Elmar Gächter

Gemeindepräsidentin Verena Heid begrüsst die immer grösser werdende Schar von «Schnitzen», wie die Einheimischen auch genannt werden, sowie Heimweh-Titterter und geladene Gäste aus umliegenden Gemeinden zum diesjährigen Banntag. Die Drehorgel von Eveline und Paul Gysin aus dem Nachbardorf Arboldswil begleitet musikalisch die besinnliche Andacht von Pfarrerin Kerstin Bonk und schickt am Sonntag mit dem Fliegermarsch die Wanderungsmotivierten auf die beiden Rotten – vier Jahre nach dem coronabedingten Unterbruch. Am Ausgang des Dorfes gegen Arboldswil trennt sich die Spreu vom Weizen. Westwärts geht es, geführt von Gemeinderat Remo Frey, über Geren und den Dottlenberg, ostwärts mit seinem Amtskollegen Raphael Löffel über Angimatt und Flühgraben zum gemeinsamen Ziel Mattweid.

In seniorenhaftem Übermut hat sich der Schreibende für die östliche Route entschieden, etwas kürzer, aber anspruchsvoller als die westliche angekündigt, wobei sich Letzteres noch bewahrheiten sollte. Zunächst aber geht es noch moderat hügelig über taunasse und rutschige Wiesen dem ersten Höhepunkt zu. Rosmarie Stohler und ihre Familie präsentieren auf ihrem Hof Kastelen ein prächtiges Znüni, gespickt mit schön präsentiertem Selbstgemachten, von Butterzopf über süsse Leckereien bis zu erfrischenden Fruchtsäften, auch wenn die durstmachende Strecke erst noch kommen sollte.

Dem Dorf stets treu geblieben
Ueli Müller ist ein echtes Titterter Urgestein. Für ihn ist es eine Ehrensache, an jedem Banntag mitzulaufen. «Für die Dorfgemeinschaft ist dies ein wichtiger Tag. 120 Leute oder noch mehr machen mit und in ihren Gesichtern spiegeln sich Zufriedenheit und Freude über das heutige gemeinsame Erlebnis. Man trifft Leute, die man schon längere Zeit nicht mehr gesehen hat», sagt der fitte, knapp über 70-jährige Landwirt im Ruhestand, der hier geboren und seinem Dorf stets treu geblieben ist. Gerade in einer Zeit, da jede und jeder sich selber verwirklichen möchte, sei ein solcher Bannumgang besonders wertvoll.

Bald ist es jedoch vorbei mit einem gemütlichen Wandergespräch. Vor uns türmt sich der erste Aufstieg. Wie im Hochgebirge geht es so steil aufwärts, dass nur die vorsorglich gespannten Seile der Forstequipe ein Weiterkommen ermöglichen. Für den Einheimischen Nik Walliser allerdings kein Problem. Er hat erst kürzlich den Jungfrau-Marathon geschafft, kommt aber auch hier ein wenig ins Schwitzen. «Auch als Marathon-Läufer finde ich diese Strecke eine Herausforderung», sagt er und fügt mit Schmunzeln hinzu: «Im Unterschied zum Jungfrau-Marathon ist diese Strecke etwas kürzer, jedoch steiler, und vor allem gibt es hier nach der Anstrengung zwei Biere und nicht nur eines.» Den prächtigen Herbsttag bei spätsommerlicher Wärme geniessen die Banntäglerinnen und Banntägler auf der Mattweid mit saftigen Steaks und würzigem Kartoffelsalat des Schützenvereins. Die Jungbürgerinnen und Jungbürger zeigen ihre banntägliche Verbundenheit mit der Organisation und der Durchführung der beliebten Banntagsmeisterschaft, bei der die geschicktesten der vielen Teilnehmenden ihren Wanderpokal in die gute Stube stellen dürfen.

Gemeindepräsidentin Verena Heid ist zufrieden: «Es ist ein schöner Anlass, gemütlich, und wir haben Superwetter. Und ganz speziell freut es mich, dass viele junge Leute mitgewandert sind.» Und was wäre ein solcher Tag ohne Banntagsschützen. Immer wieder sind unterwegs ihre Schüsse aus den Vorderladern zu hören, aber stets in gebührendem Abstand zu den beiden Rotten. «Auch wenn wir etwas abseits laufen, macht es uns trotzdem grossen Spass», äussert sich Hanspeter Frey stellvertretend für seine sechs Kameraden, die sich aus Schützenverein oder Feuerwehr bestens kennen. «Unterwegs trinken wir keinen Alkohol, aber jetzt genehmigen wir uns auf der Mattweid ein grosses Bier.» Ein Anstossen auf den tollen Tag lohnt sich auf jeden Fall.

Wie ein halber Jungfrau-Marathon

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