MUNDART

  26.09.2024 Region

Jubileeum

Was I uf dä 65scht Geburtstag vorletscht Wuche an Schnäps gschänkt übercho ha, das goot jo uf kei Chuehhut! Alles so tüüri Edelbränd us Schottland und Kuba und derzue schachtlewyys Schnapspralinés. As well me my mit Hööchprozäntigem und Hööchkalorischem über e Schmärz vom Jubileeum ewäggtrööschte. Paradoxerwys immer verbunde mit de beschte Wünsch für Gsundheit und e langs Lääbe. Derby chönnt my mit em vorhandene Quantum jetz locker innert ere Wuche undere Bode suffe.

Natürlig ha my für jedi Fläsche freudig bedankt, aber im Hinderchopf het s my doch e bitz irritiert – öbb men ächt dänk, I bruuchi jetz vorsorglig ganz vill Ufhäller gege mögligi Aaflüüg vo Altersschwermuet? Das weer jo meini beeländend! Nei, sicher häi sii s jo alli numme guet gmeint, und Schnaps verschänkt me jo ammen au, wenn eim halt nüt Bessers in Sinn chunnt. Wirklig deprimierend weers erscht worde, hätt me mer schön verpackti Chrüterteemischige gegen Arterieverchalchig und Demänz gschänkt. Oder Rootgäber mit Titel wie «Blase gut, alles gut» oder «Deine Prostata, erst Freund, dann Feind». Das hätt ächt wee doo!

I gibs zue, dä 65scht und im Oktober chunnt die erschti AHV, het my der ganzi Tag lang zimmlig gstupft tief do inne im Härz. Die beide churze Sinnkrise synerzyt mit 50gi und 60gi sy do no ne Pappestiil gsi dergegen, wo sich no rasch mit e paar fuule Sprüch häi lo verdränge. Aber jetz stoot do die Zahl 65gi wien e gänzlig humorlose Monolith in myner Biografie. Und das schläckt au kei Geiss meh ewägg!

Äs tschuuderet my halt bis dohi no dervor, was mi kümftig so alles an Gnädigkeit erwartet. So wie letscht Sunndig am Schalter vom Wasserfallebähnli, won I äfach ganz normal e Talfahrt will löse: «AHV-Tarif, gälle Sii?» froggt do die jungi Frau. «Nei, nei, erscht in ere Wuche!» lach I no fröhlig. Do luegt sii über d Aggsle hinderen und dört nickt ihri Chefin mit me milde Lächle. «Für Sii in däm Fall scho hüt!» säit die Jungi und git mer en ermässigts Billet. Do schloot my Fröhlichkeit augeblicklig in Melancholie um. Dasch mer aso doch au no nie passiert, eim zerscht nach em Alter frooge und drufaben ungfroggt e Vergünschtigung uf s Aug drucke, gopf!

Wil I wett doch usdrücklig keini Ermässigungen oder Bevorzugige, weder im Gondelbähnli, no süscht neume. Und au niemer, wo mer d Stäägen ufhilft oder d Türen ufhebt. Und im Trämli by denn im Fall immer no I dä, wo ufstoot und ere Damen oder im nen eltere Herr der Platz aabietet. Das blybt au kümftig esoo. Und s sell mer jetz numme niemer cho und das bi mir welle mache.

Und doch, wenn I mer s gnau überlegg, das hätt im öffentliche Vercheer jo ächte Sälteheitswärt, weer mol öbber no so höflig und stiend uf. So öbber dörft I doch us Aastand nid vor e Chopf stoossen und müesst drum der Platz wohl oder übel dankend aanee. Süscht gits jo irgendeinisch niemer meh wie eus.

Gsesch, jetz fot s scho aa mit dere cheibe Altersweisheit!

Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.


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