Seit 40 Jahren auf Sendung

vs. Das Regionaljournal Basel/Baselland von SRF feiert morgen Freitag sein 40-Jahr-Jubiläum. Unter anderem wird eine Sondersendung ausgestrahlt. Ins Basler Studio auf dem Bruderholz sind alle rund 90 ehemaligen und aktuellen Journalistinnen und Journalisten des «Regis» eingeladen. Für die «Volksstimme» schaut der ehemalige Sissacher SRF-Journalist Andreas Bitterlin zurück in die Anfangszeiten des Regionaljournals, das mit wenig Personal und Sendezeit startete. «Urgestein» Bitterlin wechselte später zum Fernsehen.

Seit 40 Jahren im Äther für die Region Basel

Ex-Radioredaktor Andreas Bitterlin über die Anfangszeiten des Regionaljournals

Das Regionaljournal Basel/Baselland von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) feiert morgen Freitag sein 40-Jahr-Jubiläum. Andreas Bitterlin schaut für die «Volksstimme» zurück.

Andreas Bitterlin

Von 1980 bis 1986 arbeitete ich als Redaktor und Moderator dieser Radiosendung im Radiostudio auf dem Bruderholz in Basel, ich bin demzufolge eine Art «Urgestein» des Regionaljournals. Ein subjektiver Rückblick:

Mitte März im Jahr 1983. Mein Kollege Fredi Spinnler und ich, beide waren wir Redaktoren und Moderatoren des Regionaljournals Basel Baselland, interviewten live im Studio einen Mann, der für ein kantonales politisches Amt kandidierte und früher in der Fremdenlegion Dienst tat und in Frankreich wegen eines Tötungsdelikts angeklagt war. Die Basler AZ, eine SP-Zeitung, die es damals noch gab, schrieb nach der Sendung darüber: «Das Regionaljournal von Radio Basel hat sich eingehender mit dem Vorleben des Kandidaten beschäftigt und dabei Tatsachen erfahren, die den Stimmbürgern nicht vorenthalten werden sollten.»

Live und Interviews
Eine exklusive Skandalgeschichte wie diese war eher selten in den Lokalsendungen von Radio DRS (heutiger Name: Schweizer Radio und Fernsehen, SRF). Natürlich war es damals in den frühen 80er-Jahren wie auch heute noch eine journalistische Aufgabe, in einer komplexen Welt Skandalträchtiges aufzudecken und zu veröffentlichen.

Vom Sendekonzept her waren wir aber eher darauf ausgerichtet, über wichtige und spannende Fakten und Facetten zu Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, von öffentlichen Ereignissen und aus bekannten oder aussergewöhnlichen Gremien und Institutionen zu berichten. Hierbei entschieden wir uns in ausgeprägtem Mass, Personen des öffentlichen Lebens – tendenziell wohlwollend und gerne auch live – zu interviewen, damit diese sich der Hörerschaft mit ihren unterschiedlichen und charakteristischen Sprechweisen präsentieren konnten. Es gab damals nur ein Lokalradio in der Nordwestschweiz, das Regionaljournal von DRS, welches die in der Region exklusiv vorhandene Chance ausgiebig nutzen wollte, der Hörerschaft die authentischen Stimmen von Protagonisten im Äther näherzubringen.

Ältere etablierte Radiokollegen waren äusserst routinierte Interviewer, wie etwa mein damaliger Chef, Peter Wyss (1925–2000), der aus dem Stand Gespräche in Deutsch, Französisch und Englisch führte über wissenschaftliche, kulturelle, biografische und politische Themen. Beide Formate, Live und Interviews, waren für uns per se bevorzugte Optionen. Wyss war vor der Fernseh-Ära mit Mäni Weber und Co. ein Star mit den abendfüllenden Live-Unterhaltungs-Radiosendungen «Muggedätscher» und «Schlangefänger», die jeweils für die Hörerschaft ein Strassenfeger waren. Von dieser Erfahrung des profilierten Radiomanns und seinem daraus entwickelten Flair für die späteren Live-Sendungen des Regionaljournals profitierten wir, die damals einzige Regionaljournal-Kollegin Maja Schaub und wir drei Redaktionskollegen Ruedi Palm, Fredi Spinnler und ich. Damals lernte ich live zu reportieren und konnte das Gelernte sowohl beim Radio in verschiedenen Sendegefässen als auch später beim Schweizer Fernsehen in der «Tagesschau» oder in «Schweiz aktuell» ohne Nervosität umsetzen.

Das Interesse daran, in Interviews zuhanden der Öffentlichkeit Stellung zu nehmen, führte dazu, dass die «Prominenten» jeweils auf oft kurzfristige Anfrage unsererseits ohne zu murren für Live-Ausstrahlungen oder Aufnahmen zu uns ins Studio kamen. Regierungsräte – Regierungsrätinnen gab es damals noch nicht – radelten hie und da schwitzend bergauf zum Bruderholz, um ein Interview zugunsten der (potenziellen) Wählerschaft zu geben.

