270 000 Franken als Monatslohn

Es ist Mode geworden – wohlverstanden durchaus berechtigt –, dass Managerlöhne öffentlich diskutiert werden. So weit, so gut, ich finde das okay. Natürlich ist es jenseits von Gut und Böse und schlicht verwerflich und höchst unmoralisch, wenn der Chef eines Basler Chemiemultis oder von Schweizer Grossbanken einen Jahreslohn von 12 Millionen bezieht – und der Chemiemulti parallel trotz grossartigen Geschäftsgangs kaltschnäuzig über 2000 Stellen abbaut.

Eine Zahl, die in diesen Kontext passt oder fast noch schräger daherkommt, ging dieser Tage ziemlich unter. Die deutsche Zeitschrift «SportBild» deckte auf, was der ehemalige FCB-Spieler Breel Embolo beim Deutschen Bundesligisten Schalke 04 verdient. Oder besser, was er als Entschädigung erhält. Der Grundlohn beträgt 229 167 Euro (nicht pro Jahr, sondern pro Monat), das sind rund 270 000 Franken. Dazu kommen diverse happige Erfolgsprämien, konkret für Punkte und gekoppelt an andere Komponenten.

Auch ohne Taschenrechner oder Kopfrechnen wird eines sofort klar. Mit dieser Summe kassiert der ordentlich begabte bis durchaus talentierte, aber oft verletzte und bislang vieles schuldig gebliebene Profi-Fussballer konsolidiert in der Woche mehr, als der durchschnittliche Stadionbesucher in Gelsenkirchen im Jahr in der Lohntüte hat. Mein Fazit: Das ist nur noch krank. Da nützt es auch nichts, wenn sich Embolo löblich sozial engagiert wie kaum ein anderer Fussballer.

Ich weiss: Meine Kritiker werden mir nun lapidar puren Neid vorwerfen. Aber das ist a) Quatsch und b) zu einfach. Hand aufs Herz: Was haben solche Lohnexzesse noch mit Sport zu tun? Übrigens: Auch bei einem Fussballverein in unserer Region liegen die Monatslöhne extensiv hoch, sehr oft im Bereich zwischen 40 000 und 70 000 Franken – im Monat. Das spottet ja in Anbetracht der erbrachten Leistungen jeder Beschreibung. Das Hauptproblem sind jedoch nicht die Lohnbezüger, sondern die Personen, die solche Löhne zulassen.

In England, Spanien, teilweise auch in Frankreich (Paris) sind die Exzesse noch krasser. Ich mache mir grundlegende Gedanken, weshalb sich die Fans das noch gefallen lassen und nach wie vor für teures Geld in Scharen in die Stadien pilgern. Bei einigen ganz wenigen Ausnahmekönnern wie Roger Federer lassen sich solche Beträge noch irgendwie legitimieren, und selbst ein Firmen-CEO hat zumindest (theoretisch) eine gewisse Verantwortung. Aber ein Fussballer?

Man rechne, wie viel Material dafür zum Beispiel die Turnvereine beschaffen könnten und somit weitherum keine Mitgliederbeiträge mehr erheben müssten. Ich weiss, das ist eine Illusion und ein Traum. Aber träumen darf erlaubt sein.

Meinrad Stöcklin ist Präsident der Vereinigung Basellandschaftlicher Sportjournalisten und wohnt in Frenkendorf.

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