Vom Normalbetrieb über den Lockdown und Lockerungen zurück zu den Absagen

Wie schreibt man einen Rückblick auf ein Sportjahr, in dem mehr ausfiel als stattfand? Wir würdigen trotz Pandemie die gezeigten Leistungen. Doch Monate scheinen in diesem Jahr nicht die richtige Einteilung zu sein.

Sebastian Wirz

VOR DER PANDEMIE
Zum Jahresauftakt gibt es gleich mehrere Premieren: Tennisspieler Yannik Steinegger gewinnt seine erste Medaille an der Schweizermeisterschaft der Männer. Erst im Final unterliegt er der nationalen Nummer 3, Henri Laaksonen. Leonard Grazioli verbringt derweil seine ersten Einsatzminuten im Tor der A-Nationalmannschaft. Für die «Nati» der Junioren laufen der Buusner Volleyballer Eric Heller und der Sissacher Lukas Wyser auf, der mit der U16-Auswahl an den Olympischen Jugendspielen im Einsatz steht.

Dem TV Ziefen kommt die Ehre zuteil, im Hallenstadion Teil der Turnshow «Gymotion» zu sein. Bei den Hallenturnieren des Regionalverbands spielen wiederum rund 4000 junge Fussballer um die Turniersiege – nur wenige Wochen später sollte diese an sich jährliche Tatsache unvorstellbar sein.

Die Erstligisten des Volleyballclubs Gelterkinden spielen eine starke Saison, unterliegen in den Play-offs aber deutlich. Weiter bringt es der EHC Zunzgen-Sissach. In der letzten Saison unter Dino Stecher steigen die Oberbaselbieter Eishockeyaner nicht nur als Gruppenerster in die Playoffs, sondern lassen auch in der Post-Season alle üblichen Gegner hinter sich. Erst im Final gegen den Sieger der Berner Gruppe, den EHC Mirchel, ziehen die ZSler den Kürzeren. Es ist das beste Resultat seit dem Rückzug aus der 1. Liga 2013.

Für die Waldenburg Eagles ist die Play-off-Qualifikation gleichbedeutend mit dem Verbleib in der 1. Liga. Mehr liegt aber nicht drin: In der ersten Runde gibt es das Aus für die Waldenburgertaler. Der Sissacher Curling-Spieler Yves Stocker stösst mit seinem Team an der U21-WM in Russland bis in den Final vor – und spricht nach dem Gewinn der Silbermedaille von einer verpassten Chance.

DER LOCKDOWN KOMMT
Die Pandemie macht dem Sport wie allen anderen Bereichen des Lebens einen immer dickeren Strich durch die Rechnung. ZS spielt am Ende vor leeren Rängen und präsentiert seine Heimspiele in Zusammenarbeit mit der «Volksstimme» kurzfristig online als Livestream, während auswärts im Bernbiet zumindest noch eine begrenzte Anzahl Zuschauer zugelassen ist. Von nun an müssen sich Sporttreibende und Sport-Fans informieren, welche Regeln im jeweiligen Kanton gelten.

Es finden weiterhin Anlässe statt, aber sie werden weniger. Aeneas Appius gewinnt in Spanien innerhalb von 24 Stunden zwei Goldmedaillen an der Duathlon-EM; in der Region wird derweil der Sissacher Hallenmehrkampf abgesagt – zum ersten Mal in seinen 30 Jahren. Kurz vor dem Start der Rückrunde im Regionalfussball ist der Verband noch optimistisch, doch dann gehen im Baselbieter Sport die Lichter aus: «Alle Aktivitäten von Vereinen und ähnlichen Organisationen wie Sportanlässe, Trainings, Proben usw. sind untersagt», verfügt der Regierungsrat.

Für den Buckter Eishockeyprofi Ralph Stalder bedeutet die Coronakrise: Sein auf Ende Saison angekündigter Rücktritt kommt urplötzlich schon März. «Als der Entscheid kam, dass die Meisterschaft beendet wird, haben wir die Garderobe geräumt und mit einem Bier angestossen. Es war ein seltsames Ende dieser Saison», sagt er im Interview mit der «Volksstimme», die am 24. März zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ohne eine Sport-Seite auskommen muss.

WIEDER MEHR MÖGLICH
Im Mai sind Trainings für Sportvereine wieder möglich – allerdings nur in Kleingruppen, mit strenger Dokumentation der Anwesenheiten und Schutzkonzept – damals noch ein kaum bekannter Begriff. Mit genügend Desinfektionsmittel und Putzeifer der Betreiber ist auch der Besuch des Fitnessstudios möglich. Anlässe sind aber immer noch selten – so wird auch das Kantonalschwingfest zum ersten Mal seit 1926 abgesagt. Immerhin: Die Faust- und Baseballer sowie die Inlinehockeyaner führen ihre Meisterschaften in verkürzter Form durch. Die Leichtathletinnen und -athleten haben zwar wenige Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Im Mehrkampf holen Celine Albisser, Finley Gaio und Matthias Steinmann aber allesamt eine Schweizermeisterschafts-Medaille und Antje Pfüller läuft an den deutschen Meisterschaften Baselbieter Rekord über 1500 Meter.

Die Oberbaselbieter Pistolentruppe um Joel Kym, Sandro Lötscher, Ramona Roppel und Adrian Schaub holt an den Schweizermeisterschaften gleich mehrere Medaillen. Derweil laufen mit Lara Martin und Tyara Buser erstmals zwei Oberbaselbieter Profis in der deutschen Bundesliga der Frauen auf.

ZURÜCK AUF FELD 1
Im Herbst holt die zweite Welle der Corona-Pandemie die Schweiz und damit den Sport ein. Trainings werden wieder verboten, Meisterschaften ab- oder unterbrochen. Die Fussballer sind dieses Mal besser bedient als die Hallensportarten: Sie bringen fast alle Spiele der Vorrunde durch, bevor die Sportschweiz mit Ausnahme der Profis coronabedingt wieder einschläft. Mario Dolders Sieg beim Baselbieter Sportpreis ohne Publikum ist die letzte Schlagzeile im Regionalsport.

Was die Pandemie für den Sport bedeutet, sagen Vertreter verschiedener Sportarten in einer Umfrage in der «Volksstimme» vom Dienstag.

Ein Sportjahr wie eine Welle

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