Thomas Immoos

Die beiden letzten Generalversammlungen fanden pandemiebedingt auf schriftlichem Weg statt. Nun trafen sich die Teilhaberinnen und Teilhaber der Energiegenossenschaft Adev mit Geschäftssitz in Liestal in Münchenstein zur Präsenz-Jahresversammlung. Darüber zeigten sich sowohl Verwaltungsratspräsident Eric Nussbaumer als auch Thomas Tribelhorn, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, erfreut.

Die Adev produzierte in ihren 122 über die Schweiz verteilten Anlagen ihrer vier Tochtergesellschaften gut 53,4 Millionen Kilowattstunden Strom, hielt Verwaltungsratspräsident Eric Nussbaumer fest. Dabei hat die Wasserkraft einen Anteil von 34,3 Prozent, die Solaranlagen von 34,1, Wind von 23,8 sowie Erdgas von 7,8 Prozent. Damit können (umgerechnet) 8400 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Neue Minderheitsbeteiligungen
Erneut konnte die Adev sich mit dem Zukauf oder dem Bau neuer Anlagen vergrössern. Zudem erwarb man eine Minderheitsbeteiligung von je 17 Prozent beim unabhängigen Stromhändler Fleco Power sowie bei der Egon AG, die auf die Messung von Solarstrom spezialisiert ist.

Besondere Anforderungen an Energieunternehmen stellen die geänderten Rahmenbedingungen dar, welche die Gesetzgeber auf Bundesund Kantonsebene setzen. Erleichterungen verspricht man sich vom sogenannten «Mantelerlass, mit dem die Einspracheverfahren beschleunigt werden können, ohne bei Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz Abstriche machen zu müssen», betonte Eric Nussbaumer.

Thomas Tribelhorn, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, konnte auf ein ausgeglichenes Geschäftsjahr zurückblicken. Bei einem Umsatz von rund 13 Millionen Franken betrug der Reingewinn 770 000 Franken. Positive Rechnungsabschlüsse wiesen auch die vier Tochtergesellschaften aus. Die Versammlung hiess alle Geschäfte gut und bestätigte den Verwaltungsrat mit Nussbaumer an der Spitze einstimmig und per Akklamation.

Axpo-Chef ist optimistisch
Als Referent hatte die Adev-Leitung Christoph Brand eingeladen, den CEO der Axpo-Gruppe, des grössten Energieunternehmens der Schweiz. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen zeigte sich Brand optimistisch: «Wir kriegen die Energiewende hin.» Allerdings sagte er auch, dass dies nicht leicht werde, zumal man künftig auf nachhaltige Energieträger setzen müsse. «Die Atomenergie ist ein Auslaufmodell», zeigt sich Brand überzeugt.

Allerdings brauche es für die Versorgungssicherheit einige Anstrengungen. Durch beengende Vorschriften werde der Ausbau der Wasserkraft, «der Hauptstütze unserer Energieversorgung», erschwert, etwa durch Auflagen betreffend Restwasser oder durch den Widerstand gegen höhere Staumauern. «Der Klimaschutz wird zu oft dem lokalen Mikroklimaschutz geopfert», klagte der Axpo-Chef. Falsch verstandener Umweltschutz und Einzelinteressen behinderten den Ausbau nachhaltiger Energieträger.

Um aber übermässigen Import aus dem Ausland zu verhindern, müsse die Schweiz mehr Strom aus Wasserkraft, Sonne und Wind produzieren. Aber es sei eine Illusion, dass die Schweiz im Energiesektor, wie in anderen Bereichen, autark werden könne. Man werde immer auf Import von Strom angewiesen sein.

Brand plädierte eindringlich dafür, die Bewilligungsverfahren zu beschleunigen. Dazu brauche es Einschränkungen im Einspracherecht. Viele Leute befürworteten zwar beispielsweise den Bau von Windkraftanlagen − «aber bitte nicht vor meinem Haus». Diese Haltung müsse sich ändern. Zudem sei Energie aus Erdöl zu billig, weshalb die erneuerbaren Energieträger von der öffentlichen Hand gefördert werden müssten. Die Kosten des CO2-Ausstosses werden gemäss Brand auf die Allgemeinheit abgewälzt. Stattdessen brauche es eine globale CO2-Steuer. Einiges Potenzial dürfte künftig in der Speichermöglichkeit nachhaltiger Energie liegen.

Brand wies auch darauf hin, dass die Versorgungssicherheit ein öffentliches Gut ist, bei dem die Politik die Regeln und Rahmenbedingungen setze. Den Energieversorgern sollten mehr Verantwortung und mehr Kompetenzen übertragen werden, forderte der Referent. Mit dem Ausbau der Wasserkraft, dem Bau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen liesse sich deutlich mehr Strom herstellen. Auch die Nutzung der Biomasse biete gute Möglichkeiten. Brand forderte deshalb, dass die Bewilligungsverfahren beschleunigt und die Wirtschaftlichkeit grossflächiger Investitionsanreize sichergestellt wird.

Aber jeder und jede könne einen persönlichen Beitrag leisten, indem man sparsam Strom verbrauche. Was die Politik angeht, so sollten die Politikerinnen und Politiker «Ehrlichkeit und das Interesse der Schweiz über die nächsten Wahlergebnisse stellen».

«Wir schaffen die Energiewende»

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