiläum feiern können.


Festprogramm «125 Jahre Kirche Sankt Josef Sissach»

fra. Festbeginn zum 125-Jahre-Jubiläum der katholischen Kirche Sankt Josef Sissach ist am Freitag, 18 Uhr. Kulinarisch gibt es an den drei Festtagen bis Sonntag unter anderem Essen vom Grill, Crêpes, Mah-Meh, Pasta, Paella und die verschiedensten Desserts. Am Freitag ist um 19.30 Uhr eine Pantomimen-Predigt mit Christoph Schwager angesagt, um 21 Uhr musikalische Unterhaltung mit dem «Ben-Lucas-Trio». Am Samstag ist von 10 bis 18 Uhr einen Floh- und Kunstmarkt auf dem Kirchenplatz. Um 14.30 Uhr werden die Behörden und sozialen Partnerorganisationen in der Kirche begrüsst. Um 15 und 17.30 Uhr werden «Die Bienentaler», DJ Francesko & Karla und der «Gruppo Folcloristico Siciliano» auftreten. Am Sonntag ab 11 Uhr ist das Festgelände bis in den Nachmittag geöffnet.


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