Janis Erne

Erleichterung. Mit diesem Wort lässt sich der momentane Gemütszustand der regionalen Gastronominnen und Gastronomen am ehesten beschreiben. Dies, nachdem der Bundesrat am Mittwoch weitreichende Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen bekannt gegeben hat. Seit gestern gilt die Zertifikats- und Maskenpflicht in den Gastrobetrieben als aufgehoben. «Vor zwei Monaten befanden wir uns noch völlig im Unklaren, wie lange und wie stark die Pandemie uns noch einschränken wird. Deshalb ist der vorgestrige Bundesratsentscheid eine emotionale Entlastung», sagt Fabienne Ballmer, Co-Präsidentin und Geschäftsführerin des Branchenverbands Gastro Baselland, auf Anfrage.

Am Mittwoch habe er die Glocken auf dem Vorplatz seines Restaurants läuten lassen, erzählt der Wirt des Oltinger «Ochsen», Markus Stocker aka «Stocky». Alle im Dorf hätten Freude und seien erleichtert. «Nun können die Menschen endlich wieder zusammenkommen», frohlockt er. Die Erleichterung ist «Stocky» im Telefongespräch anzuhören. Nach schwierigen Zeiten – zurzeit läuft eine Sammelaktion zur Rettung des Traditionslokals Ochsen, wobei binnen weniger Wochen 45 000 von 50 000 Franken zusammengekommen sind – gibt es wieder so etwas wie Hoffnung auf bessere Tage. Auch im Restaurant Tanne in Ziefen findet man die Lockerungen sehr gut: «Es ist Zeit gewesen!»

Über den Zeitpunkt der Lockerungen ist auch Alain Goepfert, Geschäftsführer mehrerer Sissacher Gastrobetriebe, sehr erfreut. Demnächst wären viele 2G-Plus-Zertifikate, die bis anhin eine Voraussetzung für einen Klubbesuch darstellten, abgelaufen. Die regionale Klubszene wurde von den Einschränkungen besonders hart getroffen. Goepferts in der Sissacher Begegnungszone liegender «Club 55» musste während der Pandemie insgesamt 17 Monate geschlossen bleiben – zu unrentabel wäre das Geschäft gewesen. Erst seit Kurzem hat das Lokal wieder geöffnet.

Es stellt sich die Frage, ob der Optimismus der regionalen Gastronominnen und Gastronomen nicht zu verfrüht daherkommt. Werden die Gäste nun wie vor der Pandemie in die Beizen strömen, oder lässt die Furcht vor einer Corona-Infektion noch einige zu Hause bleiben? Branchenverbands-Präsidentin Fabienne Ballmer ist optimistisch: «Die Freude darüber, ausgehen zu können, ist in der Bevölkerung wieder da. Nun werden auch Personen ohne Covid-Zertifikat vermehrt in die Beizen gehen. Verständlicherweise wird es aber weiterhin Leute geben, die aus gesundheitlichen Gründen vorsichtig bleiben und demnach von einem Restaurantbesuch absehen.»

Auch für Angestellte attraktiv bleiben
Mit einer Normalisierung der Besucherzahlen nach den Fasnachtsferien rechnet Dino Mengisen, Inhaber des Landgasthofs Hirschen in Diegten. «Dann», so Mengisen, «wird sich bei den Gastrobetrieben die Spreu vom Weizen trennen.» Künftig seien die Betriebe wieder auf sich allein gestellt und profitierten nicht mehr von staatlichen Zuschüssen. Deshalb gelte es, weiterhin innovativ zu bleiben. «Schliesslich sind wir heutzutage Unternehmer und nicht bloss Wirte. Man muss den Gästen etwas Spezielles bieten, um sich von der Konkurrenz abheben zu können.»

Ausserdem müsse das Gewerbe für die Angestellten attraktiv bleiben, so Mengisen. Die Zertifikatspflicht habe in der Branche zu erschwerten Arbeitsbedingungen und Personalfluktuationen geführt. Dank der Lockerungen hofft er auf Besserung: «Zum einen sind die Angestellten im Service froh, nicht mehr Polizist spielen zu müssen. Zum anderen fällt ein erheblicher Zusatzaufwand weg. Besonders am Wochenende bei vollem Haus stellte die Zertifikatskontrolle einen erheblichen Mehraufwand dar.» Ähnliches erwähnt Fabienne Ballmer im Gespräch: Die Lockerungen seien essenziell, um im branchenübergreifenden Wettbewerb um Nachwuchskräfte mithalten zu können.

Gastrobranche ist erleichtert

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