Thomas Immoos

Reich ist die Palette an Delikten, die drei Angeklagten vorgeworfen werden, die diese Woche während dreier Tage vor dem Strafgericht sassen. Die schwerwiegendste Straftat war der Überfall auf die Poststelle in Oberdorf im November 2020. Die drei Italiener, in der Schweiz lebend und damals zwischen 28 und 42 Jahre alt, hatten zuvor ein Auto aus einer Garage gestohlen, das als erstes Fluchtfahrzeug diente und dann angezündet wurde. Auch das zweite Fluchtauto war gestohlen, wie auch einige der Utensilien, die sie für den Einbruch benötigten: Gasflaschen, Klebeband und dergleichen.

Rund zwei Stunden dauerte das Verlesen der Anklageschrift durch Staatsanwältin Ludovica del Giudice. Die drei Angeklagten wandten ihr während ihres Vortrages den Kopf zu und schienen den Ausführungen aufmerksam zu lauschen. Der Hauptangeklagte schüttelte bei einigen Aussagen mehrmals missbilligend den Kopf. Ab und zu flüsterte er seinem Komplizen einige Worte zu.

Gemeinsamer Tatentschluss
Alle drei hatten den Raubüberfall vorbereitet. Einer von ihnen stieg aber kurz vor der Tat aus. Dies rechnete ihm die Staatsanwältin jedoch nicht als strafmildernd an, da der Tatentschluss gemeinsam gefällt worden war und er bei den Vorbereitungs- und Planungsarbeiten dabei gewesen war, einige Chauffeurdienste verrichtet hatte und überdies aus der Beute einen kleinen Anteil erhielt. «Er ist nicht der unwissende Unschuldige, sondern war ein vollwertiges Mitglied der Gruppe.»

Zur Vorbereitung der Tat waren die Täter in Baustellenbaracken und in Garagen eingebrochen. Dabei entwendeten sie nicht nur Gegenstände, die ihnen für den Überfall geeignet schienen, sondern beispielsweise auch eine Schleifmaschine, einen Akkuschrauber, mehrere Autoschlüssel und Bargeld. Unklar blieb, wem die beim Überfall verwendete Waffe gehörte; denn sie ist unauffindbar. Es sei unwesentlich, ob es sich um eine echte oder um eine Schreckschusswaffe handle. Wesentlich sei, so die Staatsanwältin, dass sie den Zweck erfüllte, die Postangestellten gefügig zu machen und ihnen Angst und Schrecken einzujagen. Als nicht glaubhaft bezeichnete die Staatsanwältin die Behauptung eines Täters, am Überfall nicht beteiligt gewesen zu sein. Denn er habe nach der Tat viel Geld ausgegeben, ohne die Herkunft des Geldes erklären zu können. Auch habe er seine Versionen des Tatgeschehens immer wieder geändert, während der älteste Tatbeteiligte stets bei seiner Aussage geblieben sei und deshalb als glaubwürdiger anzusehen sei.

Breite Palette an Delikten
Der 29-jährige Haupttäter wohnte damals in Oberdorf und war ortskundig. Dies zeigte sich etwa auch darin, dass die gestohlenen Gasflaschen beim Schützenhaus Oberdorf zwischengelagert wurden. Auch kannte er die Baustellen, wo in Baubaracken eingebrochen wurde. Die beiden anderen Täter wohnten dagegen ausserhalb des Kantons Baselland. Den Tätern wird aber nicht nur der Raub auf die Poststelle Oberdorf zur Last gelegt. Die Deliktspalette umfasst zudem mehrfachen Diebstahl, mehrfachen Einbruch, Brandstiftung, Freiheitsberaubung – Delikte, die direkt mit der Haupttat zusammenhängen. Daneben lautet der Vorwurf auch auf Verletzung von Verkehrsregeln und Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Bei einem der Angeklagten kam zudem der unrechtmässige Bezug von Sozialhilfe dazu.

Die Staatsanwältin beantragte für die drei Angeklagten Freiheitsstrafen zwischen drei und sechs Jahren, zudem Landesverweis für zehn Jahre. Das Urteil wird nächste Woche gefällt, bis dahin gilt für die Täter die Unschuldsvermutung.

Haftstrafen und Landesverweis gefordert

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title