Pratteln 2022 ist nicht in Basel

Die Region hat ein Wochenende der Superlative hinter sich – nicht nur wettermässig. Man stelle sich das mal vor: Gleichzeitig kamen die Leichtathletik-Schweizermeisterschaften sowie die Weltmeisterschaft (!) im Badminton zur Austragung. Und trotzdem stand alles irgendwie im Schatten des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (Esaf) in Zug. Dazu einige Gedanken.

Ich habe allergrösste Sympathien für diese urschweizerische Sportart und das erfrischend faire, weitgehend friedliche und entspannte Umfeld ohne Hooligans oder andere hirnlose Krawallbrüder – das sind Lichtblicke. Ansonsten aber scheint mir leider auch in diesem Sport je länger, je mehr der Kommerz Einzug zu halten. Und das bereitet mir im Hinblick auf das nächste Esaf im Jahr 2022 in Pratteln Sorgenfalten.

Den Vogel abgeschossen haben am Esaf-Weekend zwei Dinge. Da sprach der OK-Präsident von Zug im TV-Interview im Zusammenhang mit Pratteln tatsächlich offiziell im Fernsehen von «Basel». Und dann war da noch die oberpeinliche Moderation des Auftritts der Delegation aus Pratteln, die durchaus originell mit etlichen Traditionselementen wie Banntäglern und Nünichlinglern gespickt war.

Wenn dann aber ein Kabarettist in seiner Funktion als Moderator in diesem Moment nichts Besseres weiss, als seine seit bald 20 Jahren bekannten Stimmenimitationen von sich zu geben, statt den Zehntausenden zu erklären, was gerade passiert, dann lief da etwas gewaltig schief. Nicht wenige sprachen zu Recht von der Peinlichkeit des Wochenendes. Warum um Himmels willen hat sich das OK 2022 bei der Präsentation seines Festes für einen Pseudo-Komiker oder -Spassvogel entschieden? Ich befürchte, wir werden dies nie erfahren.

Wenn bereits dieser Tage im Zusammenhang mit Pratteln 2022 von «Basel» gesprochen wird, steigt mein Puls und ich befürchte, dass es am Ende sein wird wie so oft: Das Baselbiet organisiert, managt und bezahlt. Und «Basel» steht am Ende in der Sonne.

Ich lasse sogar parziell gelten, dass dieses Fazit etwas früh und eine Spur populistisch daherkommt. Es geht mir jedoch darum, die Verantwortlichen schon jetzt darauf hinzuweisen, ganz im Sinne von «Wehret den Anfängen». Deshalb meine Empfehlung ans hochdotierte OK: Im Zusammenhang mit dem Esaf Pratteln 2022 gilt es primär, die Interessen des Baselbiets und die Marke BL hochzuhalten.

Immerhin floss und fliesst eine sehr stolze Summe Geld aus dem Baselbiet in diesen (kommerziellen) Anlass. Geld wohlverstanden, das in den nächsten Jahren anderen Sportanbietern direkt oder indirekt fehlen wird. Damit ist auch eine Verantwortung verbunden. Erst recht, wenn man weiss, dass Basel-Stadt bislang keinen Rappen bezahlt hat. Habe fertig.

Meinrad Stöcklin ist Präsident der Vereinigung
Basellandschaftlicher Sportjournalisten und wohnt in Frenkendorf.

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