Kleinquelle als einzigartiger Lebensraum
20.02.2025 WaldenburgKanton, Pro Natura und Forstrevier werten Gebiet «Esel» mit Pilotprojekt auf
Wie viele andere Lebensräume sind auch natürliche Quellen mehr und mehr bedroht. Pro Natura, der Kanton Baselland und die Forstbetriebe Frenkentäler setzen sich für deren Erhalt ein, wie ein Beispiel aus Waldenburg zeigt.
Elmar Gächter
Die wenigen Deziliter Wasser pro Sekunde, welche die Quelle im Gebiet «Esel» Richtung Waldenburg fliessen lässt, sind mengenmässig sehr bescheiden. Und doch gilt sie laut Fachleuten als potenziell wertvoller Lebensraum für viele Kleinlebewesen. Mitten auf einem Forstweg gelegen, war er stark gestört und gefährdet. Mit dem Einbau von möglichst weit auseinanderliegenden Quadersteinen haben die Forstbetriebe Frenkentäler eine Furt geschaffen, bei der das Wasser beim Passieren von Fahrzeugen weitgehend unbehelligt abfliesst. Der sensible Quelllebensraum bleibt damit intakt und der Forstweg ist weiterhin nutzbar.
Zudem wurden zwei neue Tümpel angelegt, um bedrohten Arten wie dem «Glögglifrosch» neue Lebensräume zu bieten. Die Aufwertung der Quelle Esel gilt als Pilotprojekt im Rahmen der Quellenkartierung, bei der Pro Natura Baselland in Zusammenarbeit mit der Abteilung Natur und Landschaft des Ebenrain-Zentrums ein kantonales Quelleninventar erstellt.
Gefährdete Kleintiere
Rund 600 Quellen hat Silja Oelrichs im Rahmen ihrer Projektarbeit für Pro Natura Baselland zusammen mit dem «Ebenrain» im Kanton bisher ausfindig machen können, davon 300 im Oberbaselbiet. Zwei Drittel davon befinden sich im Wald, der Rest im Offenland. Nur ein Drittel der Quellen ist natürlich und unbeeinträchtigt von menschlichen Eingriffen. Diese sollen so belassen werden, beeinträchtigte hingegen ökologisch aufgewertet werden. «Welche dies sind und wie wir dabei konkret vorgehen wollen, ist noch offen. Ende dieses Jahres soll mit dem Inventar aller gefundenen Quellen im Baselbiet eine wesentliche Grundlage vorhanden sein», hält die Wissenschaftlerin fest. Sie spricht von mehreren Quellen pro Jahr, die renaturiert werden sollen. Es brauche jedoch Zeit, bis mit den Eigentümern alle Details geklärt seien.
Biologe Daniel Küry begleitet das Projekt als Beauftragter und Leiter der Beratungsstelle Quelllebensräume des Bundesamts für Umwelt und stellt die Wirkungskontrolle sicher. Von den ursprünglichen Quelllebensräumen sei auch im Baselbiet nur noch ein kleiner Anteil vorhanden. Verglichen mit anderen Gewässertypen sei bei den Quelllebensräumen der Anteil der gefährdeten Arten an der gesamten Kleintierfauna überdurchschnittlich hoch. Die prognostizierten Folgen des Klimawandels mit einer Austrocknung zahlreicher Quellen stärken deren Bedrohung noch zusätzlich. Der Erhalt unbeeinträchtigter Quelllebensräume wie beim Pilotprojekt Waldenburg und der Rückbau nicht mehr benötigter Quellfassungen seien deshalb zentrale Ziele des Schutzes der Quelllebensräume. «Selbst kleine Quellaustritte können Lebensräume seltener und gefährdeter Arten sein», so Daniel Küry.
Drei bis vier Quellen pro Jahr
Während Pro Natura Baselland ein zweites Projekt in Ziefen lanciert hat, setzen die Forstbetriebe Frenkentäler sich zum Ziel, pro Jahr im Minimum drei bis vier Quellen auf ihrem Waldgebiet aufzuwerten. Um solche Projekte realisieren zu können, sind die projektierenden und ausführenden Institutionen auf Beiträge Dritter angewiesen. So wird das Projekt der Quelle Esel unterstützt durch den Swisslos Fonds Baselland, zwei Stiftungen, die Mineralquelle Eptingen sowie die Natur-, Umwelt- und Naturschutzkommission Waldenburg. Dazu kommen die personellen Leistungen der Forstbetriebe Frenkentäler sowie Pro Natura Baselland.
Aus Sicht von Forstingenieur Simon Tschendlik wird es je länger desto schwieriger, Finanzgeber zu finden. «Dies schreibe ich auch der erhöhten Sensibilität des Themas zu. Es gibt laufend mehr Organisationen, die anfragen. Dabei wären diese Aufgaben Sache der öffentlichen Hand», so die klare Meinung des Co-Leiters der Forstbetriebe Frenkentäler. «Wir sprechen hier von unserer Lebensgrundlage und deshalb sollten wir uns auch als Gesellschaft dafür engagieren.»