Ein Test an der Ostfassade des Traditionshauses

tho. Mit dem Umbau der Sissacher «Sonne» soll bald gestartet werden. Vordringlich wird die Fassade erneuert. Adriana und Michele Linsalata, die Restaurant und Hotel vor einem Jahr erworben haben, haben testweise eine Fensterfront an der Ostseite des historischen Baus umgestalten lassen: die Fassade in einem hellen Beige, Fensterumrandung in Sandstein, Fensterrahmen und -kreuz in Naturholz sowie die Läden in Dunkelblau statt wie bisher Rot. Die neue Optik der markanten «Sonne» wird eine ganz andere sein, als sich Sissach das gewohnt ist. Mit dem Resultat, wie es sich heute präsentiert, ist das Ehepaar noch nicht ganz zufrieden: Die Farbe für die Fensterläden wird nochmals überdacht – «sie glänzt zu stark».

Die Umbaupläne für Haus und Hotel sind gross, wie Michele Linsalata im Gespräch mit der «Volksstimme» aufzeigt: Das Restaurant wird in den neueren Hoteltrakt verlegt, in den Obergeschossen des alten Gebäudes gibt es Alterswohnungen, andere Flächen werden saniert und später fremdvermietet. Ein Plan geht allerdings nicht auf: Die «Sonne» sollte eigentlich während des Umbaus stets offen bleiben. Nach dem Abgang der jetzigen Pächterin ist ein nahtloser Übergang aber vermutlich nicht möglich. Mit einem potenziell neuen Pächter sei man zwar auf gutem Weg, sagt Linsalata, doch es brauche alles seine Zeit. Er rechnet mit einer zwei- bis dreimonatigen Betriebspause. Am 21. Dezember hat die jetzige Pächterin Chantal Girod ihren «Letzten».

Zurück in die goldenen Zeiten

Die grossen Umbaupläne für die Sissacher «Sonne»

Anders als ursprünglich geplant, schliesst das Sissacher Traditionsrestaurant Sonne vermutlich vorübergehend. Für die Besitzerfamilie Linsalata hat das auch Vorteile: Während dieser Zeit kann umgebaut werden, ohne dass Rücksicht auf Gäste genommen werden muss.

David Thommen

Es gibt Einfacheres dieser Tage, als einen Termin mit Michele Linsalata zu bekommen. Nach unserer Anfrage für ein Gespräch sind wir Stand-by, bis das Telefon plötzlich klingelt: «Ich fahre jetzt in Zunzgen los und hätte dann eine halbe Stunde Zeit», sagt der Inhaber des gleichnamigen Sissacher Gebäudetechnikunternehmens und einer Immobilienfirma. In Zunzgen ist Linsalata gerade an einem grossen Projekt beteiligt, wie er sagt. Am Wochenende ist dort Tag der offenen Tür. Es gibt noch viel zu tun.

Zehn Minuten später treffen wir uns in der «Sonne» in Sissach. Vor einem Jahr haben Michele Linsalata und seine Frau Adriana Restaurant und Hotel übernommen – ein Haus mit einer gewaltigen Tradition. Das Gebäude entstand im Jahr 1534 und beherbergt seit Jahrhunderten Gäste aus aller Welt, wie es auf der Internetseite der «Sonne» treffend heisst.

Vorübergehend geschlossen
Wir ziehen uns für das Gespräch ins «Sunnestübli» zurück. «Ich stehe jetzt etwas blöd da», sagt Linsalata gleich zu Beginn. Er hatte nach dem Kauf umfassende Umbaupläne für den grossen Gebäudekomplex angekündigt und gleichzeitig geäussert, dass diese Arbeiten mit Rücksicht auf die Stammgäste unter laufendem Betrieb durchgeführt werden. Nun sagt er: «Es sieht danach aus, dass wir ab Januar für zwei oder eher drei Monate ganz schliessen müssen.»

Bereits nach dem 21. Dezember bleibt die Küche kalt. Dann hört die jetzige Pächterin Chantal Girod, die Tochter des früheren, legendären Besitzers René Girod, mit dem Wirten auf. Die Pächterin habe gute Arbeit geleistet und «viel gekrampft», sagt Linsalata. Dann sei ihr das grosse Haus aber wohl einfach über den Kopf gewachsen. Der Hotelbetrieb ruht bereits seit Ende Oktober. Es wurde wegen der Kündigung viel gemunkelt in Sissach: «Nein, wir hatten keinen Krach», sagt Linsalata, «im Gegenteil.» Die Kündigung sei für ihn und seine Frau eine Hiobsbotschaft gewesen.

Es sei ihm in der Folge nicht gelungen, rechtzeitig einen Nachfolger zu finden, der bereit war, die Pacht für die Zeit während des auf zwei Jahre angesetzten Umbaus vorerst interimistisch zu übernehmen. Interessenten habe es zwar gegeben, doch Linsalata legt auch in Zeiten von Staub und Lärm Wert auf einen Standard, welcher der «Sonne» angemessen ist. «Wir wollen dort auch während des Umbaus das Niveau halten», so der Besitzer.

