Wichtiges Ja für den Naturpark

  19.12.2024 Bezirk Waldenburg, Politik, Langenbruck

So viele Stimmberechtigte wie noch nie besuchten eine Gemeindeversammlung in Langenbruck. Sie stimmten dem Beitritt zum Trägerverein des Naturparks hauchdünn zu. Damit dürfen die Initianten weiter hoffen, dass ihr Projekt zustande kommt.

Paul Aenishänslin

Der Besuch an der Gemeindeversammlung in Langenbruck zum Trägerverein des Naturparks Baselbiet hat für eine Rekordbeteiligung gesorgt. 109 Stimmberechtigte kamen vorgestern in die Revue. In aller Eile mussten weitere Stühle organisiert werden.

Das mit Spannung erwartete Traktandum 3, also die Frage, ob die Gemeinde beim Naturpark mitmachen soll, wurde von Gemeinderat Hans Weber vorgestellt. Da Weber während 20 Jahren den benachbarten Naturpark Thal im Kanton Solothurn geleitet hat, konnte er den in Planung begriffenen Naturpark Baselbiet sachgerecht präsentieren. Zuerst sagte er, was der Naturpark sei: «Ein Instrument zur Stärkung der regionalen Identität und Wertschöpfung sowie der Erhaltung der Natur und Landschaft.»

Dann sagte Weber, was ein Naturpark trotz anderweitigen Behauptungen nicht sei. «Die Organe eines Naturparks, also primär der privatrechtliche Trägerverein, haben weder gesetzgeberische noch gerichtliche Kompetenzen. Sie können also keine Zonenpläne erlassen oder ändern beziehungsweise raumplanerische Auflagen machen.» Das sei bei allen 17 bestehenden Naturpärken in der Schweiz so. «Die Beteiligung an Projekten des Naturparks ist für jeden Landwirt freiwillig. Es besteht in dieser Hinsicht keinerlei Zwang», so Weber weiter.

Dann ging er auf einen wichtigen Punkt ein: Sage Langenbruck jetzt Ja zum Beitritt, gelte das nur für die Jahre 2026 bis 2028, was einer Probezeit gleichkomme. Weber: «Eine Gemeinde wie Langenbruck mit 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern zahlt pro Jahr höchstens 5000 Franken an den Trägerverein. Wir können davon ausgehen, dass wir bei guten Projekten ein Mehrfaches vom Naturpark zurückerhalten.» In der anschliessenden Diskussion lösten sich Wortmeldungen zustimmender und ablehnender Haltung ab. Es wurde gesagt, dass viele Landwirte im Naturpark Thal und insbesondere auch im Naturpark Entlebuch gute Erfahrungen gemacht hätten. Dies dank der geförderten Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Auch trage der Naturpark zu einem sanften Tourismus bei, sagt ein Votant.

Als negativ wurde ins Feld geführt, dass mehrere Naturpärke zu viel Geld ins Personal stecken und unnütze Hochglanzprospekte produzieren würden oder mehr Touristen anlocken, die viel Abfall hinterlassen. Die Schlussabstimmung endete knapp: Mit 54 Ja- zu 51 Nein-Stimmen bei 4 Enthaltungen wurde dem Beitritt zugestimmt.

Genug Reserven
Das Budget 2025 sieht erstmals Ausgaben und Einnahmen von mehr als 5 Millionen Franken vor: einen Aufwand von 5,135 Millionen Franken und einen Ertrag von 5,064 Millionen, was einen Ausgabenüberschuss von 70 913 Franken ergibt.

Kostentreiber sind die Bildung, die Gesundheit, Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und die Raumplanung. Die Steuerfüsse für natürliche Personen (56 Prozent) und juristische Personen (55 Prozent) sowie alle Gebührensätze bleiben unverändert. Die Gemeinde Langenbruck erfreut sich mit einem Eigenkapital von rund 10 Millionen Franken nach wie vor einer guten Finanzlage. Nach kurzer Diskussion wurde das Budget grossmehrheitlich genehmigt.


«Rollen das Feld von oben auf»
vs.
Das Ja in Langenbruck stimmt die Parkbefürworter positiv. «Die Chancen bleiben intakt», sagt Johannes Sutter, Vizepräsident des Trägervereins. Nachdem es für den Park lange Zeit schlecht aussah, sind Sutter und seine Mitstreitenden sozusagen wieder im Geschäft. Langenbruck ist für den Naturpark Baselbiet nicht nur wegen seiner landschaftlichen Schönheit wichtig, sondern auch wegen seiner Grösse (15,6 Quadratkilometer). Für die Errichtung sind bekanntlich mindestens 100 Quadratkilometer zusammenhängender Fläche nötig.
Mit der Beteiligung der Gemeinde Langenbruck verschiebt sich die Frage, ob der Park zustande kommt, ins nächste Jahr. Im Bezirk Sissach sieht es zwar düster aus. Ein Park von Langenbruck über das Waldenburgertal und die Frenkentäler bis in den Raum Liestal ist aber nach wie vor möglich. Im Frühjahr stehen wichtige Entscheide an Gemeindeversammlungen an – so etwa in Waldenburg, Oberdorf und Niederdorf. Es ist auch denkbar, dass in Gemeinden, in denen der Parkbeitritt abgelehnt wurde, das Referendum ergriffen wird. Entscheidend wird ausserdem sein, wie sich die Stadt Liestal positioniert.
Johannes Sutter vom Trägerverein blickt positiv nach vorne: «Trotz grosser Anstrengungen der Gegner lebt unser Projekt weiter. Jetzt rollen wir das Feld von oben auf», sagt er mit Blick auf Langenbruck, die höchstgelegene Gemeinde im Baselbiet. Wenn die Mindestfläche steht, ist es laut Sutter gut möglich, dass sich weitere Gemeinden dem Naturpark Baselbiet anschliessen – sei es in der Errichtungsphase oder ab dem Jahr 2029 in der Betriebsphase.


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