Wie sich die Fasnacht mit der Zeit verändert hat

Trotz Absage – es ist Fasnachtszeit. Dieser Brauch hat sich in der Region mit den Jahren verändert. Wenn es heute die «Guggemuusig» ist, welche die Umzüge begleitet, so waren es früher bisweilen die Kühe.

Lilith Hersberger

In der Woche vor den Fasnachtsferien findet in Rünenberg regelmässig am Mittwochnachmittag der Kinderfasnachtsumzug statt. Die «Guggemuusig» spielt und geht vorneweg. Ihr folgen die Eltern mit ihren kleinen Kindern. Konfetti fliegt durch die Luft, «Dääfeli» und andere Süssigkeiten werden verteilt. Ab und zu sieht man ein kreischendes Mädchen von grossen Waggisen gejagt durch die Menge wegrennen.

Kleine Elfen und Hexen klammern sich an die Hände ihrer Mütter. «Zoggeli» klappern fröhlich über den Teer und es raschelt, wenn die Kinder mit den grossen Waggislarven die Köpfe drehen, sodass der Bast, der als Haar dient, über ihre Rücken wogt. Ein lustiger Nachmittag für die Kleinen.

Und damit ist die Fasnacht bereits zu Ende.

Tage später, wenn der Umzug längst vorbei ist, wird man noch «Räppli» in den Kleidern finden. Und obwohl die Putzmaschine durch das Dorf fegt, bleiben die bunten Papierschnipsel und die «Dääfeli»-Verpackungen doch an den Strassenrändern liegen und erinnern jeden, der sie passiert, an diesen fröhlichen Fasnachtstag.

Kühe an der Fasnacht?
Gemäss der Heimatkunde von Rünenberg war das Dorf bis vor einigen Jahrzehnten bekannt für seine originellen Umzüge und die abendlichen, ausgelassenen Treffen im Restaurant Hirschen: Am Sonntag verkleidete man sich mit selbst gefertigten Larven, später versammelte sich die ganze Gemeinde und zog gemeinsam mit Peitschen, Rätschen, Pfannendeckeln und Schellen laut lärmend durch das Dorf. Der Umzug endete am Fasnachtsfeuer, wo die Dorfmusik spielte, und die Chluuri tanzten um die Flammen herum, bis das Feuer heruntergebrannt war und erlosch. In Rünenberg traf man sich danach immer noch in einem der vier Restaurants.

Am Fasnachtsmittwoch fand der Maskenball oder «Chluuriball» statt. Alle trugen wieder ihre Larven und Kostüme, die zum Schluss prämiert wurden.

Am Samstag war Kehrausball. Auch da herrschte reges Maskentreiben. An diesem Tag kamen die Leute aus umliegenden Dörfern zusammen, um die Schnitzelbänke zu hören, von denen es jedes Jahr einige gab.

Auf einem etwa hundertjährigen Foto sieht man die Rünenberger Dorfgemeinde versammelt. In der Menge kann man sogar einige Rinder erkennen. Wenn die Chluuri von damals die heutige Kinderfasnacht sehen könnten, wären sie wohl genauso erstaunt wie wir über die alten Bräuche, mit denen sie damals ihre Fasnacht feierten.

Dieser Text ist im Rahmen eines Schnupperpraktikums auf der Redaktion entstanden.

Kinderumzug statt volle Beizen

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