Der Käfig wird salonfähig

  05.12.2024 Sport

Vollkontaktsportart setzt sich in der Region durch

Bis vor einigen Jahren noch als brutale Prügelei abgestempelt, heute eine etablierte Sportart, die stetig wächst: Die Kampfform Mixed Martial Arts ist auch im Oberbaselbiet populär.

Timo Wüthrich

Schläge, Kicks und Aufgabegriffe: Was meist nur einzeln und in gewissen Kampfsportarten erlaubt ist, verschmilzt in Mixed Martial Arts (MMA), auf deutsch «gemischte Kampfkünste», zu einer Sportart. MMA besteht aus dem Stand- und Bodenkampf. Erlaubt sind Schlagund Tritttechniken des Boxens, Muay Thai oder Taekwondo wie auch Elemente des Ringens oder Brazilian Jiu-Jitsu. Gekämpft wird meist im sogenannten Käfig – einem Achteck, das mit einem Zaun begrenzt ist. Die Sportart wirkt dadurch wild oder gar extrem brutal, es existieren aber durchaus strenge Regeln: Tiefschläge, Tritte oder Schläge gegen den Hinterkopf, Kopfstösse sowie sonstige Unsportlichkeiten werden durch einen Ringrichter sanktioniert.

Als die Sportart in den Nullerjahren in Europa populärer wurde, hätten auch in der Region einige Vorurteile gegenüber diesem Vollkontaktsport bestanden. Patrick Drees vom Verein «first-choice Gym» in Liestal, dem einzigen Ort im oberen Kantonsteil, wo MMA trainiert werden kann, sagt: «Die Tatsache, dass ein Kampf auf dem Boden weitergeht und dort auch Schläge erlaubt sind, war für viele zu Beginn ein Tabu. Wir mussten viel Überzeugungskraft an den Tag legen, um den Medien, der restlichen Sportwelt und auch der Politik zu zeigen, dass MMA eine Kampfsportart wie jede andere ist.» Dieser Einsatz fruchtete offenbar, denn nachdem der Kanton Luzern 2011 per Standesinitiative ein nationales Austragungsverbot forderte, das von der Bundesversammlung abgelehnt wurde, hat sich MMA zu einer etablierten Sportart gewandelt.

Diverse Gruppe
Im «first-choice Gym» zeigt sich die gestiegene Popularität vor allem in den Mitgliederzahlen. «Als wir vor mehr als 20 Jahren mit dem Thaiund Kickboxen begonnen haben, konnten wir uns glücklich schätzen, wenn drei Leute kamen. Etwas später kamen die Bodenkampfstile dazu und somit auch MMA. Heute rechnen wir pro Training mit mindestens 20 Teilnehmern», erklärt Drees und ergänzt: «Unsere Stärke ist, dass die Gruppe unglaublich divers ist: Die Bandbreite reicht von Sekundarschülern über Manager bis hin zu Arbeitslosen. Bei der Altersverteilung sieht es im Verein ähnlich aus, unser ältestes Mitglied ist mehr als 50 Jahre alt.»

Drees hebt die integrative Komponente hervor. Es trainierten einige im Verein, die als Geflüchtete in die Schweiz gekommen sind. Nicht nur der Sport helfe ihnen, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden, sondern auch der soziale Aspekt ist von grosser Wichtigkeit: Neue Kontakte können geknüpft werden. «Dabei erlernen die Geflüchteten auch die Sprache, da bei uns konsequent Deutsch gesprochen wird». Ältere Klubmitglieder hätten ihren jugendlichen Trainingspartnern auch schon Lehrstellen vermitteln können.

Da Mixed Martial Arts aus mehreren Disziplinen des Kampfsports besteht, gestaltet sich das Training vielfältig. Für den Feinschliff in gewissen Techniken arbeitet das «firstchoice Gym» auch mit anderen Vereinen aus dem Oberbaselbiet zusammen. «Es besteht eine enge Partnerschaft mit den Sportlern aus dem Budokai in Liestal, da wir mit ihnen die Räumlichkeiten teilen und daher auch manchmal zusammen Judo trainieren», so Drees. Beim Boxen arbeite der Verein mit den beiden Frenkendörfer Boxklubs zusammen.

Drees sagt, dass es hin und wieder zur Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren komme: Ein Eishockey-, ein Basketball- und ein Volleyballklub habe während der Sommerpause schon mit ihnen eine Einheit absolviert, auch Schulklassen seien schon zu Besuch gewesen. Vor einigen Jahren hätten dies wohl die allerwenigsten für möglich gehalten.


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