MUNDART

  07.11.2024 Region

Schloofl oosi Nächt

S isch uff e Dag drei Wuche här, han i wiider emol so eini yygfange. E schloofloosi Nacht. Ha mi gwälzt vo linggs noch rächts und wiider zrugg und hin und här. Ruggelaag, Embryo-Stellig, Buuchposition. Ha alles versuecht. S het alles nüt gnutzt. Der Schloof het sich hinter em Vollmond versteggt, wien e Stächmugge hinter em Wandschrangg, wenn s Liecht nomol aagmacht hesch. Kei Chance! I has mit tiefem Schnuufe probiert, mit Kopfküssi fünf Mol kehre, mit Füess unter der Bettdeggi und Füess über der Deggi. Ha Schööfli zellt und s Alphabet im Dreivierteltaggt ruggwärts buechstabiert. Alles vergäbe.

Und denn ha mi gfroggt, ob ich my Schloof villicht exaggt wäge däm Vollmond nit find. Hüült der einsami Wolf in mir inne die rundi Schyyben aa? Verschüücht am Änd my Hüüle der Schloof? Kei Ahnig! Aber eins weiss i: Foosch aa frooge, bisch verlore. Scho noch em erschte Froogezeiche rotiersch im Hirni-Hamschterrad, im Noochedängg-Struudel, im Labyrinth vo giftige Gedanggegäng. Und denn rollt er wiider aa. Dä Steischlag im Schädel. Dä Bärgrutsch in s Zwärchfäll. Es isch der Konjunggtiv! Genau! Es isch dä kläbrig, nächtlig Konjunggtiv! Uff Dütsch: Der «Hätti-Wäri-Däti».

Was wäri wenn? Was dät i hüt, hätt i dört nit Jo gseit? Oder nit Nei gseit? Oder wie oder was und werum? Wärs umgekehrt villicht nit doch besser uuseko? Oder grad ebbe nit? Bevor i no stiigelisinnig wird, wälz i mi us em Bett.

Jetz stand i am Fänschter und hüül der Rynacher Vollmond aa. Mir kunnt die schloofloosi Summernacht in Sinn, anno 1969. Feriehalber liig i z Marseille unter freiem Himmel uff ere harte Steibangg. Vom Planet Namens Ärde us sehn i live im Färnseh vo der Beiz vis-à- vis der erscht Mensch uff em Mond ummehüpfe.

Mir kömme all die Mitternachts-Diskussionen in jugendlige WG-Zyten in Sinn, wo mer am Kuchitisch jedes Probleem vo däre Wält suuber glöst hän. Friide, Freud und Freiheit. Grächtigkeit und Glyychberächtigung. Im Morgegraue simmer denn z friiden ins Bett, beduuslet vo unsere genialen Idee – und beduuslet vom algerische Billigscht-Wyy im Tetrapagg. Meh Grauen als Morge.

D Wält isch inzwüsche nit besser worde. Besser worden isch allefalls der Wyy uff em Tisch. D Problem vo däre Wält wälze mer au nümm im Fründeskreis, sondern jede für sich ellei im Näscht. In schoofloose Nächt. I frog mi, ob i mi soll ins Rynacher Nachtläbe stürze. Vo Bar zu Bar uf Beizetour. Am Ändi strandisch im Bahnhofbuffet Rynach. Zämme mit den andere schloofloose Gstrandete. Hoffsch uff e Walliser Jäger, wo das hüülende Rudel erlegt.

Do blyb i doch lieber dehei am Fänschter. Villicht isch s gar nit der Mond, wo mi loht lo hüüle. Villicht hüül i wäg der Ärde. Und jetz schlyycht der Schloof hinter em Vollmond füüre. I singg in d Fäderen und fascht scho in d Dräum. Do surrt vom Wandschrangg här die Mugge hindefüre.

Aernschd Born wohnt in Reinach. Er ist Songpoet, Autor und Kulturschaffender.


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