Weniger Vogelberinger für «Ulmetaktion» wegen Covid-19

Trotz Corona beringen auch in diesem Jahr Ornithologen wieder Zugvögel auf der «Ulmet». Doch wegen der Pandemie werden diesmal weniger Vogelbeobachter dem Ereignis beiwohnen können. Auch auf der «Ulmet» gilt: Abstand halten.

Brigitt Buser

Es wird in diesem Herbst sehr ruhig sein auf der Ulmet ob Lauwil. Grund dafür ist, dass die Ulmetkommission, die für die Arbeit in der Vogelberingungsstation auf der Ulmethöchi zuständig ist, wegen der Coronavirus-Pandemie drastische Massnahmen ergriffen hat: Die Beringungsaktion für Vögel, die auch dieses Jahr sechs Wochen – von Ende September bis Anfang November – andauert, wurde auf ein Minimum reduziert.

«Natürlich wird dabei jeder Vogel, der ins Netz fliegt, sofort eingesammelt, bestimmt, beringt und wieder freigelassen. Dies jedoch nur mit reduzierter Belegschaft», so Martin Furler, Obmann der Ulmetkommission. Es sei ihm äusserst wichtig, dass es während der Aktion zu keiner Ansteckung zwischen Beringern und Besuchern kommt. Zwar steht der Wagen, in dem die Vögel beringt werden, noch am selben Ort. Damit der vorgeschriebene Abstand laut BAG gewährleistet ist, wurde der Wagen hinter einen Weidezaun versetzt. Sonst befand sich der Wagen jeweils vor diesem Zaun.

«Auch habe ich allen angemeldeten Vereinen und Schulklassen abgesagt», sagt Furler weiter. «Natürlich ist uns bewusst, dass es bei der Bevölkerung nicht nur gut ankommen wird, wenn wir unsere diesjährige ‹Ulmetaktion› unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen.» Eine Nichtdurchführung sei für ihn jedoch nicht infrage gekommen. «Es wäre doch schade, wenn nur aufgrund der Pandemie nach 58 Jahren eine Lücke in der Datenreihe entstünde», begründete er weiter.

Damit das Schutzkonzept vollumfänglich umgesetzt werden kann, wurde zusätzlich das Ulmetbeizli gemietet. In der Ulmethütte selbst übernachten jeweils nur die Personen, die für eine ganze Woche für die Beringung eingeteilt sind.

Reich Artenvielfalt
Doch Corona hin oder her, die Vögel ziehen Richtung Süden. Dabei ist in der ersten Woche die Artenvielfalt der Zugvögel noch sehr reich. In der Nacht sind die letzten Langstreckenzieher wie Gartenrotschwanz, Neuntöter, vereinzelt noch Trauerschnäpper oder Storch unterwegs. Am frühen Morgen sind es vor allem Amsel und Rotkehlchen, die aber Kurzstreckenzieher sind. Während Erstere die Sahara überfliegen, verschieben sich Letztere nur wenige Kilometer oder bis Nordafrika.

Natürlich freut es einen jeden Beringer ganz besonders, wenn er einer gefiederten Seltenheit einen Ring fürs Leben anlegen darf. Ein Highlight war sicher ein Eisvogel, finden sich doch hier oben weder Bach noch Weiher. Für Martin Furler war es ein Sperlingskauz, und vergangenes Jahr wählte nach bald 45 Jahren ein bei uns sehr seltenes Blaukehlchen den Weg über die Ulmet.

Wie geht es weiter?
Nach der «Ulmetaktion» wird die Unterkunft geräumt. Sie wird dem Neubau weichen, der für Februar kommenden Jahres geplant ist. Die Baubewilligung dafür ist vorhanden, auch fast 90 Prozent des benötigten Kapitals. Jedoch war eine Übergangsfinanzierung notwendig, fliesst das Geld von Stiftungen doch erst nach Vorlegen der Bauabrechnung.

Da die 88. Delegiertenversammlung des BNV aufgrund der Covid-19-Verordnung im vergangenen März abgesagt werden musste, wurde über wichtige Entscheide schriftlich abgestimmt. Dazu gehörte auch ein Ergänzungsantrag des BNV-Vorstands über die Bereitstellung einer Rückstellung über 60 000 Franken, um die Finanzierung bis zum Eingang aller nötigen Drittmittel zu überbrücken. Dieser wurde zu fast 100 Prozent von den Delegierten genehmigt.

Die neue Hütte verfügt über dasselbe Volumen wie die bisherige. Die Behörden verlangten ebenfalls dieselbe Form und dasselbe Erscheinungsbild des Vorgängers: also einen einfachen Holzbau auf einem Betonsockel. Neu ist die Toilette im Gebäude mit eigener Jauchegrube. Geduscht wird nach dem Einsatz wieder zu Hause.

«In Planung ist noch eine Photovoltaikanlage, für deren Finanzierung man noch bemüht ist», fügt Ulmetobmann Furler an. Dabei ist er überzeugt, dass die Kommission auch hier mit finanzieller Unterstützung rechnen kann.

Vögel ziehen trotzdem Richtung Süden

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