Jetzt sei er mit dem Betreiber eines renommierten Baselbieter Gastrobetriebs auf gutem Weg. Dieser zeige Interesse daran, die «Sonne» als Zweitbetrieb vorerst befristet zu übernehmen, bis die Umbauarbeiten abgeschlossen sind und die Pacht für Restaurant und Hotel wieder dauerhaft vergeben werden kann. Dieser potenzielle neue Pächter könne allerdings nicht sofort loslegen. Doch sehe er in einer zwei- oder dreimonatigen Pause auch eine Chance: «Wir können in dieser Zeit rücksichtslos Lärm und Staub machen.»

In Stichworten
Die Uhr tickt im «Sunnestübli», unsere halbe Stunde ist schon fast vorbei. Linsalatas Handy läutet immer wieder: «Ich bin in einer Viertelstunde da», verspricht er am Telefon. Also wechseln wir ab sofort in den Telegrammstil. Was hat Linsalata alles mit der «Sonne» vor und wie haben sich die Pläne seit unseren letzten Berichterstattungen entwickelt?

– Gaststube und Küche sollen künftig nicht mehr wie heute im historischen Altbau, sondern im Erdgeschoss des Hotel-Neubaus untergebracht sein. Dort ist ein Bistrosowie ein À-la-carte-Bereich mit weissen Tischtüchern geplant. Dazu ist denkbar, dass das hölzerne Interieur des jetzigen «Sunnestüblis» in einen Raum im neuen Restaurantbereich hinübergerettet wird. Der Saal im Erdgeschoss ist bereits aufwendig und prächtig renoviert und bleibt dem Restaurant erhalten. Im Keller gibt es eine Bar, die weiterbetrieben werden soll. Daneben möchte Linsalata zwei weitere Kellerräume für die Gäste nutzbar machen: für eine Zigarren-Lounge und ein Fondue- und Raclette-Stübli.
– Die heutige Gaststube wird renoviert und soll dann an Dritte vermietet werden. Linsalata könnte sich vorstellen, dass dieser Raum ideal für eine Vinothek wäre. Aber natürlich sei auch anderes denkbar.
– In den beiden Obergeschossen sowie im Dachstock werden grosszügige Alterswohnungen eingebaut
– fünf oder sechs an der Zahl. Ebenso sind sechs kleinere Alterswohnungen im ersten Stock des neueren Hoteltrakts geplant.
– Die elf bestehenden Hotelzimmer im zweiten Stock des Anbaus werden aufgefrischt. Fünf weitere Hotelzimmer werden künftig im Dachstock angeboten. Diese sollen gross und edel werden. Linsalata: «Wer im Oberbaselbiet etwas sehr Schönes zum Übernachten sucht, wird es hier finden.»
– Als künftige «Hauptattraktion» kündigt Linsalata das Gartenrestaurant an. Der grosse Platz vor der «Sonne» im Sissacher Zentrum, der teilweise als Parkplatz genutzt wird, soll in eine «grüne Oase» verwandelt werden. Damit weiterhin genügend Parkplätze zur Verfügung stehen, soll die bestehende Tiefgarage mit heute 27 Parkplätzen stark vergrössert werden – Linsalata schwebt «fast eine Verdoppelung» vor.
– Auf der Westseite des Hotels entlang des Diegterbachs liebäugelt Linsalata mit einem schmalen, zweistöckigen Neubau mit einem Grundriss von 180 Quadratmetern. Im Erdgeschoss seien Seminarräume denkbar, im Obergeschoss könnte es weitere Hotelzimmer geben. Einen solchen Anbau an diesem Ort habe es in früheren Zeiten bereits einmal gegeben, sagt Linsalata.
– Der fürs Auge wenig erfreuliche Anbau auf der Rückseite der «Sonne» an der Zunzgerstrasse («beste Lage») soll entweder abgerissen und neu aufgebaut, oder aber ausgehöhlt und innen neu gestaltet werden. Die Fläche soll flexibel eingeteilt werden können und ist zur Fremdvermietung vorgesehen. Läden wären vorstellbar, aber auch beispielsweise eine Praxis für Physiotherapie. Linsalata: «Etwas aus dem Gesundheitsbereich wäre wegen der Nähe zu den Alterswohnungen ideal.»
– Sehr rasch soll die Fassade des historischen – und denkmalgeschützten – Baus in Angriff genommen werden. Geplant ist eine hellbeige Farbe wie beim Heimatmuseum gleich hinter dem Hotel. Eingebaut werden neue Fenster mit Rahmen in Naturholz und mit Fensterkreuzen wie in früheren Zeiten. Die Simse werden in Sandstein ausgeführt und die Läden werden dunkelblau daherkommen. Linsalata hat eine Fensterpartie zu Anschauungszwecken bereits an der Ostfassade ausgeführt. Ganz zufrieden ist er noch nicht: Die Fensterläden seien zu «glänzig». Hier müsse man nochmals über die Bücher.

Die Zeit ist natürlich längst um. Linsalata führt uns gleichwohl noch kurz durch einige Räume – und sprudelt nur so vor weiteren Ideen. Die «Sonne» werde bald wieder leuchten und wie früher goldene Zeiten erleben, sagt er. In fünf Jahren sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Dass neue Ideen hinzukommen oder Pläne sich noch ändern, ist bei Linsalatas Denktempo leicht vorstellbar. «Die ‹Sonne› ist Kultur», meint er noch auf dem Weg zum Auto. Und weg ist er.

«Sonne» probt neues Kleid

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