Grosszügige Spenderin
23.01.2025 Bezirk Waldenburg, Baselbiet, Gesellschaft, Gemeinden, Bretzwil88-Jährige gründet Stiftung, um der Dorfbevölkerung zu helfen
Die in Bern wohnhafte Alice Haefeli ist ehemalige Besitzerin des «Mattenhofs» in Bretzwil. Nun will sie einen Teil ihres Vermögens in eine Stiftung zugunsten der Einwohner von Bretzwil überführen.
André Frauchiger
Die 88-jährige Alice Haefeli erzählt der «Volksstimme», sie habe in ihrer Kindheit viel Zeit bei ihren Grosseltern in Bretzwil verbracht. Der «Mattenhof» an der Hauptstrasse, kurz vor der Kantons- und Gemeindegrenze zu Nunningen gelegen, sei von ihrer Familie 2004 an den heutigen Besitzer verkauft worden. Nicht aber das umliegende Land, das sowohl auf Bretzwiler als auch auf Nunninger Boden auf beiden Seiten der Hauptstrasse liegt.
Dieses Land wolle sie in eine Stiftung überführen, die vom Bretzwiler Gemeinderat kontrolliert werden soll. Es handelt sich um rund 55 400 Quadratmeter landwirtschaftlich genutztes Land, das an Bauern verpachtet ist und jährliche Pachtzinse einbringt, die in Zukunft in die neue Stiftung fliessen sollen. Zusätzlich will Alice Haefeli der Stiftung bei der Gründung 300 000 Franken in bar zukommen lassen.
Förderung und Nothilfe
Ganz einfach ist das Verfahren indes nicht: Abklärungen bei Bund und Kanton haben laut Haefeli ergeben, dass eine Landübergabe an eine nichtbäuerliche Institution wie eine Stiftung zu Lebzeiten der bisherigen Besitzerin nicht erlaubt sei. Die Übergabe könne erst nach ihrem Ableben erfolgen. Dies werde in der Stiftungsurkunde, die im Entwurf bereits vorliegt, berücksichtigt, so Alice Haefeli. Die neue Stiftung erhält nach ihrer Gründung jedoch ab sofort die Pachtzinse – und das Bargeld.
Wofür die Gelder der neuen Stiftung verwendet werden sollen – darüber hat Alice Haefeli klare Vorstellungen. Erstens sollen Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner von Bretzwil bei Bedarf Fördergelder für ihre Ausund Weiterbildung erhalten; Die Gelder sollen je nach Kapital- und Pachtzinsertrag jährlich bis zu dreimal ausgeschüttet werden. Zweitens sollen bedürftige Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner mittels Zuschüssen Unterstützung erhalten – ebenfalls bis zu dreimal jährlich. Und drittens soll die Landwirtschaft gefördert werden, indem das Land von lokalen Bauern ökologisch bewirtschaftet wird.
Der Stiftungsrat soll aus drei Mitgliedern bestehen. Die Amtsdauer wird auf vier Jahre angesetzt, wobei eine Wiederwahl möglich sein soll. Wie der Bretzwiler Gemeindeverwalter Rolf Schweizer gegenüber der «Volksstimme» ausführt, plant der Gemeinderat, eines seiner Mitglieder und eine Vertretung der Landwirtschaft in den Stiftungsrat zu delegieren. «Eine Person mit juristischem Hintergrund wäre ebenfalls wünschenswert», so Schweizer. Kontrollorgan der Stiftung soll nach dem Willen der Stifterin der Gemeinderat sein. Der Stiftungsrat konstituiert sich selbst und wird neue Mitglieder selber ernennen können.
In der Stiftungsurkunde wird festgehalten, dass das Stiftungsvermögen geäufnet werden kann – über Zuwendungen Dritter, beispielsweise Erbschaften, Legate oder Schenkungen. Bei «überdurchschnittlichem Vermögen» sollen von der Stiftung zusätzliches Land und geeignete Liegenschaften erworben werden können.
Die Verwaltung des Vermögens wird ziemlich präzise umschrieben. Land und Liegenschaften dürfen nicht verkauft werden. Bei «notwendigen Abtretungen» müsse Realersatz gefordert werden, bei «drohender Enteignung» sei Land lediglich im Baurecht abzugeben.
Es wird im Entwurf der Stiftungsurkunde auch daran erinnert, dass Landwirte dem Pachtrecht unterstehen: «Solange sie dieses und die weiteren gesetzlichen Bestimmungen erfüllen, darf ihnen nicht gekündigt werden.» Dieser Passus wurde zum Schutz der bisherigen Landpächter aufgenommen. Es wird festgehalten, dass das Vermögen nach «wirtschaftlichen Grundsätzen, aber nicht spekulativ» angelegt werden soll.
Der Bretzwiler Gemeindeverwalter Rolf Schweizer geht davon aus, dass voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2025 die «Stiftung Alice Haefeli» gegründet wird und diese darauf ihre Arbeit aufnehmen kann. Doch warum gründet Alice Haefeli diese Stiftung? Ihre Antwort ist kurz und klar: Sie wolle Gutes für die Gemeinde Bretzwil und ihre Bevölkerung tun.