Hans Seiler, Oberdorf (1934 –2023)

Noch Mitte April sah es gut aus, dass Hans Seiler an den Feierlichkeiten der Wappentaufen der neuen WB-Züge würde teilnehmen können. Doch am 4. Mai hat er unerwartet rasch seine letzte Reise angetreten. Während vieler Jahrzehnte in Oberdorf wohnhaft, verbrachte er die letzten zwei Lebensjahre im Seniorenzentrum Gritt.

Geboren wurde Hans Seiler vor 89 Jahren in Langenbruck. Nach einer Lehre bei der Revue Thommen in Waldenburg wurde er von Dr. Roland Straumann 1962 zur Waldenburgerbahn (WB) geholt. Diese Bahn wurde sein Leben. Zunächst arbeitete er als Zugbegleiter, später im Stationsdienst und übernahm unter anderem den Billettverkauf am Schalter sowie die Zugsabfertigung. Auch das Reisebüro leitete er kompetent und vielen italienischen Gastarbeitern verhalf er zu ihrem Billett in die Heimat. Ohne Computer, nur von Hand, füllte er die Formulare aus. Kurz vor seiner Pensionierung 1999 wurde er zum letzten Bahnhofsvorstand von Waldenburg befördert, wenig später wurde der Bahnhof geschlossen.

In der Sektion Waldenburg des Schweizerischen Eisenbahnerverbandes (SEV) engagierte sich der Vater zweier Töchter für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen bei der WB. Von 1964 bis 1991 amtete er als Aktuar, von 1991 bis 1994 als Präsident der Sektion und erlebte manch harte Lohnverhandlung. Die WB gehörte bis Ende der 1980er-Jahre schweizweit zu den Bahnen mit den allertiefsten Gehältern.

Freude bereitete ihm das Kegeln. Hans Seiler war Mitbegründer des Kegelklubs Schmalspur, der etliche Schweizermeisterschaften gewann. In seinen späteren Jahren setzte er sich für die Anliegen der Seniorinnen und Senioren im Waldenburgertal ein, der Seniorenverein wählte ihn zum Ehrenpräsidenten. Der pflichtbewusste Eisenbahner mit seiner starken sozialen Ader und seiner humorvollen Art wird uns fehlen.

Lorenz Degen

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