«Spontan ist ja auch nicht schlecht …»

  29.02.2020 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Sissach, Gemeinden, Fasnacht

Gemeindepräsident Peter Buser über das, was an fasnächtlichen Aktivitäten dennoch möglich bleibt

Peter Buser, können Sie mit diesem Entscheid des Bundesrates leben?
Peter Buser:
Es ist unglaublich schade für alle, die nun ganz lange Zeit für die Fasnacht gearbeitet haben. Aber ich kann insofern damit leben, dass das Verbot flächendeckend gilt. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass der Entscheid nicht an uns delegiert worden ist. Abgesehen davon fehlt uns Gemeinden die fachliche Kompetenz, solche Entscheide zu treffen. Es ist vernünftig, gleich alles abzusagen. Die Zeit, um sauber zu kommunizieren, was allenfalls dennoch durchgeführt werden könnte, haben wir nicht.

Sie sind selber Fasnächtler. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Es ist im ersten Moment eine riesige Enttäuschung. Ich bin noch durcheinander und weiss noch nicht, wie die nächste Woche nun aussehen soll. Die Fasnacht ist sonst immer von Sonntag bis Donnerstagnacht streng durchgetaktet. Jetzt muss ich mich zuerst orientieren, wie das aussehen könnte.

Wie viel vergebliche Arbeit steckt bei Ihnen persönlich bisher drin?
Alle Aktiven haben immens viel Arbeit geleistet. Für mich war es so mancher Abend über viele Wochen.

Ist das nun verloren oder kann man die Fasnacht nachholen?
Nein, einen Monat später oder so wird man das nicht nachholen können, schon rein von der Organisation her. Abgesehen davon hat man als Clique ja auch ein Sujet gewählt, das irgendwann alt wird. Einzelne Gruppen haben vielleicht ein zeitloses Thema, das sie kommendes Jahr dann wieder ausspielen können …

Was bedeutet die Absage für Sissach als Fasnachtszentrum?
Das grösste Volksfest des Jahres findet nicht statt. Der Schaden ist ganz sicher für die Gastronomie riesig. Bestimmt sind die Umsätze an der Fasnacht wichtig für die Restaurants; sie schaffen sich in dieser Zeit Reserven für den Rest des Jahres.

Was unternimmt die Gemeinde, wenn plötzlich doch unbeirrbare Gruppen aufmarschieren und finden, sie machen trotzdem Fasnacht?
Ich denke, dass so oder so etwas stattfinden wird. Einfach spontan und unorganisiert, vielleicht eine lockere Fasnacht wie vielleicht vor 60 oder 70 Jahren. Die Gemeinde wird nur dann aktiv, wenn es Reklamationen der Anwohnerschaft geben sollte. Wir werden von der Gemeinde aus eine spontane Fasnacht nicht unterbinden. Auch in den Beizen wird sicher etwas stattfinden. Spontan ist ja auch nicht schlecht …

Die Gemeinde alarmiert also nicht die Polizei, wenn irgendwo zu viele Menschen beieinander stehen?
Nicht, wenn alles geordnet bleibt. Wir haben ja keine Ausgangssperre, jeder kann sich frei bewegen.

Sie selber werden ebenfalls als Fasnächtler unterwegs sein?
Ich kann es derzeit noch nicht abschätzen. Wie gesagt, diese Situation ist überraschend. Wir werden das innerhalb der Clique besprechen.

Gelten eigentlich die Freinachtbewilligungen noch?
Grundsätzlich ist mit dem Entscheid der Absage der Fasnacht auch der Charakter des Volksfestes aufgehoben. Somit gelten eigentlich dieselben Regeln wie das ganze Jahr. Wir hoffen aber auf ein gewisses Verständnis für diese Situation, sodass die Regeln etwas grosszügiger ausgelegt werden können.
Interview David Thommen

 


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