Markthändler lassen nicht locker

  24.10.2024 Sissach

Die mit 1500 Unterschriften eingereichte Petition für die Wiedereinführung des Sissacher Sommermarkts hat der Gemeinderat abgelehnt. Das letzte Wort soll nun das Volk haben.

Christian Horisberger

Aus der Sicht der Gemeinde entspricht der Sissacher Sommermarkt keinem Bedürfnis der Bevölkerung mehr, und die Markthändler verlieren mit jedem gestrichenen Markt einen Teil ihrer Existenzgrundlage: An den Argumentationen für und wider den Markt, der jeweils in der Woche vor den Sommerferien stattgefunden hat, bis ihn der Gemeinderat aus dem Marktkalender strich, hat sich nichts geändert. Neu ist die Instanz, die über das Sein oder Nichtsein des Markts entscheiden soll: das Volk. Gemeindepräsident Peter Buser gab an der Gemeindeversammlung von vergangener Woche bekannt, dass über einen entsprechenden Antrag aus der Bevölkerung an der Dezember-«Gmäini» abgestimmt werde.

Eingereicht hat den Antrag Philippe Widmer. Der Sissacher Markthändler und Chefredaktor der «Marktzeitung» des Schweizerischen Marktverbands, will, dass die Gemeindeversammlung angefragt wird, ob sie die vom Gemeinderat beschlossene Aufgabe des Sommermarkts stützt oder ob sie ihn wieder einführen möchte. Sollte sich die Mehrheit für die Abschaffung aussprechen, sei das Sissacher Marktreglement anzupassen. Denn in jenem Reglement, so Widmer, seien drei Märkte pro Jahr festgeschrieben.

Petition ohne Wirkung
Es ist nicht der erste Versuch in den Reihen der Marktfahrer, den Sommermarkt zu retten. Nachdem der Gemeinderat seinen Beschluss im Herbst vergangenen Jahres publik gemacht hatte, lancierte der Marktverband Nordwestschweiz eine Petition zugunsten des Anlasses. Diese überreichte eine Verbandsdelegation mit 1500 Unterschriften im März, verbunden mit der Zusicherung, Bemühungen zur Aufwertung des Markts zu unterstützen.

Der Gemeinderat – damals noch in alter Besetzung – liess sich nicht bezirzen. Er hielt an seinem Entscheid fest und lehnte es auch ab, eine Verbandsvertretung als ständiges Mitglied in die Marktkommission aufzunehmen. Immerhin: Im Hinblick auf das Jubiläum 300 Jahre Sissacher Märkte von 2028 stellt der Gemeinderat dem Marktverband in Aussicht, eine Vertretung in die temporäre Arbeitsgruppe zu delegieren.

Ein nicht nachhaltig durchgeführter Sommermarkt schade dem Frühlings- und Herbstmarkt mehr als er nütze, begründet der Gemeinderat in einem Schreiben an den Marktverband die Absage. Konkret wird im Brief auf ein grosses Angebot weiterer Veranstaltungen und Festivitäten vor den Sommerferien und «neue Formate von kulturellen Events in der Begegnungszone» hingewiesen, was zu einer Übersättigung führe. Als weiteren Faktor, weshalb der Sommermarkt nicht erfolgreicher war, nennt der Gemeinderat den fehlenden Lunapark. Hinzu komme ein grosser personeller Aufwand vor und während des Markts für die Gemeinde.

Wenig beeindruckt zeigt sich der Gemeinderat von den rund 1500 eingereichten Unterschriften: Lediglich 197 davon stammten aus Sissach, deren 685 aus dem Baselbiet: «Grossmehrheitlich haben Personen unterschrieben, die mutmasslich eher selten bis nie einen Markt in Sissach besuchen werden.» Leichtfertig hatte der Gemeinderat den serbelnden Sommermarkt nicht aus dem Kalender gestrichen. So wurde er zweimal (2021 und 2022) in Absprache mit dem Verband auf den Nachmittag und Abend verschoben, was jedoch nicht zuletzt bei manchen Marktfahrern sehr schlecht angekommen ist. Aber längst nicht so schlecht wie die Aufgabe.

Zurück zum System Lander
Philippe Widmer versichert, dass sein Verband dazu beitragen würde, den Sommermarkt attraktiver zu machen, zum Beispiel mit der Vermittlung von Markthändlern mit ergänzenden Angeboten. Und damit es nicht mehr zu unschönen Lücken zwischen den Ständen käme, würde er raten, zum System unter dem früheren Sissacher Marktchef Ruedi Lander zurückzukehren: Einen Stand am lukrativen Herbstmarkt auf sicher hatte nur, wer auch am Frühlings- und Sommermarkt mitwirkte.

Den Antrag von Philippe Widmer hat die neue Besetzung beurteilt. Ob dadurch der Wind gedreht hat, liess Präsident Peter Buser auf Anfrage offen. Der Entscheid werde in der Einladung zur Dezember-«Gmäini» kommuniziert.


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