Der universelle Traum, in allem gut zu sein

Der Zehnkampf ist eine der vielseitigsten und anspruchsvollsten Disziplinen der Leichtathletik, bei der Athleten über zwei Tage hinweg in zehn verschiedenen Disziplinen antreten. Von Sprint über Weitsprung bis hin zu Wurf- und Ausdauerdisziplinen – der Zehnkampf erfordert nicht nur physische Stärke, sondern auch mentale Ausdauer und taktische Cleverness.

Die Ursprünge des Zehnkampfs reichen bis ins antike Griechenland zurück, wo der «Pentathlon» bei den Olympischen Spielen der Antike abgehalten wurde. Dieser Fünfkampf bestand aus Laufen, Springen, Diskus- und Speerwerfen sowie Ringen. Er diente als Inspiration für die moderne Form des Zehnkampfs, der jedoch erst 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm offiziell ins Programm aufgenommen wurde. Der erste Olympiasieger im Zehnkampf war der Amerikaner Jim Thorpe, der bis heute als einer der grössten Athleten der Geschichte gilt.

Der moderne Zehnkampf besteht aus zwei Wettkampftagen, an denen die Athleten je fünf Disziplinen absolvieren. Am ersten Tag stehen 100-Meter-Sprint, Weitsprung, Kugelstossen, Hochsprung und 400-Meter-Lauf auf dem Programm. Am zweiten Tag folgen 110 Meter Hürden, Diskuswurf, Stabhochsprung, Speerwurf und der abschliessende 1500-Meter-Lauf. Die Punktevergabe basiert auf einer speziellen Tabelle, welche die erzielten Leistungen in jeder Disziplin in Punkte umwandelt.

Was den Zehnkampf so faszinierend macht, ist die Vielseitigkeit, die er von den Athleten verlangt. Anders als Spezialisten in einzelnen Disziplinen müssen Zehnkämpfer in allen Bereichen herausragende Leistungen erbringen – von explosiver Schnelligkeit über technische Präzision bis hin zu taktischem Denken und Durchhaltevermögen. Diese Mischung aus physischen und psychischen Herausforderungen sorgt dafür, dass der Zehnkampf häufig als die Königsdisziplin der Leichtathletik bezeichnet wird.

Ein weiteres Element der Faszination ist die enge Kameradschaft unter den Athleten. Obwohl sie Konkurrenten sind, verbindet sie die geteilte Erfahrung, zwei Tage lang an die Grenzen zu gehen. Das gemeinsame Leiden und die gegenseitige Unterstützung schaffen eine besondere Dynamik, die den Wettkampf prägt.

Berühmte Namen wie Daley Thompson, Ashton Eaton oder der deutsche Zehnkämpfer Niklas Kaul haben den Zehnkampf in den vergangenen Jahrzehnten geprägt und zeigen, wie sich die Disziplin im Lauf der Zeit entwickelt hat. Für viele Athleten ist der Zehnkampf nicht nur ein Wettkampf, sondern eine Lebensweise – ein ständiger Kampf um Balance, Technik und Willenskraft.

Die Faszination des Zehnkampfs liegt also nicht nur in der Vielfalt der Disziplinen, sondern auch in der symbolischen Bedeutung: Er verkörpert den universellen Traum, in vielen Bereichen exzellent zu sein und dabei nicht aufzugeben, selbst wenn der Körper nachgibt.

Finley Gaio (25) ist professioneller Leichtathlet. Der Maispracher ist einer der besten Zehnkämpfer sowie Hürdensprinter der Schweiz.

10 CHANCEN, 10 RISIKEN

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