«Körpersprache berührt die Menschen»

  24.05.2024 Sissach, Gesellschaft, Sissach, Kirche

Pantomimen-Prediger Christoph Schwager im Gespräch

125 Jahre katholische Kirche Sankt Josef in Sissach: Zur Feier wird ein Jubiläumsfest organisiert. Auf dem Programm steht unter anderem eine Pantomimen-Predigt, aufgeführt vom Theologen und Schauspieler Christoph Schwager, der seit 25 Jahren mit Hilfe der Körpersprache Bibelgeschichten erzählt.

Sander van Riemsdijk

Herr Schwager, um was geht es bei einer Pantomimen-Predigt?
Christoph Schwager:
Bei der Pantomimen-Predigt geht es bei der Auslegung eines Bibeltextes um die Verbindung zu unserem Leben. Nicht mit dem Medium vom Wort, wie wir dies in der bekannten Predigtform kennen, sondern mit dem Medium der Körpersprache. Ich werde von Musik begleitet, die bei den normalen Predigten nie eingesetzt wird. Mit unserer Körpersprache berühren wir bei uns Menschen nicht die intellektuelle, sondern die emotionale Ebene. Dies kann nach persönlichem Erfahrungshintergrund unter Umständen sehr ergreifend sein. Ich spiele vor allem zwei Predigten.

Welche sind dies?
Einmal die «Gottesschöpfung ein Mensch zu sein», die ich auch in Sissach aufführen werde. Es geht darin um das eigene Leid, das Menschen tragen müssen. Und zweitens «Du bist gemeint».

Eine Pantomimen-Predigt soll also Emotionen auslösen?
Durchaus. Es ist eine sehr emotionale und weniger rationale Kommunikation.

Was für eine Botschaft vermitteln Sie in dieser Predigt?
Es geht darum, Mensch als Schöpfungsweg zu sein, der unter drei verschiedenen Fokussen angeschaut wird. Der grosse Fokus ist das Universum, der mittlere ist das «Mensch sein», und der engere Fokus ist das Leben des Individuums. Diese werden dann miteinander in Verbindung gebracht. Ich kann immer wieder feststellen, dass diese Form von Predigt zeitlos ist und die Menschen in den Bann zieht. Sie bietet bessere Möglichkeiten, die Menschen zu erreichen, als nur durch das gesprochene Wort.

Ist eine Pantomimen-Predigt auch für Kinder nachvollziehbar?
Ja, absolut. Das ist der grosse Unterschied zwischen einer normalen Predigt und einer Pantomimen-Predigt. Die Deutungsoffenheit ist bei der Pantomimen-Predigt relativ breit. Man sieht etwas und die Bilder werden interpretiert. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, wie die Bilder bei einer Person ankommen und was sie auslösen. Kinder lassen sich einfach berühren und mitreissen. Sie staunen und spüren genau, um was es bei der Gestik geht.

Wie kamen Sie vor 25 Jahren auf die Idee der Pantomimen-Predigten?
Ich bin Theologe. Zusätzlich habe ich eine Ausbildung in Schauspielerei, spezialisiert auf virtuelle Theaterkunst. In Barcelona habe ich beim Pantomimenkünstler Carlos Martinez eine Zusatzausbildung gemacht. Dieser hat den Ausbildungstag immer mit einem Bibeltext angefangen – diese war für ihn das Arbeitsbuch der Pantomime. Da kam ich auf die Idee, die beiden Berufe in Verbindung zu bringen. Die biblischen Geschichten lassen das Leben erkennbar werden: So macht dies auch der Pantomimen-Prediger. Wichtig ist, dass die Menschen sich voll und ganz darauf einlassen.

Vom 24. bis 26. Mai: Fest zum 125-Jahre-Jubiläum der katholischen Kirche Sankt Josef in Sissach.

Sonntag, 10 Uhr: Gottesdienst mit Generalvikar Markus Thürig (siehe S. 18)

Pantomimen-Predigt von Christoph Schwager am Freitag, 24. Mai, um 19.30 Uhr in der Kirche.


Zur Person

svr. Der 1957 geborene Solothurner Christoph Schwager gründete – und leitet dieses immer noch – das Schwager-Theaterinstitut in Olten. Der katholische Theologe ist seit 25 Jahren als Pantomimen-Prediger unterwegs, hauptsächlich in katholischen, aber gelegentlich auch in reformierten Gottesdiensten. In seinen bisher 260 Predigten setzt er auf die Erzählung der Bibelgeschichten durch die Körpersprache.


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