Vorträge mit Schaltung nach Baku

  21.11.2024 Gelterkinden

Am Dienstag hat die Gelterkinder Sekundarschule ein Podium zum Thema «Klimawandel: Welche Zukunft wollen wir?» veranstaltet. Neben drei Vorträgen von Expertinnen und Experten vor Ort gab es eine Live-Schaltung nach Baku zu Marie-Claire Graf.

Tobia Benaglio

Bereits zum vierten Mal organisierte die Sekundarschule Gelterkinden ein Podium zum Thema «Klimawandel: Welche Zukunft wollen wir?». Der Event stand wegen eines Landratsvorstosses von Stefan Degen (FDP, Gelterkinden) auf der Kippe. Degen kritisierte vergangene Woche im Landrat, dass die politischen Meinungen der anwesenden Expertinnen und Experten nicht ausgewogen seien. Schlussendlich konnte der Event am Dienstagabend aber wie geplant in der Aula der Schule stattfinden. Das Ziel des Klimapodiums sei es, Zukunftsperspektiven zu eröffnen sowie Massnahmen für eine klimafreundliche Zukunft zu diskutieren.

Eröffnet wurde das Podium durch Dr. Gian-Kasper Plattner. Der Klimawissenschaftler zeigte in seinem Vortrag die Entwicklung des Klimawandels in der Schweiz und im Ausland über die letzten 35 Jahre auf. Die Tendenz: In den vergangenen Jahren wurde es weltweit immer wärmer. Laut Plattner gab es in der Schweiz in den letzten drei Jahren jedes Mal ein neues Rekordjahr. Auch das Jahr 2024 dürfte einen neuen Rekord aufstellen. Die Lösung, um diese Erwärmungen zu reduzieren, ist laut Plattner einfach: «Wir müssen die CO2-Emissionen einschränken.»

Lösungsansätze in der Schweiz
Als nächstes informierte die Grüne-Nationalrätin Florence Brenzikofer das Publikum über die Reduktionsziele in der Schweiz. Das grosse Ziel sei «Netto Null bis 2050». Bis in rund 25 Jahren sollen die menschgemachten CO2-Emissionen weitgehend abgebaut sein. Im Jahr 2030 sollen bereits 50 Prozent der Emissionen im Vergleich zu 1990 abgebaut sein, um auf Kurs zu bleiben.

Brenzikofer erklärte, dass die Emissionen, vor allem bei den Gebäuden, schon gesunken sind. Das grosse Problem im Moment sei der Verkehr. Rund ein Drittel der ausgestossenen CO2-Emissionen würden momentan in diesem Bereich stattfinden. Der grosse Wunsch von Brenzikofer, um diese Emissionen zu verringern, sind fahrrad- und öV-freundliche Städte und Dörfer. Als Beispiele nannte sie Paris und Kopenhagen, welche sich schon zu fahrradfreundlichen Städten entwickelt haben. Paris ist eine «15-Minuten-Stadt», wo alle Dienstleistungen wie Einkaufsmöglichkeiten oder Freizeitaktivitäten in 15 Minuten mit dem Velo erreichbar sind. In Kopenhagen würden schon mehr als 50 Prozent der Bewohner mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Daran könne sich die Schweiz ein Vorbild nehmen, sagte Brenzikofer.

«E-Bike-City»
Prof. Dr. Alexander Erath, Leiter der Abteilung «Verkehr und Mobilität» der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) setzte das Podium mit einem Referat über den Umbau der Städte fort. «Mehr Platz für Mikromobilität bedeutet mehr Sicherheit, weniger Unfälle, weniger Stress, bessere Gesundheit und besseres Wohlbefinden», erklärte Erath anhand eines Konzepts der ETH Zürich, um die Stadt in eine «E-Bike-City» umzubauen. Der FHNW-Professor kritisierte an dem Konzept jedoch, dass nicht nur eine «E-Bike-City», sondern eine «E-Bike-Agglomeration» geplant werden sollte, denn wie die Städte umgebaut werden müssen, um die Mikromobilität zu fördern, sei schon längst klar.

Erath ist überzeugt, dass viele Gemeinden, die mehr als 15 000 Einwohner haben, die Mobilität ausbauen und sich zu einer «15-Minuten-Nachbarschaft» entwickeln könnten. Für die grossen Städte schlägt Erath ein «Mobility Pricing» vor. Dieses gibt es beispielsweise schon in Stockholm; dabei müssen Verkehrsteilnehmer, die zu Stosszeiten in die Stadt fahren, einen gewissen Betrag als Lenkungsmassnahme bezahlen, um den Verkehr zu verringern.

Zwei Wochen Verhandlungen
Zum Schluss des Klimapodiums interviewte Gian-Kasper Plattner per Videoschaltung die Gelterkinderin Marie-Claire Graf, die momentan als UNO-Botschafterin der Jugend in Baku an der Klimakonferenz teilnimmt. Graf erklärte, wie die Mobilität auf internationaler Ebene betrachtet wird. «Hier werden vor allem die Emissionen von internationalen Flügen diskutiert. Denn Flugemissionen bei einem Flug von einem Land in ein anderes werden keinem der beiden Länder angerechnet.» Deshalb gebe es die internationale Klimakonferenz, um diese internationalen Emissionen zu diskutieren. Ob die Verhandlungen wirklich einen grossen Einfluss auf das Baselbiet haben, vermochte Graf nicht zu sagen, denn die Situation sei auf der ganzen Welt unterschiedlich. Die Verhandlungen seien teilweise sehr schleppend und werden bis Ende Woche dauern. Somit wird Graf insgesamt rund zwei Wochen in Baku verbringen, um als Gründerin der «Youth Negotiators Academy» für die Jugend auf der Welt zu verhandeln.


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