Die Fasnacht fällt flach

  29.02.2020 Baselbiet, Fasnacht

Das Coronavirus macht der Fasnacht und allen anderen Grossveranstaltungen einen dicken Strich durch die Rechnung. Auch im Oberbaselbiet sind die meisten Fasnachtsveranstaltungen abgesagt. Es bleibt vermutlich dennoch einiges möglich.

vs. Am Donnerstagabend ist bekannt geworden, dass sich zwei Personen in der Region Basel mit dem weltweit grassierenden Coronavirus angesteckt haben. Auch aus anderen Schweizer Regionen wurden laufend immer mehr Fälle von Infizierungen bekannt. Gestern morgen zog der Bundesrat die Notbremse: Alle grossen Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern sind ab sofort und mindestens bis zum 15. März verboten. Dies, um eine weitere Ausbreitung des Virus in der Schweiz zu verhindern – oder wenigstens zu verlangsamen.

Betroffen ist in unserer Region in erster Linie die Fasnacht, die am Sonntag mit Umzügen in Sissach, Liestal (samt «Chienbäse»-Umzug) und Oberdorf beginnen sollte. Auch die Basler Fasnacht, die am Montag mit dem Morgenstreich ihren Auftakt hätte nehmen sollen, wurde komplett abgesagt.

«Unter Tränen»
In der ganzen Region herrschte gestern grosse Konsternation: Letztmals wurde die Fasnacht im Zweiten Weltkrieg nicht durchgeführt. Allerdings wurde dem aktuellen Entscheid des Bundesrats auch viel Verständnis entgegengebracht. Die lokalen Fasnachtsorganisatoren in Sissach oder Gelterkinden bekundeten gestern, sämtliche Anlässe zu streichen, auch solche, welche die kritische Zuschauerzahl von 1000 in aller Regel nicht erreichen. «Der Entscheid fiel unter Tränen, es ist für alle ausserordentlich schwer und wir bedauern es wahnsinnig», sagte der Sissacher Fasnachtspräsident Fabrio Fedriga gegenüber der «Volksstimme».

Inwieweit dennoch eine «spontane» Fasnacht im Oberbaselbiet stattfinden wird, war gestern Freitag noch nicht absehbar. Viele Cliquen besprachen sich erst gestern Abend oder werden dies heute Samstag tun.

Der Sissacher Gemeindepräsident Peter Buser sagt im Interview mit der «Volksstimme», dass das Veranstaltungsverbot nicht einem Ausgangsverbot gleichkomme. Es bleibe also ein gewisser Spielraum für das närrische Treiben bestehen. So wird zumindest probiert, das Guggenkonzert in Waldenburg in redimensionierter Form durchzuführen.Ein Bewilligungsgesuch dafür läuft.

Baselworld verschoben
Betroffen sind vom Veranstaltungsverbot des Bundesrats auch Profi-Fussballspiele und grössere Hockey-Matches. Alle anstehenden Fussballspiele aller Ligen wurden abgesagt, also auch bereits das Spiel FC Luzern gegen den FC Basel vom Sonntag. Profi-Hockey wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt. Weitere sportliche Grossveranstaltungen finden nicht statt, so auch der «Engadin Skimarathon» (siehe «Volksstimme» von gestern Freitag).

Ganz hart trifft es die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld. Die Messe, die für Anfang Mai geplant war, soll erst Ende Januar bis Anfang Februar kommenden Jahres stattfinden. Ein grosser Teil der Aussteller der Baselworld sei in den Entscheid zur Verschiebung der Messe involviert gewesen, schreibt die MCH Group in einem Communiqué von gestern.

Die Messeveranstalterin muss wegen des Veranstaltungsverbots auch die Gartenmesse Giardina in Zürich und die Habitat-Jardin in Lausanne verschieben. Beide Messen waren für März dieses Jahres geplant gewesen. Auf welches Datum sie verschoben werden, ist gemäss der Mitteilung noch nicht klar: Die MCH Group prüfe im Kontakt mit den Ausstellern diesbezüglich ebenfalls neue Termine, sobald es die Situation und die Behörden wieder zulassen würden.

Wirtschaft wird hart getroffen
Die MCH Group werde zudem in den kommenden Wochen die Durchführung weiterer Veranstaltungen «laufend prüfen» und darüber so bald wie möglich informieren, heisst es weiter. Über finanzielle Einbussen machte die MCH Group noch keine Angaben. Auch der Genfer Autosalon wurde gestern kurzerhand abgesagt. Zum Autosalon, der ab Montag stattfinden sollte, waren im vergangenen Jahr 600 000 Besucher gekommen.

Die Wirtschaft wird durch das Coronavirus generell hart getroffen: Der Swiss Market Index (SMI) hat bis gestern Mittag von seinem vor gut einer Woche markierten Allzeithoch rund 13 Prozent eingebüsst. Generell scheint sich mittlerweile eine gewisse Alarmstimmung breit zu machen. Beispielsweise in der Migros Sissach herrsche seit Dienstag dieser Woche ein grösserer «Run» auf Grundnahrungsmittel, war im Laden zu erfahren. Unser Leserbild von gestern zeigt, dass Büchsenvorräte derzeit sehr gefragt sind.

Theater sagt Vorstellungen ab
Konsequenzen gibt es auch für das Theater Basel: «Die Direktion hat sich entschieden, alle Theatervorstellungen im Grossen Haus (Grosse Bühne, Foyer Grosse Bühne, Kleine Bühne) bis einschliesslich Sonntag, 15. März, abzusagen», heisst es in einer Medienmitteilung. Zuschauern, die bereits ein Billett für eine der betroffenen Veranstaltungen erworben haben, werde eine Ersatzvorstellung nach dem 15. März angeboten. Die Vorstellung «John Gabriel Borkman» vom Sonntag entfällt ersatzlos. Selbstredend wurden auch sämtliche «Schnitzelbangg»-Veranstaltungen im Theater gestrichen.

Bis gestern Abend waren in der Schweiz 15 am Coronavirus erkrankte Personen bekannt; jeweils einen bekannten Fall gab es in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland. Es handelt sich um eine Mitarbeiterin einer Riehener Kinderkrippe sowie ihren Partner. Beide haben sich in Norditalien angesteckt. Zahlreiche Menschen befinden sich in der Region in Quarantäne.
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