Die Schule sucht Seniorinnen und Senioren

Ältere Menschen sollen ihre Lebenserfahrung, Geduld und Zeit den Kindern in der Schule und im Kindergarten zur Verfügung stellen. Alle sollen dabei voneinander lernen.

Elmar Gächter

Der Kindergarten und die Primarschule Langenbruck suchen Seniorinnen und Senioren, die Lust haben, eine Klasse ein ganzes Schuljahr zu begleiten. So steht es in der aktuellen «Langenbrugger & Bärenwiler Dorfzytig». Das Projekt «Generationen im Klassenzimmer» richtet sich an maximal vier Einwohnerinnen und Einwohner im Pensionsalter, an die weder pädagogische noch methodische Erwartungen geknüpft würden. Voraussetzung sei unter anderem die Freude am Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, die Möglichkeit, Lebenserfahrung einzubringen und den Kindern mit Aufgeschlossenheit zu begegnen. Realisiert wird das Projekt von der Schulleitung in Kooperation mit dem Ressort Soziales der Gemeinde.

Neu ist die Idee, Seniorinnen und Senioren mit Schulklassen zusammenzubringen, nicht, wie Danielle Sonderegger gegenüber der «Volksstimme» festhält. Das lancierte Projekt für Langenbruck basiere auf einer Vorlage der Primarschule Oberwil, auch seien ähnliche Ideen bereits seit einigen Jahren von Gemeinden des Kantons Baselland umgesetzt worden. «Unsere Idee entwickelte sich auch aus einer geplanten, gemeinsamen Aktivität zwischen der älteren Generation in Langenbruck und der Dorfschule, die aufgrund der Pandemie jedoch nicht durchgeführt werden konnte und wir deshalb eine nachhaltige Alternative dafür suchten», so die Gemeinderätin, die unter anderem für das Ressort Soziales in Langenbruck zuständig ist.

Nachhaltiges Miteinander
Als generelle Projektziele nennt Sonderegger die Pflege eines nachhaltigen Miteinanders der verschiedenen Generationen und das Schaffen von Begegnungen, um das Wissen und die Erfahrung aus der Vergangenheit mit Themen auszutauschen, welche die Kinder heute beschäftigen. Es sei ihr als Gemeinderätin ein Anliegen, dass sich Generationen mischen, um sich wieder anzunähern, sich zu begegnen und ein neues Gefühl füreinander und die jeweiligen Bedürfnisse zu erhalten.

Als Person, die seit mehreren Jahren im Sozialwesen tätig ist, spüre sie, dass sich viele jüngere und ältere Menschen einsam und isoliert fühlten, auch in der Familie. «Unsere bisherigen sozialen Einrichtungen scheinen da nicht oder zu kurz zu greifen. Die personellen und finanziellen Ressourcen sind vielerorts nur gut gemeinte Symptombekämpfung», ist sie überzeugt. Es gelte vermehrt, die Menschen auf einfache Weise auf der Grundlage von Lebenserfahrung, mit etwas Distanz zu theoretischem Hochschulwissen, wieder zur Selbstverantwortung und zum Handeln zu führen. Die Seniorinnen und Senioren könnten den Aspekt ins Klassenzimmer bringen, dass in jedem Menschen viel mehr Potenzial stecke, als man glaube.

Die Seniorinnen und Senioren werden laut Regina Widmer, Mitglied der Schulleitung, von der Klassenlehrperson respektive der unterrichtenden Lehrperson unterstützt. Wie stark sie sich einbringen möchten, sei abhängig von ihrer Persönlichkeit. Als Beispiele für die praktische Unterstützung im Unterricht nennt sie das Schuhebinden, Mithilfe beim Basteln oder beim Lösen einer Aufgabe, die Begleitung bei Ausflügen oder die Mitarbeit bei Veranstaltungen. Je nach Unterrichtsthema könne der Fokus auf «Wie war es früher?» gerichtet und aus der Schulzeit berichtet werden. Auch der berufliche Hintergrund der Seniorinnen und Senioren könne den Unterricht erweitern. Der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern soll ungezwungen sein, die Mithilfe würde konkret mit der Lehrperson geplant.

Als Voraussetzung für den Einsatz nennt Danielle Sonderegger Lebensfreude, Mut, Abgrenzungsvermögen, Verschwiegenheit, Offenheit, Frustrationstoleranz, Konfliktvermögen und Empathie. Mit den Interessierten führe sie zusammen mit der Schulleitung ein Vorgespräch. Zudem erfolgt laut Regina Widmer eine generelle Einführung durch die Schulleitung, auch wird nach einer mehrmonatigen Einführungszeit ein Feedback-Gespräch geführt. Sowohl Sonderegger als auch Widmer sind überzeugt, dass das Projekt zum Laufen kommt. Zurzeit seien es zwei Personen, die sich für das Projekt interessierten.

Darum geht es

emg. Das Projekt richtet sich an Seniorinnen und Senioren, wohnhaft in Langenbruck. Einsatzort sind Kindergarten und Schule Langenbruck. Der Projektstart erfolgt voraussichtlich im Februar/März oder nach Vereinbarung. Einsatzdauer ist jede Woche von 8 bis 12 Uhr am gleichen Morgen.
Besonderes: Grosseltern werden nicht den Klassen ihrer Enkelkinder zugeteilt. Die Seniorinnen und Senioren unterstehen der Schweigepflicht. Sie erhalten keine finanzielle Entschädigung, sondern erfahren die Wertschätzung in Form eines gemeinsamen Essens Ende Schuljahr.
Fragen können an Regina Widmer gerichtet werden (schulleitung@schulelangenbruck.ch, Tel. 062 390 13 15). Anmeldungen nehmen Regina Widmer oder Gemeinderätin Danielle Sonderegger entgegen (danielle.sonderegger@langenbruck.ch, Tel. 079 852 74 25).

Generationen im Klassenzimmer

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title