Regierung unterstützt Naturpark

  07.11.2024 Baselbiet, Politik

Noch bevor die Gemeinden über die Errichtung des Naturparks Baselbiet entschieden haben, teilt der Regierungsrat mit, dass er das Projekt unterstützt. Der Park fördere den Naturschutz, den Tourismus und die Wirtschaft. Die Kritiker bleiben skeptisch bis ablehnend.

Janis Erne

Der Regierungsrat stellt sich hinter den geplanten Naturpark Baselbiet. Er beantragt dem Landrat, die finanzielle Unterstützung des Projekts zu genehmigen. Die entsprechende Vorlage wurde vorgestern veröffentlicht. Der Regierungsrat will, dass sich der Kanton trotz angespannter Finanzlage an der dreijährigen Errichtungsphase des Parks mit maximal 400 000 Franken pro Jahr beteiligt.

«Es handelt sich dabei um ein Kostendach», stellte Volkswirtschaftsdirektor Thomi Jourdan (EVP) am Dienstabend an einem Podium des Naturpark-Trägervereins in Liestal klar. Der Kanton beteilige sich mit dem gleichen Betrag am Park wie die Trägergemeinden zusammen. Wie hoch dieser Betrag sein wird, hängt davon ab, wie viele Gemeinden beim Naturpark mitmachen werden.

Im Perimeter liegen insgesamt 56 Gemeinden des oberen und mittleren Baselbiets. Doch schon jetzt zeigt sich: Längst nicht alle Gemeinden dürften sich am Naturpark beteiligen. Das sieht auch die Präsidentin des Trägervereins, Florence Brenzikofer, so. An der erwähnten Podiumsdiskussion sagte die Grünen-Nationalrätin aus Oltingen, es zeichne sich bereits ab, dass nicht alle Gemeinden Teil des Parks sein werden. «Wir rechnen Stand jetzt mit 20 bis 25 Gemeinden, die mitmachen.» Für das Zustandekommen des Naturparks ist keine Mindestanzahl von Gemeinden erforderlich, jedoch eine zusammenhängende Mindestfläche von 100 Quadratkilometern. Ob das Parkprojekt weiter verfolgt werden kann, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Dann entscheiden bis zu 56 Gemeinden über den Beitritt zum Trägerverein und damit über die Teilnahme an der Errichtungsphase des Parks, die von 2026 bis 2028 dauern soll.

Mit Arboldswil hat bereits eine Gemeinde grünes Licht gegeben, noch diesen Monat folgen Entscheide von rund 15 Gemeinden. Die wenigen verbleibenden Tage bis zu den nächsten Gemeindeversammlungen nutzen die Park-Initianten, um für ihr Projekt zu werben. Nicht nur mit Infoveranstaltungen in den Dörfern, sondern auch mit einer Podiumsdiskussion. Am Dienstagabend diskutierten Regierungsrat Thomi Jourdan, der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt («Mitte») und der Ormalinger Landwirt Andreas Itin unter der Leitung von SRF-Moderatorin und «Volksstimme»-Kolumnistin Seraina Degen über das Parkprojekt.

Druck auf Bauern befürchtet
Jourdan erläuterte, weshalb der Regierungsrat das Projekt unterstützt. So komme der Park nicht nur der Natur und dem Tourismus zugute, sondern sei auch «ein Baustein» der Standortförderung. «Der ländliche Raum wird durch den Park sichtbarer», so der Volkswirtschaftsdirektor aus Muttenz. Nationalrat Müller-Altermatt, der erste Leiter des Naturparks Thal, pflichtete Jourdan bei: «Ein Naturpark schafft Wertschöpfung und Wertschätzung für eine Region.»

Müller-Altermatt zeigte dies anhand seiner Heimatregion auf. Der Niedergang der Industrie im Thal im 20. Jahrhundert habe die Region hart getroffen und zu einer Art Schockstarre geführt. Mit dem 2009 gegründeten Naturpark Thal sei die Region wieder auf die Schweizer Landkarte zurückgekehrt, so Müller-Altermatt. Verschiedene erfolgreiche Projekte und ein Produktlabel hätten realisiert werden können. «Unsere Bauern verkaufen ihren Käse und ihre Wurst jetzt bei Coop.»

Für diese Begeisterung hatte Andreas Itin – ein Kritiker des Naturparks Baselbiet – nur ein müdes Lächeln übrig: «Labelprodukte sind schön und gut, aber nicht in jedem Fall verkaufsfördernd.» Itin, selbst erfolgreicher Direktvermarkter, kritisierte die hohen Verwaltungskosten eines Naturparks und den Druck auf die Bauern, der zunehmen werde. «Das Bundesamt für Umwelt als Geldgeber wird mehr Natur verlangen.»

Thomi Jourdan versuchte, Itin und die anderen skeptischen Landwirte im Saal einzufangen. Er verstehe die Ängste der Bauernschaft, sagt er. Darauf müsse in der allfälligen Errichtungsphase des Parks ein Schwerpunkt gelegt werden. Müller-Altermatt fügte hinzu, dass der bereits «durchregulierte Naturschutz» das geringste Problem der Bauern sei. Vielmehr hätten sie mit dem Margendruck, der Abhängigkeit von wenigen Grossverteilern und der Geringschätzung ihrer Arbeit zu kämpfen.

Itins Sorge galt aber nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch dem Naturschutz. Zu viele Besucher würden der Region schaden, sagte er. Als Beispiel nannte er das Naturschutzprojekt Obstgarten Farnsberg von «BirdLife Schweiz», an dem er als Landwirt beteiligt ist. Dessen Leitungsgruppe lehne den Park ab, weil zu viele Besucher der Vogelpopulation schaden würden, so Itin.

Müller-Altermatt und Jourdan entgegneten, die Besucher kämen mit der Zeit sowieso. Der Naturpark könne zusammen mit Baselland Tourismus die Besucherströme lenken. Müller-Altermatt nannte Beispiele aus seiner Heimat: Im Naturpark Thal gebe es ein Parkleitsystem und Ranger, die für Ordnung und Sauberkeit sorgten.

Ein Instrument der Gemeinden
Trägerverein-Präsidentin Florence Brenzikofer betonte in einem ihrer Voten die Wichtigkeit von naturund landwirtschaftsnahen Bildungsprojekten. «Heute fehlt es in diesem Bereich an Fachleuten und Geld.» Der Park wolle diesbezüglich in die Bresche springen. Auch das Projekt «Bim Buur in d’Schuel» solle wiederbelebt werden, so Brenzikofer. Ihr Vizepräsident, der Arboldswiler Gemeindepräsident Johannes Sutter, ergänzte, der Naturpark sei ein Instrument der Gemeinden. «Sie können Projekte entwickeln und darüber entscheiden.»

In einem ersten Schritt müssen sich die Gemeinden nun aber mit einer Grundsatzfrage auseinandersetzen: Wollen sie beim Aufbau des Naturparks mitmachen und dafür bis zu 5 Franken pro Einwohner und Jahr investieren? Tun dies genügend Gemeinden, könnte der Landrat im Frühling über die Genehmigung des Kantonsbeitrags entscheiden und der Regierungsrat anschliessend beim Bund ein Gesuch um Mitfinanzierung einreichen. Der Bund würde dann wohl die Hälfte des Parkbudgets beisteuern.


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