«Kunsti» verlängert wegen ESC die Saison

  20.02.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Sport, Bezirk Sissach

Für Basler Sportvereine wird die Eishalle gut 100 Tage länger betrieben

Der EHC und andere Basler Vereine müssen die St.-Jakob-Arena im Frühling für den Eurovision Song Contest räumen. Unterschlupf finden die Wintersportler auf der Sissacher «Kunsti», auf der bis im Juni Eis liegen wird.

Sebastian Wirz

Erstmals wird dieses Jahr nur in einem Monat kein Eis auf der Sissacher Kunsteisbahn liegen: im Juli. Wie die Sport Sissach AG am Dienstag mitteilte, wird die Eisfläche bis zu den Sommerferien beibehalten – wenn auch nicht für die Öffentlichkeit: Nutzer werden Basler Eissportvereine sein, die ihre Trainings üblicherweise in der St.-Jakob-Arena abhalten, allen voran der EHC Basel. Denn die Heimstätte des «Swiss League»-Klubs wird für den Eurovision Song Contest, der am 17. Mai nebenan in der St. Jakobshalle über die Bühne geht, als Mediencenter genutzt. Die Wintersportler haben sich daher anderswo nach Eis umsehen müssen. «Eine andere Option als Sissach gab es nicht», sagt EHC-Geschäftsführer Olivier Schäublin auf Anfrage. «Sissach zeigte sich sehr offen und kooperativ. Dafür sind der EHC Basel, die Eislaufschule Basel, der Eislaufclub beider Basel sowie der Eislaufclub St. Jakob Basel ausgesprochen dankbar und glücklich.» Von den kleinsten U9-«Stöcklern» bis zu den Profis wird der ganze EHC Basel in Sissach Eistrainings absolvieren.

«Es ist doch schön, wenn das Dorf Sissach der Grossstadt Basel helfen kann», sagt Aeneas Appius und lacht. Der Verwaltungsratspräsident der Sport Sissach AG freut sich über die Zusammenarbeit mit den Basler Vereinen. Man versuche sich gegenseitig auszuhelfen in der Region. «Wir tun das dem Sport zuliebe», sagt Appius.

«Kosten und Risiko gedeckt»
Herausforderungen stellen für die Sport Sissach AG der gewünschte Zeitraum und die Personalsituation dar. Gut 100 Tage länger muss Eis liegen, knapp 40 Tage liegen aber zwischen dem geplanten Saisonende und dem 22. April, wenn der EHC und Co. nach Sissach kommen. Es lohnt sich weder finanziell noch energetisch, das Eis dazwischen abzutauen. Entsprechend wurden die hiesigen Vereine angefragt, ob sie vor dem 22. April zusätzliches Eis mieten wollen. «Es wird hier sicher Tarife geben, die für unsere Vereine ok sind», sagt Appius.

Der Beginn der zusätzlichen «Eiszeit» fällt auf jene Phase, in der die Eismeister und andere, die während des Winters im Einsatz stehen, Ferien machen und so Arbeitszeit kompensieren sollen, ehe die Badi-Saison startet, die das Sport-Sissach-AG-Personal jeweils ebenfalls fordert. Der Verwaltungsratspräsident ist aber guter Dinge: Ohne öffentlichen Eislauf und ohne das aufwendigere Curling-Eis werde das Personal auf der «Kunsti» heruntergefahren, und für das Freibad sei bereits eine Lösung in Sicht.

In jüngerer Vergangenheit beschäftigten vor allem die steigenden Energiekosten die Kunsteisbahn und die AG. Umliegende Gemeinden wurden um einen Solidaritätsbeitrag gebeten, die ansässigen Vereine, allen voran der EHC Zunzgen-Sissach, bezahlen höhere Beiträge und die AG suchte neue Einnahmequellen, um die Betriebskosten decken zu können. Zu Beginn der «Kunsti»-Zeit 2023/24 war gar die Rede davon, dass die zweite Saisonhälfte noch nicht gesichert sei. Entsprechend stellt sich die Frage, wie die Finanzierung der zusätzlichen gut 100 Tage Eis – nota bene im kühlintensiven Sommer – sichergestellt ist. «Wir sind keine gewinnorientierte Organisation, aber es war klar das Ziel, unsere Kosten und das Risiko zu decken», sagt Appius. «Sie können davon ausgehen, dass die Basler Vereine die zusätzlichen Kosten übernehmen werden. In unserem Angebot haben wir auch berücksichtigt, dass Kühlung und Lüftung bei hohen Temperaturen mehr Energie benötigen. Das lässt sich budgetieren.»

Solar-Projekt könnte kommen
Die Miete für das Eis wird nach Aussage von EHC-CEO Schäublin proportional auf die beteiligten Vereine aufgeteilt. Die Eismiete werde dabei vom Sportamt Basel-Stadt «im Rahmen seiner Möglichkeiten» subventioniert. An den Eishockeyanern bleibe dennoch einiges hängen. Die Zeit auf der «Kunsti» werde «definitiv Mehrausgaben generieren», nicht zuletzt die Transporte, sagt Schäublin, «die genaue Höhe lässt sich noch nicht abschliessend beziffern».

Aeneas Appius ist überzeugt, dass die Kosten nicht an der Gemeinde als Eigentümerin hängen bleiben. Allgemein sei es nicht so, dass Sissach immer mehr für die «Kunsti» bezahle. «Wir haben einen guten Winter, die Besucherzahlen sind erfreulich, die Zusammenarbeit mit dem neuen Pächter des Restaurants funktioniert und die Vermietung der Schlittschuhe, welche die AG an sich genommen hat, ist ein interessantes Geschäft.» So seien Einkünfte generiert worden, die den hohen Strompreis abfedern würden. Da ein Vorprojekt dem «Kunsti»-Dach jüngst die Tragfähigkeit für eine Solaranlage bescheinigt habe, gibt es weitere Aussicht auf eine Reduktion der Betriebskosten durch Strom-Eigenproduktion. Der Ball liege beim Gemeinderat.


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