Alles ist bereit für das Jodlerfest
20.03.2025 Bezirk Waldenburg, Gemeinden, Gesellschaft, Kultur, ReigoldswilVerkehrsführung, Infrastruktur und Ablauf sind geregelt
Ein eng getakteter öV und ein Parkplatzangebot in Bubendorf sind die Eckpfeiler, um die 1600 Aktiven und die 15 000 erwarteten Besucher – unter ihnen wohl auch Bundesrat Beat Jans – ans Nordwestschweizer Jodlerfest zuhinterst im Hinteren Frenkental zu bringen.
Andreas Hirsbrunner
Vor anderthalb Jahren hat die Thürner FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger das OK-Präsidium fürs 33. Nordwestschweizer Jodlerfest vom 13. bis 15. Juni in Reigoldswil übernommen. Die Zusage ging ihr leicht über die Lippen, weil ihr die Pflege des Brauchtums am Herzen liegt, auch wenn sie selbst erst ansatzweise jodelt. Und sie bereut ihren Entscheid bis heute nicht, gesteht aber: «Das Präsidium beansprucht mich mehr, als ich dachte, und ich hätte daneben auch gar keine Zeit gehabt, um richtig Jodeln zu lernen. Das Fest ist ein Grossanlass.» Ihr Einsatz sei jedoch nicht vergleichbar mit dem, was beispielsweise der Logistik-Chef und sein Team leisten. Es sei unglaublich, was nur schon im Bereich Verkehr alles im Detail geregelt werden müsse.
Ob Schneeberger, ihre beiden Vizepräsidenten Raymond Tanner und Werner Thommen von den beiden Trägervereinen Jodlerklub Hohwacht Lauwil und Spitzeflüeli Waldenburg, der erwähnte Logistik-Chef Samuel Zurfluh oder die rund 50 weiteren OK-Mitglieder – sie alle arbeiten ehrenamtlich. Und was sie in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt haben, wird jetzt greifbar, da alles – vom Verkehrskonzept über die Infrastruktur bis hin zum detaillierten Ablaufprogramm – steht.
Bus fährt teils im 7-Minuten-Takt
Die grösste Knacknuss dabei: Wie bringt man die erwarteten 15 000 Besucherinnen und Besucher sowie die 1600 angemeldeten Aktiven – Jodlerinnen, Alphornbläser und Fahnenschwinger – zuhinterst ins Hintere Frenkental, ohne dass der Verkehr kollabiert?
Die Antwort: Ein so eng getakteter öV, wie ihn die Region noch nie erlebt hat. Das heisst, zu den Hauptstosszeiten am Samstag und Sonntag fährt der 70er-Bus von Liestal nach Reigoldswil und umgekehrt im 7-Minuten-Takt, ansonsten im Viertelstunden- und selbst in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag mindestens im Stundentakt. Die Festkarten der Aktiven beinhalten während der drei Festtage den öV im ganzen TNW-Gebiet zum Nulltarif.
Wer trotzdem die eigenen vier Räder bevorzugt, für den ist im tausendplätzigen Bachem-Parkhaus in Bubendorf Endstation. Spätestens hier heisst es, auf den Bus umsteigen – und bis zu 20 Franken pro Tag fürs Parken bezahlen. In Ziefen – Austragungsort des Fahnenschwingens – und Reigoldswil gibt es keine öffentlichen Autoparkplätze, einzig das Velo und den Roller kann man abstellen.
Die Einheimischen können, sofern sie ausserhalb des Fest-Perimeters wohnen, mit dem Auto auf Umwegen zu ihren Häusern gelangen. Mit Anwohnern innerhalb des Fest-Perimeters suche das Organisationskomitee nach individuellen Lösungen, sagt Vizepräsident Raymond Tanner. Der Durchgangsverkehr wird grossräumig via Holzenberg um Reigoldswil herumgeführt.
Schneeberger fasst das Verkehrskonzept so zusammen: «Es gibt kaum einen Grund, mit dem Auto zu kommen.»
30 Festbeizen
Epizentrum des Jodlerfestes ist das Geviert Gemeindezentrum-Dorfplatz-Rüschel-Schulhäuser samt Seitengassen. Hier befinden sich laut Schneeberger vornehmlich in Scheunen und Garagen von Vereinen betriebene 30 Festbeizen mit gegen 2000 Sitzplätzen, auf dem Pausenplatz des Primarschulhauses zudem einige Foodtrucks und ein Zelt, um sich zu verweilen. Das kulinarische Angebot sei breit, von Hörnli mit Gehacktem über Schnitzelbrote bis hin zu Raclette und Fondue. Schneeberger: «Ich bin begeistert von der Beizen-Vielfalt.» Zudem gebe es einen kleinen Markt mit zehn Ständen.
Und die Hauptprotagonisten? Schneeberger sagt, dass sich 72 Jodlervereine angemeldet hätten, die überwiegende Mehrheit aus der Nordwestschweiz, das heisst aus den Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Aargau und Solothurn. Die Jodelvorträge finden in den beiden Turnhallen statt; zusätzlich gibt es in der Kirche ein Angebot mit freien Darbietungen ausserhalb der Wettvorträge. Auch steht beim Dorfplatz eine Bühne, auf der Gastformationen sowie andere Jodlerinnen und Jodler spontan auftreten können. Und die Alphornbläser geniessen auf dem Tennisplatz Gastrecht.
Höhepunkte sind neben den musikalischen Vorträgen der Festakt am Sonntagmorgen mit der provisorischen Teilnahmezusage von Bundesrat Beat Jans und der abschliessende Festumzug durchs Dorf am Sonntagnachmittag, bei dem auch regionale Brauchtümer von der Fasnacht bis zu den «Nünichlinglern» präsentiert werden.
Auch wenn an Jodlerfesten nicht gross geschlafen wird, braucht es ein gewisses Übernachtungsangebot. In Reigoldswil und Umgebung wird es neben den bestehenden Hotels und B&B’s ein Ad-hoc-Angebot von Privatzimmern, Platz für Wohnmobile und zwei Massenlager in den Turnhallen von Titterten und Arboldswil geben. Ab morgen erhält das Nordwestschweizer Jodlerfest zudem eine Art vorgezogenes Gesicht: Das OK-Präsidium weiht auf dem Kreisel eingangs Bubendorf drei Holzfiguren ein, die auf den Grossanlass vom Juni in Reigoldswil hinweisen.