MUNDART
24.10.2024 RegionSchnuuderbeeri
S het s erscht Mol Rauryf gee die Nacht. Der Hund lüpft s Bei am nen Eibestruuch mit rote Beeri. «Hesch gwüsst, ass Schnuuderbeeri giftig sy nach em erschte Froscht, und zwar tödlig?» frogg I my Tochter und verzell ere bym Spaziere vom Moritz.
Der Moritz, dä groossi, liebi Esel in mym Seeländer Internat. Dä weidet mol über Nacht im Rosehofpark, wo s Eibestrüücher het. No gits e Froscht und am Morge lyt der Moritz styff und tot uf der Matte, jämmerlig verändet an de Schnuuderbeeri. D Bougruppe zieht en rasch mit der Motorseilwindi uf en Aebi, chaarrt en ins Groosse Moos aaben und verlocht en uf em Abdeckplatz. Erscht denn machts d Rundi in der Schuel und vill Chinder brüele. Alli häi der Moritz halt gärn gha.
Nur wett euse Huusvatter und Biolehrer scho lang gärn e Schädelsammlig aaleggen und jetz isch em verdeggel dä Eselchopf dur d Lümpe. Dä will er aber um s Verworge! Nach em Zmittag verspricht er drum, wär ihm dä Schädel gieng go usgrabe, däm würd er alli ufgloffene Stroofen erloo. Niemer mäldet sich, nummen ich Duubel streck reflexartig und ohni Überleggig uf, wäg mym Stroofregischter halt. Und au no der Martin, genannt Tinli, so ne keusche Strääber mit ere dicke Hornbrülle. Dä isch zwar Vegetarier, aber as Sohn vom ne Tierarzt immer interessiert an allem Fleischlige, wenn au numme rein platonisch.
Sii gääben is der Aebi samt Seilwindi, zwei Schuufle, e Beyel und e Metzgermässer mit. Der Chopf liggi linggs im Loch, wird is no erklärt. Dunden im Moos finde mer das früsche Grab und schuuflen und schwitze. Und denn im ne Meter füfzig Tiefi chunnt Fäll füüren und s isch genau der Hals. Mer graben is drunder duuren und ziehe s Stahlseil drum. Won I d Windi langsam lo lo laufe, do rysst s däm Moritz der Chopf mit de langen Ooren und de toten Auge us em Bode, ass es schmatzt, und us em offene Muul chunnt e fuulige Gorps. Vom Gruch drüllt s mir augeblicklig der Magen um.
Doch jetz chunnt der Tinli erscht rächt in Fahrt. Mit Luscht sääblet er sich mit em Mässer dur dä Eselhals: «Ah, do d Luftrööre, ah, do d Spyysrööre!», und by mir chunnt scho d Galle. Aber wo s denn an d Halswirbel goot, het är käi Chraft me und I muess mit em Beyel ins Loch aabe. Nach zäh Schleeg isch der Chopf ändlig ab vom Rumpf. Jetz nur no uuselüpfe, zueschuuflen und wägg.
«Do hesch dy Schädel»! Hei, wie der Huusvatter do strahlt. Und der Tinli mäldet sich grad no freywillig zum Abchochen und Usbeinle. Dä Horrortyp isch mer aso nümme ghüür! Guet byn I nit mit däm in eim Zimmer, do wüsst me jo nie! I sääg nur no: «Tschüss, dir chönnet mer jetz alli emol!», und hau s uf der Stell zum Hildy in «Wilde Maa» und bstell mer e guetgstampfte Kaffi Luz. Selle sii my doch stroofe, dasch mer jetz so öbbis vo schyssegal! I muess äfach dringend dä Eselchopf aabespüele!
«Weisch», sääg I do no füfzg Joor spööter zu der Tochter, «das blybt eim für s Läbe, so ne Gorps vergisst me nümm!».
Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.