Autobahnausbau
24.10.2024 RegionJeder von uns trägt die kollektive Verantwortung
Das Klima ist wichtig, aber auf das Auto will auch niemand verzichten! Deswegen brauchen wir dringend neue sechs- und achtspurige Autobahnen, selbst wenn wir damit noch mehr Hitzewellen und Starkregen fördern. Unsere Kinder und Enkelkinder werden halt selbst für ihre Zukunft sorgen müssen!
Obwohl unser Bundesrat regelmässig mahnt: «Denkt an die Schuldenbremse», zögert derselbe nicht, für den 4,9 Milliarden Franken schweren Autobahnausbau zu werben, Unterhaltskosten nicht mitgerechnet. Wäre mit unserem heutigen Wissensstand nicht eine ökologische Schuldenbremse dringend nötig, bei der wir endlich aufhören, nur Wirtschaftswachstum zu betrachten, sondern die Verantwortung für den Raubbau an der Natur übernehmen? Offensichtlich nicht. Denn sonst würden wir aufhören, schwere, übermotorisierte E-SUVs zu bauen und diese als ökologisch anzupreisen. Statt uns weiterhin zu verblenden, können wir als Kollektiv den Ausbau der Autobahnen verhindern und dafür sorgen, dass wir in 15 Jahren nicht über den nächsten Ausbau diskutieren müssen.
Bedingt durch Kriege oder Wirtschaftskrisen sind Millionen auf der Flucht. Steigt der Meeresspiegel um wenige Meter an, werden wir im Milliardenbereich zu zählen beginnen. Daran möchte ich gar nicht denken. Doch das Dumme ist, dass wir vielleicht bald Klimaflüchtlinge im eigenen Land haben werden, in unserer schönen Schweiz, wenn noch mehr Berge drohen einzustürzen und Alpentäler unbewohnbar machen. Spätestens dann wird die Diskussion um eine 10-Millionen-Schweiz hinfällig. Denn wir müssen uns bereits jetzt an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen.
Das neueste Beispiel ist die Situation oberhalb von Kandersteg. Hans Rösti, der Bruder unseres Bundesrates Rösti, sagte kürzlich in einem Interview zum Bergeinsturz oberhalb seines Hauses: «Es ist sowieso gefährlich. Wenn es uns trifft, dann trifft es uns. Wenn wir ins Auto steigen und von Bern nach Zürich fahren, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass wir einen Unfall haben.» Lieber Herr Rösti, es stimmt, dass der Berg einstürzen kann. Ich hoffe allerdings, dass sich dann niemand darunter befindet. Und ja, im Auto ist es ebenfalls gefährlich. Zum Glück fährt von Bern nach Zürich auch ein Zug.
Egal, ob man in der Stadt oder in einem Alpental lebt, trägt jeder von uns die kollektive Verantwortung mit, auch für unsere Kinder und Enkelkinder. Schliesslich geht es längst nicht nur um persönliche Interessen, Lobbying oder politische Versprechen. Und genau darum stimme ich am 24. November Nein zum Ausbau der Autobahnen. Und bitte auch Sie, Verantwortung zu übernehmen.
Nadja Schmidt, Gelterkinden