Berufsbildung hat höchste Priorität – jetzt erst recht

Die Coronakrise hat die Schweiz und das Baselbiet fest im Griff und betrifft auch die Berufsbildung: Wie können Benachteiligungen in der Berufswahl und bei der Lehrstellensuche aufgefangen werden?

Thomas von Felten

Eine Studie der Universitäten Bern und Zürich, an der Bildungsökonom Stefan Wolter mitbeteiligt ist, liess im Frühling während der ersten Corona-Welle aufschrecken. Erst im Jahr 2025 sei die Coronakrise in der Berufsbildung ausgestanden. Im Vergleich zu einer Welt ohne das Virus würden mit den Auswirkungen der Coronakrise in den nächsten fünf Jahren total 5000 bis 20 000 weniger Lehrverträge abgeschlossen. Bis zu 20 000 Jugendliche würden also landesweit ohne eine Lehrstelle dastehen. In der Wirtschaft werde kein Platz für sie vorhanden sein. Das sind düstere Prognosen für die Berufsbildung in der Schweiz.

Dank grossen Engagements der Lehrpersonen und vor allem auch der Lehrbetriebe bewahrheiteten sich diese düsteren Aussichten in diesem Sommer für die Schulabgängerinnen und -abgänger zum Glück nicht. Im Gegenteil, es konnten im Kanton Basel-Landschaft sogar leicht mehr Lehrstellen registriert werden.

Nun ist die zweite Corona-Welle mit voller Wucht im Anrollen. Auch wenn es zurzeit keinen vollständigen Lockdown gibt, zieht sich die Gesellschaft wieder ins Homeoffice zurück. Kontakte sollen vermieden werden und man solle wann immer möglich zu Hause bleiben. Die Wirtschaft gerät erneut in vielen Branchen unter Druck und damit auch viele Lehrbetriebe im Kanton. Zudem besteht die grosse Gefahr, dass die Jugendlichen, die jetzt in der 2. und 3. Sekundarschule sind, im Prozess der beruflichen Orientierung benachteiligt werden. So wurden in den vergangenen Wochen beispielsweise mit dem nationalen Zukunftstag oder der Basler Berufsmesse verschiedene Anlässe, die für die berufliche Orientierung der Jugendlichen sehr wichtig sind, abgesagt. Betriebsbesichtigungen und Schnupperlehren sind zunehmend schwieriger zu organisieren und zu finden.

Auch hier zählen wir auf die verantwortungsbewussten Lehrbetriebe im Baselbiet als verlässliche Partner der Berufsbildung, damit diese den Schülerinnen und Schülern die notwendigen Einblicke in ihre Betriebe in alternativen Formen ermöglichen. Einerseits haben verschiedene Branchen und Betriebe bereits heute virtuelle Angebote für Einblicke in die Berufswelt eingerichtet, und andererseits wird auch die Basler Berufsmesse vom 19. bis 21. November online durchgeführt.

Zur Erfassung der Lehrstellensituation und zur längerfristigen Sicherung der Lehrstellen wurde von der Hauptabteilung Berufsbildung ein Projekt initiiert. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Basel-Stadt, der Standortförderung Baselland, den Wirtschaftsverbänden der Region sowie den Sekundarschulen werden im Rahmen dieses Projekts in den kommenden Monaten Umfragen, Beratungen für Lehrbetriebe und ein Lehrstellen-Matching für die Jugendlichen aufgebaut.

Die Ziele sind, dass für den Sommer 2021 genügend Lehrstellen angeboten werden und dass die Jugendlichen optimal auf die für sie passenden Lehrstellen vorbereitet sind. So sind wir überzeugt, dass auch im kommenden Sommer dank der Anstrengungen aller Beteiligten die Lehrstellensituation nicht düster, sondern sonnig sein wird.

Thomas von Felten ist Leiter der Abteilung Laufbahn und Integration in der Hauptabteilung Berufsbildung der Bildungsdirektion Baselland.

Berufliche Orientierung in der Corona-Zeit

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