Summend und kraftvoll über Stock und Stein
24.10.2024 AutoFord Explorer EV, Extended Range, AWD
Ford hat sich etwas Zeit gelassen. Dieser Explorer ist, bezüglich Preis-Leistungs-Verhältnis, sehr gut ausgestattet. Was es wohl mit der dampfenden Kaffeetasse auf dem Touchscreen auf sich hat?
Alex Köhli
Am Namen lässt sich die neue Strategie, die Ford für die Zukunft vorgesehen hat, gut illustrieren. Am fernen Horizont in der Prärie wabern Staubwolken, eine Portion Abenteuerlust steigt hoch. Optisch und antriebsmässig ist der Ford Explorer EV eine Neuheit. Produziert wird das Fahrzeug in Köln und ebendort auf die VW-Plattform des ID.4 gestellt.
Das sehr glatte und stromlinienförmige Design kommt sympathisch daher, die runden Formen vermitteln ein gemütliches, aber trotzdem modernes Flair. Von der Seite betrachtet, erinnert das Auto etwas an den Land Rover Evoque.
Wie bei anderen Marken im Elektrosegment auch, fehlt an der Front ein Kühlergrill. Die Dachlinie geht über einen herausragenden Dachspoiler, der mithilft, einen möglichst kleinen cW-Wert zu erreichen.
Der Elektro-SUV reiht sich zwischen der Kompakt- und Mittelklasse ein, präsentiert sich handlicher als der E-Mustang aus demselben Haus. Ford folgt zwar dem Trend zu grösseren Stromern, federt selbigen aber nach unten ab. Im Vergleich zum Mustang Mach-E ist der Explorer das agilere Auto.
Die Reichweite
Die Batterie liefert in der Extended-Range-Variante 77 kWh (Allrad 79 kWh). Damit fährt der Ford bei einer praxisnahen Fahrweise und einem Verbrauch von rund 18 kWh auf 100 Kilometer ungefähr 430 Kilometer weit. Der Allradler tendiert gegen 400 Kilometer Reichweite. Die Allradversion des Ford Explorer lädt mit 185 kW flott. In einer knappen halben Stunde ist dieser von 10 auf 80 Prozent aufgeladen.
Rasch ist der Fahrersitz an die Wunschposition angepasst und das Smartphone mit dem Auto verbunden. Grosszügig sind die Platzverhältnisse. Nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch dahinter. Ein Alleinstellungsmerkmal präsentiert Ford mit der Mittelkonsole, die drei 1,5-Literplus eine 1-Liter-Flasche aufnimmt. Zudem stellt Ford die Druckdateien für Mehrzweckeinsatz oder Ablageboxen kostenfrei ins Netz. Mit einem 3D-Drucker lassen sich die Vordrucke dann realisieren. Zwischen den Beinen des Fahrers zum Beifahrer entdecke ich den roten Nothammer. Scheiben einschlagen und Sicherheitsgurten durchschneiden können mit minimalem Zeitaufwand erfolgen.
Achtung: Kaffeehalt!
Hinter dem 14,6-Zoll-Bildschirm, der vertikal verschiebbar ist, findet sich ein Geheimfach mit zwei USB-C-Anschlüssen. Der Zugriff in die Tiefe des Menüs erfolgt intuitiv. In der App-Auswahl klicke ich auf «Fahrer-Assistenz»-«3D Szene» und finde eine dampfende Kaffeetasse. Der Klick darauf führt nicht etwa zum nächstmöglichen Kaffeehalt, sondern zum Ein-/Ausschalten des Müdigkeitswarners. Klimasteuerung, Sitzheizung, Belüftung finden sich ebenfalls auf dem Touchscreen. Radio On-/ Off und Lautstärke sind, wie auch die Warnblinktaste, separat erreichbar. Die Anordnung der Apps im Menü ist individualisierbar und die Auflösung exzellent. Gröbere Hände haben mit den kleinen Icons möglicherweise etwas Mühe. An Bord sind die Systeme Android Auto und Apple Car Play.
Bis zu 470 Liter fasst der Kofferraum. Der Boden kann abgesetzt werden. Ist er hoch installiert, findet sich im rund 10 Zentimeter hohen Zwischenraum genügend Platz für das Ladekabel und weitere Utensilien. Auf einen erweiterten Kofferraum unter der Motorhaube wird verzichtet.
Der Explorer fährt sich sehr ausgewogen und leise, mit minimalen Wankbewegungen, Abroll- oder Windgeräuschen. Enge Manöver gelingen dank kleinem Wendekreis.
Auf kurvigen Landstrassen würde man sich einen Ein-Pedal-Fahrmodus wünschen. Die Rekuperationsstufe verzögert etwas zögerlich und nicht bis zum Stillstand. Im Fahrprofil wähle ich zwischen ECO, Sport, Individual, Normal und Traction (für unterschiedliche Fahrbahnen). Im Sportmodus ist die Lenkung nicht mehr zu schwammig.
Beim Beschleunigen zieht es die Mundwinkel in Richtung Ohrläppchen. Flott gehts voran. Ebenso souverän wird der Ford wieder eingebremst.
Viele Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer. Drei Radargeräte, fünf Kameras und gleich zwölf Ultraschall-Sensoren helfen, eine Kollision zu vermeiden. Bei dieser Fahrzeugform und -grösse hilft es, dass der Aussenraum bestens abgebildet wird. Für Langstreckenfahrer empfiehlt sich die Option «Ergonomie-Sitz» welche Lendenwirbelunterstützung mit Massagefunktion für 200 Franken extra bietet.
Überraschen kann der Spurhalte-Assistent, der sich nicht bloss beim ungewollten Verlassen der Spur meldet, sondern beim gewollten Spurwechsel hilft: Ist die Bahn frei, genügt das Betätigen des Blinkers und der Explorer manövriert automatisch zum Beispiel in die Überholspur auf der Autobahn. Und auch wieder zurück.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass Ford dieser Wurf geglückt ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Im täglichen Gebrauch ein sicheres Gefährt, mit adäquater Reichweite und flottem Vorwärtsdrang.
Der Ford Explorer EV wurde der «Volksstimme» zur Verfügung gestellt von der Garage Keigel AG,
Lausenerstrasse 21, Liestal
www.garagekeigel.ch