Bürgerliche werfen EVP vor, Abmachung gebrochen zu haben – diese ist überrascht

Vertreterinnen der FDP und «Mitte» sagen, es gebe eine Abmachung, nicht zu viele Plakate aufzuhängen. Davon haben aber nicht alle Parteien Kenntnis.

Janis Erne

Plakate säumen die Strassen und Bahnhöfe. Es ist kaum zu übersehen: Der Wahlkampf für den Landrat und Regierungsrat kommt in die entscheidende Phase. Mit teils kreativen Slogans (Die SVP etwa wirbt mit «Goethe statt Faust» für mehr Sicherheit) und mit chicen Fotos der Kandidierenden buhlen die Parteien um Stimmen. Die Politwerbung gefällt aber nicht allen: Ein Gelterkinder beschwert sich bei der «Volksstimme» über die Platzierung eines Plakats «direkt vor der Einfahrt» zum Kindergarten Staffelen: Es gefährde die Sicherheit.

Für die Platzierung von Wahlplakaten haben die Gemeinden eigene Regeln. Alle diese Rechtsvorschriften stets zu beachten, ist offensichtlich unmöglich. Das ist den Politikern und Parteien bewusst. So schreibt EVP-Regierungskandidat Thomi Jourdan auf den Sozialen Medien, dass man ihm nicht vorschriftsgemäss platzierte Plakate melden könne. Bei Beschwerden würden er und seine Unterstützenden unverzüglich reagieren.

Unterschiedliche Strategien
Um einen «Plakatdschungel» zu verhindern, trafen die Parteien angeblich Vorkehrungen, wie es aus der FDP und «Mitte» heisst: Für die Regierungswahlen gebe es die Absprache, nur eine «beschränkte Anzahl» Plakate aufzuhängen, sagt Doris Rutishauser. Die FDP-Landratskandidatin unterstützt Wahlkampfleiterin Birgit Kron beim Regierungswahlkampf der Bürgerlichen Allianz (FDP, SVP und «Mitte»). Jedoch würden sich laut Rutishauser nicht alle an die Abmachung halten. Dieser Ansicht ist auch Dominique Häring, «Mitte»-Geschäftsführerin. Die beiden Frauen meinen damit Thomi Jourdan. Das Plakat des EVP-Kandidaten (siehe Bild) ist tatsächlich deutlich häufiger zu sehen, als dasjenige der Bürgerlichen Allianz mit Monica Gschwind (FDP), Sandra Sollberger (SVP) und Anton Lauber («Mitte»), der SP mit Kathrin Schweizer und Thomas Noack oder der GLP mit Manuel Ballmer.

Als die «Volksstimme» Martin Geiser, Präsident der EVP, auf die angebliche parteiübergreifende Abmachung anspricht, wirkt er überrascht. Davon habe er nichts gewusst: «In diese Diskussion ist die EVP nicht einbezogen worden.» Und er stellt klar, dass sie sich beim Plakate-Aufhängen an alle rechtlichen Vorschriften halte. Er ergänzt: «Die EVP wirbt seit Langem ohne Plakate für die Landratswahlen.» Würden die Landratsund Regierungsplakate zusammengezählt, sähe das Verhältnis unter den Parteien also anders aus. Zudem hätten die Bürgerlichen kürzlich beim Abstimmungskampf um die Vermögenssteuerreform auch sehr offensiv plakatiert.

Beim Regierungswahlkampf beschränken sich die bürgerlichen Parteien nun auf ein gemeinsames Plakat mit allen drei Kandidierenden. Anders als 2019 werben sie nicht zusätzlich mit eigenen Plakaten, so Häring. Welche Strategie schliesslich Erfolg haben wird, zeigt sich am 12. Februar. 2011 zog Isaac Reber (Grüne) mit einer ähnlich offensiven Plakatierung wie Jourdan überraschend in den Regierungsrat ein. Ein gutes Omen für den EVP-Politiker?

Offensive Plakatierung gibt zu reden

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