Genusswochen 2019 im Zeichen der Mirabelle

Vom 1. September bis zum 13. Oktober finden im Rahmen der Genusswochen im ganzen Baselbiet kulinarisch interessante Veranstaltungen statt. Spezialität in diesem Jahr ist die Mirabelle, die neben Kirschen und Zwetschgen schon seit dem 19. Jahrhundert in unserer Region angebaut wird.

Brigitt Buser

Wenn auch im Handel während der ganzen Vegetationszeit saisonale Produkte erhältlich sind, so vermittelt uns der Herbst immer noch die Hochzeit der Ernte. Zeit, das Geerntete zu verarbeiten – oder auch «nur» ausgiebig zu geniessen. Insbesondere im Rahmen der diesjährigen Genusswochen in diversen Restaurants im Baselbiet. Und wer Lust hat, kann sich während dieser sechs Wochen jeweils am Samstag am Genussmarkt in Liestal mit Produkten aus der Region eindecken. Zudem wird am Eröffnungsanlass morgen am Liestaler Genussmarkt die Mirabelle als Spezialität des Jahres präsentiert.

Mit grosser Sicherheit stammt die Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca), eine Unterart der Pflaume, ursprünglich aus Kleinasien und Nordpersien. Entstanden durch Kreuzung einer Pflaume mit Kirschpflaume oder Pflaume mit Schwarzdorn (Schlehe) dürfte sie im Spätmittelalter in Südfrankreich kultiviert worden sein. Ob im 15. Jahrhundert mit René I. d’Anjou, auch «Le bon Roi René» genannt, oder aber später, wurde die Mirabelle dank guten Bodens und klimatischer Bedingungen in Lothringen angebaut. Damals schon ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, ist dies auch heute noch so: Jährlich liefern 250 000 «Lothringer Bäume» bis zu 15 000 Tonnen Früchte, was 70 Prozent der Weltproduktion entspricht.

90 Prozent aus der Umgebung
Spätestens nach 1871 dehnte sich der Anbau dieses Rosengewächses in Richtung Elsass und Deutschland aus. Ebenfalls in die Nordwestschweiz und somit ins Baselbiet. Schon zu jener Zeit wurde die Mirabelle zu allerlei Köstlichkeiten wie Konfitüre, Kompott und Glace verarbeitet, was Kochbücher und Rezeptsammlungen belegen. Zudem brannte man Schnaps, ein beliebtes Nischenprodukt kleiner Brennereien, das auch heute noch sehr geschätzt wird.

In den vergangenen Jahrzenten wurde der Anbau der Mirabelle im Baselbiet stark gefördert. Mittlerweile stammten fast 90 Prozent der ganzen Schweizer Ernte aus der Nordwestschweiz. Während in Lothringen Sorten wie «Mirabelle de Nancy» und «Mirabelle de Metz» angebaut werden, sind es bei uns vor allem neuere deutsche Züchtungen.

Aber nicht nur zum rasch Konsumieren eignet sich die typische Saisonfrucht. Dank des hohen Fruchtzuckergehalts und des feinen Aromas lassen sich mit Mirabellen Hauptgerichte verfeinern, Sirup, Chutneys, feine Kuchen, Wähen, Cremes und Glace herstellen – oder man trocknet oder füllt sie heiss ein. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Steinfrucht neben dem hohen Zuckergehalt ein sehr weiches Fruchtfleisch aufweist und daher nach der Ernte schnell verdirbt. Kommt man mit dem Rohkonsum nicht nach, müssen die Früchte also raschestmöglich weiterverarbeitet werden.

Umfangreiche Genusswochen
Ausser dem Genuss von Gerichten mit oder aus Mirabellen bieten während der Baselbieter Genusswochen zahlreiche Restaurants im Baselbiet saisonale, regionale, frische und teilweise äusserst kreative Köstlichkeiten an. Zudem kann am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach ein Kochkurs gebucht werden, in dem allerlei Leckeres aus Mirabellen zubereitet wird.

Insgesamt warten an den diesjährigen Genusswochen über 50 Veranstaltungen mit mehr als 150 Events auf. Dabei geht es nicht nur um das Essen, sondern auch um die Sensibilisierung für Saisonalität und Nachhaltigkeit und das Erhalten der Genusskultur – mit regionalen Produzenten und Veredlern im Fokus.

Saisonalität

bbu. «Was wächst wann im Baselbiet?» Nach diesem Motto haben Baselland Tourismus und der «Ebenrain» in Sissach eine Übersicht bezüglich Saisonalität von regionalem Gemüse, Salat und Früchten zusammengestellt, die auf allen Gemeinden im Kanton Baselland sowie bei Baselland Tourismus erhältlich ist oder sich online downloaden lässt. Das detaillierte Programm der Baselbieter Genusswochen und weitere Informationen finden sich ebenfalls online.

www.baselbieter-genusswochen.ch

Von Kleinasien ins Baselbiet

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title