Solidarität setzt Zeichen für alle
07.11.2024 BaselbietGemeinden rufen mit Erfolg zur Spendenaktion auf
Der Grossbrand in Buus hat eine starke Solidaritätswelle ausgelöst. Auch in Wintersingen und Diegten zeigte die Bevölkerung Zusammenhalt, indem sie eine Spendenaktion für Asylsuchende startete.
Sander van Riemsdijk
Ende August fingen im Dorfkern von Buus zwei Wohngebäude an der Kirchgasse Feuer. Die Wohnungen konnten nicht mehr gerettet werden und sind seitdem unbewohnbar (die «Volksstimme» berichtete). Die Familien, die Hab und Gut durch den Brand verloren hatten, mussten anderweitig untergebracht werden.
Der Brand löste unter der Bevölkerung rasch eine beispiellose Solidaritätsaktion mit neuen Unterkünften und vielen gespendeten Haushaltsgegenständen aus, die bereits eine Woche später beendet werden konnte, wie in einem Schreiben der Gemeindeverwaltung Anfang September zu entnehmen war. «Wir sind völlig überrannt worden mit Material», sagt dazu Gemeinderat Thomas Zumbrunn.
Die Bevölkerung des Weindorfs setzte damit ein klares Zeichen der Solidarität, wie Gemeindepräsidentin Nadine Jermann «nach dem anfänglichen Schock» mit Dankbarkeit und Freude feststellen konnte. «Buus ist mit seinen grossen Vereinsstrukturen ein Dorf, das zusammenhält. Man kennt sich und ein solches schreckliches Ereignis, notabene mitten im Dorfkern, schweisst natürlich zusammen.» Überrascht ist sie von der Schnelligkeit der Hilfe, ohne dass überhaupt ein Aufruf erfolgt war.
Dagegen musste die Gemeinde Wintersingen, als sie Einrichtungsgegenstände und Haushaltsutensilien für eine fünfköpfige asylsuchende afghanische Familie mit drei Kleinkindern suchte, die gemäss Gemeinderat Daniel Engel im November in eine gemeindeeigene Wohnung aufgenommen werden sollte, im Dorf zwei Mal einen Aufruf starten. Derzeit werde die Unterkunft instand gesetzt, damit die Familie bald einziehen könne, so Engel. Da es vor allem an Möbeln und Utensilien für Kleinkinder und ein Baby fehlte, hat die Gemeinde Anfang Oktober im Gemeindeblatt einen Solidaritätsaufruf gestartet. «Die Resonanz auf den ersten Aufruf war sehr gut», sagt Engel, «aber wir hatten noch nicht alles zusammen.»
«Aufruf war sehr hilfreich»
Deshalb folgte einige Wochen später der zweite Aufruf, der eine ähnliche Reaktion im Dorf auslöste, mit dem Ergebnis, dass die gelieferten Waren den Bedarf nun mehr als decken. Engel ist beeindruckt von der Solidarität, die der Aufruf, die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen, auch beim zweiten Mal bei einem Teil der Dorfbevölkerung auslöste.
Gross war auch die Solidarität vor fast einem Jahr in Diegten, als der Schweinestall des Hofs Ebnet Ende Dezember niederbrannte. Die betroffene Betreiberfamilie äusserte sich dazumal bei aller Traurigkeit um den Verlust zahlreicher Tiere sehr dankbar über die Unterstützung von helfenden Nachbarn und Freunden. Ebenfalls in Diegten herrschte dann im Sommer eine bemerkenswerte Solidarität, als im Rahmen eines Bring-Tags ein Aufruf für Einrichtungsgegenstände und Haushaltswaren im örtlichen Pfarrhaus für mehr als ein Dutzend ukrainische Flüchtlinge bei der Bevölkerung und bei Unternehmern auf grosses Echo stiess. «Der Spendenaufruf war sehr hilfreich. Wir haben fast alle benötigten Sachen erhalten», sagt Geneviève Kocher von der Sozialhilfe Diegten auf Nachfrage.
Es ist ermutigend zu sehen, dass in einer unsicheren Weltlage und trotz zunehmender gesellschaftlicher Individualisierung nach wie vor ein starker Gemeinschaftssinn besteht. Besonders in Zeiten der Not zeigt sich, dass Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld Nachbarschaftshilfe leisten und Solidarität leben. Ob man nun für die eigene Dorfbevölkerung spendet oder für Asylsuchende, die bis auf einige Ausnahmen ebenfalls unsere Unterstützung brauchen, ist dabei nicht relevant.