In den Anfangszeiten des täglichen Regionaljournals war intern unser Hauptanliegen: Mehr Sendezeit! Wir waren abends um 18.05 Uhr rund 20 Minuten auf dem Sender. Wir hätten gerne während des Tages eine Plattform für Berichterstattungen gehabt, aber die Finanzen liessen diesen Ausbau leider nicht zu. Den späteren Redaktionsteams stehen seit einigen Jahren erfreulicherweise zusätzlich eine Morgen- und eine Mittagssendung sowie bei aktuellem Bedarf wesentlich verbesserte Sendemöglichkeiten rund um die Uhr zur Verfügung. Der Zeitgeist machte diese neue Ausgangslage unabdingbar, denn die Voraussetzungen mit neuen Lokalradios, mit dem Informationsbedarf bei Katastrophen und auch mit dem nonstop zugänglichen Internet mit Unmengen von Online-Aktualitäten- und Meinungsvermittlungen, haben ein Umfeld geschaffen mit veränderter Mediennutzung und mit erhöhtem Konkurrenz- und Zeitdruck gegenüber unserer Pionierzeit.

Ein Blick weiter zurück
Das Radio war und ist Veränderungen unterworfen. Lokalsendungen gab es schon vor dem Regionaljournal. Im Studio Basel lernte ich den Baselbieter Marcel Wunderlin (1921–1987) kennen. Der damals national bekannte Moderator der Sendung «E Chratte voll Platte» war ein Pionier der Nordwestschweizer Lokalsendungen am Schweizer Radio. Wie mir sein Sohn Dominik, ehemaliger Vizedirektor des Museums der Kulturen Basel, auf Nachfrage erzählte, hat er Ende der 1960er-Jahre als Schüler die Tonbänder der in einem Liestaler Raum an der Seestrasse aufgenommenen Sendungen seines Vaters mit dem öffentlichen Verkehr nach Basel ins Sendestudio gebracht. Der Junior erinnert sich: In einer ersten Etappe hatte das Baselbiet jeden 4. Samstag im Monat eine halbe Stunde Sendezeit zur Verfügung, ab 1. Januar 1968 wurden jeweils jeden Samstag 30 Minuten über Basel-Stadt und Baselland berichtet. Wie es sich damals als lokalpolitische Gesetzmässigkeit wahrscheinlich wohl gehörte, standen dem Baselbiet jeweils 10 bis 13 Minuten zur Verfügung, dem Kanton Basel-Stadt der längere Rest. Marcel Wunderlin, später Redaktor und beliebter Moderator im Ressort «Land und Leute», war damals in den 80er-Jahren für mich als einer seiner jungen Nachfolger im regionalen Journalismus-Segment ein feiner und spannender Gesprächspartner über Lokalsendungen am Schweizer Radio.

Ein Blick auf mein Nachher
Dem Lokaljournalismus blieb ich noch jahrelang treu. 1986 verliess ich das Regionaljournal, um als Korrespondent des Schweizer Fernsehens bis 1994 für die «Tagesschau», «Schweiz aktuell» und «10vor10» über die Region Basel zu berichten. Mein Arbeitsort war weiterhin das Radiostudio Basel, wo ich mich mit den Regionaljournal-Kolleginnen und -Kollegen über verschiedene für Radio und Fernsehen interessante Sendeinhalte konstruktiv austauschen konnte.

Nach meinem Wechsel vom Fernsehen zum Universitätsspital Basel 1994 riss der Kontakt wiederum nicht ab. Als Leiter der Unternehmenskommunikation und Mediensprecher war ich bei gesundheitspolitischen Themen auch Gesprächs- und Interviewpartner des Regionaljournals – dank meiner journalistischen Vergangenheit sehr gerne und mit Verständnis für die teils zu Recht kritischen Fragestellungen.

Der Sissacher Andreas Bitterlin (1951) war Redaktor des Regionaljournals Basel von 1980 bis 1986.

Die Jubiläumssendung am Freitag

tho. Das Regionaljournal Basel Baselland von Radio SRF ging am 23. November 1978 auf Sendung – 40 Jahre später wird nun gefeiert. Morgen Freitag gibt es zwischen 17.30 und 18.00 Uhr auf SRF 1 eine Live-Sendung mit Gästen von damals und heute. Rund 90 verschiedene Stimmen und Menschen prägten laut SRF das «Regi» in den vergangenen vier Jahrzehnten. Mittlerweile erreicht die Sendung nach eigenen Angaben täglich rund 100 000 Hörerinnen und Hörer. Elf festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten bis zu fünf Sendungen pro Tag.
Gefeiert wird noch im Studio Basel auf dem Bruderholz, dessen Tage allerdings bald gezählt sind. Zusammen mit der Abteilung Kultur von SRF zieht das «Regi» im Frühling 2019 ins Meret-Oppenheim-Hochhaus beim Basler Bahnhof SBB.

Unter www.srf.ch/basel gibt es Impressionen aus 40 Jahren «Regi» samt einigen Perlen aus dem Archiv.

Das Regionaljournal feiert

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