BERG & TAL
19.12.2024 SportSaisonauftakt
Es war eine seltsame Mischung aus Vorfreude und Druck, als wir an unseren ersten Austragungsort fuhren. Die Freude, einander zu sehen und sich miteinander zu messen. Druck, da der «Banked Slalom» in den vergangenen Jahren kein Zuckerschlecken war. Mit der WM in dieser Saison musste ich von Beginn an gute Resultate bringen. Gerade plagte mich noch eine Magen-Darm-Grippe mit einer vollständigen Inkontinenz – gänzlich ungünstig. Als dann auch noch das Hotel schmutzig und laut war, fand ich die Situation nur noch lustig, absurder konnte dieser Start kaum werden. Als Team fanden wir uns schnell mit der Situation ab, doch im Hintergrund wurde bereits nach Alternativen gesucht. Schon am nächsten Tag konnten wir umziehen.
Das Training startete, wir sahen die Konkurrenz und den diesjährigen Kurs. Der Kurs lag mir deutlich besser als im vergangenen Jahr, er bot mir mehr Zeit für den Kantenwechsel. Eine grosse Erleichterung. Die Konkurrenz zu sehen machte mich hingegen nervös. Um die Grippe im Zaum zu halten, machte ich mit Hilfe meines aufwendigen Systems für mein Darm-Management jeden Abend meinen Darm leer und senkte so das Risiko, von einer bösen Überraschung heimgesucht zu werden. Für noch mehr Sicherheit hatte ich mein eigenes Essen dabei.
Der erste Wettkampf stand an, ich startete im Europacup. Es war überraschend, wie ruhig ich war, obwohl so viel Spannung in der Luft lag. Mein Fokus lag voll auf mir, meiner Linie und den Punkten, die wir im Training besprochen haben. Alles ging auf, als ich nach meinem ersten Lauf meine Platzierung sah, glaubte ich es kaum, mein Name stand an dritter Stelle. Den zweiten Lauf brachte ich sicher runter und sicherte mir den dritten Platz auf dem Podest.
Am Abend und in der Nacht machte mein Bauch erneut Probleme, ich verbrachte viel Zeit auf der Toilette. So startete ich sehr müde in den zweiten Wettkampftag. Bevor ich auf den Schnee musste, suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen, hörte Musik, mobilisierte meinen Körper wie auch meine Kräfte und machte mich für den Tag bereit.
An diesem Tag hatte es mehr Schläge in den Kurven. Im ersten Lauf fuhr ich vorsichtig, die Platzierung war dennoch die Gleiche wie am Vortag. Ich entschied mich, im zweiten Lauf mehr Risiko einzugehen. So war ich deutlich schneller unterwegs, doch in einer Kurve konnte ich die Schläge nicht mehr halten und rutschte weg. Dank dem ersten Lauf wurde es trotzdem wieder der dritte Platz. Zufrieden traten wir die Heimreise an. Als nächstes werde ich im Snowboardcross im Weltcup antreten. Dies wird nicht einfach, doch ich freue mich auf den Cross.
Vom Rollstuhl aufs Snowboard: Die Sissacherin Romy Tschopp wurde 1993 geboren und ist die erste Schweizer Para-Snowboarderin, die an Paralympischen Spielen teilnehmen konnte. Sie wurde 2023 Vizeweltmeisterin im Snowboardcross.