Sebastian Schanzer

Mehr als 300 Personen hatten sich zum Schulstart am vergangenen Montag vor dem Baselbieter Regierungsgebäude versammelt, um gegen die Maskenpflicht ab der 1. Primarklasse und die obligatorische Teilnahme am «Breiten Testen» zu demonstrieren. Das Bild der protestierenden Menge verfehlte seine Wirkung nicht, es war mit Widerstand gegen die vorgeschriebenen Corona-Tests vor Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts zu rechnen.

Wie sich nun zeigt, wird die Pflicht der Teilnahme am kantonalen Testprogramm aber von einer überragenden Mehrheit befolgt. Rund 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen an den bis gestern bereits getesteten Schulen sowie des Schulpersonals liessen sich die Probe entnehmen.

Vor dem Obligatorium waren es rund 75 Prozent. «Wir sind sehr zufrieden mit dieser Beteiligung», sagt Andrea Bürki vom Kantonalen Krisenstab, zumal sich unter den restlichen 10 Prozent auch viele Personen befänden, die wegen einer durchgemachten Infektion in den vergangenen drei Monaten von der Testpflicht ausdrücklich ausgeschlossen sind: «Angesichts der hohen Ansteckungsrate vor Weihnachten dürfte diese Gruppe von Personen nicht unerheblich sein», so Bürki.

Sorgen bereitet dem Krisenstab allerdings die sehr hohe Positivitätsrate an den Schulen – auch wenn dies nach den Weihnachtsferien und den Festlichkeiten in den Familien durchaus erwartet wurde: Am Montag wurden 695 Pools getestet, 101 davon waren positiv. Wie viele Personen konkret betroffen sind, ist noch unklar und wird sich erst nach abgeschlossenem «Depooling», also der Auswertung aller 2000 bis 2500 Einzeltests zeigen. Am Dienstag waren von 816 getesteten Pools 66 positiv. Zum Vergleich: In der Woche vor den Weihnachtsferien waren von insgesamt 1318 Pools 62 positiv. Die Ansteckungsrate nach den Weihnachtsferien ist also deutlich höher als jene zuvor.

Personal fällt aus
Hier offenbart sich ein weiteres Problem: Angesichts der Menge an erforderlichen Einzeltests komme es zu Engpässen bei den Testkapazitäten, so Bürki. Obwohl in jüngster Zeit mehrere zusätzliche Aussenstationen fürs Depooling im Kanton errichtet wurden, sei es derzeit nicht möglich, allen Betroffenen eines positiven Pools gleichentags einen Einzeltest anzubieten. «Wir appellieren an das Verständnis und die Geduld der Betroffenen», so Bürki. Neben den Schulen nehmen auch Unternehmen am kantonalen Testprogramm teil. Seit vergangenen Dezember ist die Beteiligung der Firmen deutlich angestiegen. Und schliesslich werde auch das Testzentrum in Muttenz sehr stark von Personen mit Symptomen frequentiert.

Zu der erhöhten Positivitätsrate und der gesteigerten Teilnahme von Schulen und Unternehmen am «Breiten Testen» kommt nun ein Personalmangel. «Wir können unsere Kapazitäten an Gesundheitspersonal nicht vollständig ausschöpfen», sagt Bürki. Einige seien selbst am Virus erkrankt und müssten sich in Isolation begeben. Andere müssten sich um ihre Kinder kümmern, weil der Präsenzunterricht noch nicht gestartet ist. Dieser könne sich angesichts der Engpässe beim Testen nun durchaus verzögern.

Gemäss der eigentlichen Planung sollten bis zum kommenden Montag alle negativ getesteten Kinder und Jugendlichen die Schule wieder vor Ort besuchen können. «Aufgrund dieser Kapazitätsengpässe ist es möglich, dass der Präsenzunterricht für einzelne Klassen noch später anfängt», sagt Bürki.

Ausschliessen könne man dies zwar nicht, sagt auch Michael Lehner, Sprecher der Bildungs-, Kulturund Sportdirektion (BKSD). «Wir rechnen allerdings mit einem Start des Präsenzunterrichts nach Plan.» Der Grund: Seit gestern nimmt die Anzahl zu testender Pools an den Primar- und Sekundarschulen ab. Dadurch werde auch das Depooling weniger stark beansprucht. Und für die Klassen, die erst am Freitag getestet werden, habe man mit dem Wochenende zusätzlich Zeit fürs Depooling. Derweil haben die am Montag negativ getesteten Klassen heute bereits mit dem Präsenzunterricht begonnen.

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