Horizonterweiterung

In den vergangenen Wochen durften wir für einige Tage in Saas-Fee auf der Cross-Strecke mit den A- und B-Teams mittrainieren. Auf einem Kurs, den wir «Paras» in dieser Dimension nicht antreffen würden: Anspruchsvoll, aber deshalb auch sehr reizvoll. Wir konnten so von grossartigen Bedingungen profitieren. Die Strecke war perfekt präpariert, und es waren immer zwei Schneemobile unterwegs, um uns wieder zum Start zu bringen. Solchen Luxus sind wir nicht gewohnt.

Ich wollte an der Startsequenz arbeiten, beobachtete viel und versuchte, mich von Element zu Element zu tasten. Es schmiss mich immer wieder hin, und ich krabbelte auf allen vieren wieder hoch, um erneut anzustehen. Es tat gut, so einen Start zu trainieren. Es gab aber auch Momente, in denen ich mich fehl am Platz fühlte. Als Einzige hatte ich sichtlich zu kämpfen, häufig fiel ich nach dem ersten Element bereits hin. Auf der Strecke war ich deutlich langsamer als die meisten. Selbstzweifel kamen in mir hoch. Ich wollte nicht im Weg sein, nicht die anderen aufhalten.

Mein Trainer erinnerte mich daran, dass bei kaum jemandem ein gesundheitliches Problem vorliegt. Dass ich die Einzige bin, die kaum gehen kann, aber mit dem Snowboard an den Füssen herunterbrettere. Und dass wir die genau gleiche Berechtigung haben, hier zu sein, wie alle anderen auch. Er hatte ja recht, mit jedem anderen hätte ich die Geduld, wieso also nicht mit mir? So arbeitete ich weiter, bis ich über die ganze Startsektion kam. Was für ein Glücksgefühl!

Es war wahnsinnig schön zu sehen, wie mit jedem Tag die unsichtbare Barriere zwischen uns «Paras» und den anderen Athleten schwand und wir uns vermehrt untereinander austauschten. Jemand gab mir einen interessanten Tipp, eine Snowboarderin erzählte mir von ihren Erfahrungen, ein Skifahrer war sichtlich gerührt, da er mich am Morgen noch im Rollstuhl hatte sitzen sehen. Auch der Austausch unter den Trainern war schön zu beobachten. Wir wurden eingeladen, erneut trainieren zu kommen. Ein wundervolles Feedback.

Es sind genau diese Begegnungen, die unseren Horizont erweitern. Egal ob mit oder ohne Einschränkung, was uns verbindet, ist die Leidenschaft für den Sport. Wir wollen über unsere Grenzen hinaus gehen und besser werden in dem, was wir tun und lieben.

Die Sissacherin Romy Tschopp wurde 1993 geboren und ist die erste Schweizer Snowboarderin, die an Paralympischen Spielen teilnehmen konnte.

BERG & TAL

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