Höhere Belegung und tiefere Subventionen

  05.12.2024 Gelterkinden

Der Gelterkinder Gemeinderat will es nochmals wissen: An der kommenden Gemeindeversammlung legt er das überarbeitete Pilotprojekt für Schulergänzende Tagesstrukturen vor. Die Kosten sind nahezu unverändert, doch werden nun höhere Erträge erwartet.

Christian Horisberger

Vor einem Jahr erlitten neue Schulergänzende Tagesstrukturen für Gelterkinden an der Gemeindeversammlung einen argen Dämpfer. Auf Antrag der BZG-Gemeindekommissionsmitglieder wurde die Vorlage an den Gemeinderat zurückgewiesen. Das Thema sei für Gelterkinden zwar wichtig, doch weise die Vorlage betreffend Vorgehen, Kosten und Transparenz Mängel auf und berge bei Bruttokosten von 300 000 Franken jährlich ein unternehmerisches Risiko, wurde argumentiert. Ausserdem bestünden im Dorf bereits gute Betreuungsangebote. Der Gemeinderat möge beim nächsten Mal eine «finanziell gut verkraftbare Lösung» vorschlagen.

Dies tut er nun, nachdem eine der beiden Gelterkinder Kindertagesstätten geschlossen hat und ein entsprechendes Anliegen aus der Bevölkerung an ihn herangetragen worden ist (die «Volksstimme» berichtete). Am kommenden Mittwoch wird der Gemeinderat der Gemeindeversammlung ein neues, gemeindeeigenes Pilotprojekt für die kommenden drei Schuljahre vorlegen. Dieses kommt Gelterkinden unter dem Strich wesentlich günstiger zu stehen als die erste Variante. Während sich der Bruttoaufwand für das Betreuungsangebot gegenüber der Vorlage von 2023 um lediglich 27 000 auf 919 000 Franken reduziert, schrumpfen die effektiven Kosten nach Verrechnung der Einnahmen von 520 000 auf 86 000 Franken.

Unverändertes Angebot
Das Angebot bleibt das gleiche. Es umfasst drei Module: eines über den Mittag (2 Stunden) und zwei am Nachmittag (2 und 2,5 Stunden), diese werden im «Lindenhof» angeboten. Am Mittag können maximal 50 Kinder (erste Vorlage: 25) verpflegt und betreut werden, in den Nachmittagsmodulen bis zu 30 (20). Dies immer, wenn Schule ist. Während 6 der 14 Ferienwochen wird zudem ein Ganztages-Ferienmodul angeboten (unverändert).

Woraus ergeben sich die tieferen verbleibenden Kosten nun? Laut dem für das Bildungswesen verantwortlichen Gemeinderat Martin Rüegg (SP) können einerseits die Personalkosten durch den Einsatz von Zivildienstleistenden und die Auslagerung eines Teils der administrativen Aufgaben an die Gemeindeverwaltung reduziert werden. Andererseits werde in der neuen Vorlage mit einer höheren Belegung gerechnet als in der Offerte der «Stiftung Jugendsozialwerk, Abteilung Kind.Jugend.Familie» (JKF) von 2023. Im ersten Jahr mit durchschnittlich 14, im zweiten Jahr mit 20 und im dritten Jahr mit 25 Kindern pro Modul.

Die Tarife für den Mittagstisch werden neu gegliedert. Das Mittagessen für 10 Franken ist nicht mehr subventionsberechtigt und es steht den Eltern frei, ob ihr Kind das Essen vor Ort bezieht oder es von zu Hause mitbringt. Heute kostet der Mittagstisch in Gelterkinden für die Eltern pauschal 12 Franken, und die Gemeinde übernimmt die Betreuungskosten. Neu wird die Betreuung einkommensabhängig in Rechnung gestellt. Pro Betreuungsstunde gilt der Maximalansatz von 11 Franken, die Subvention beträgt bis zu 9 Franken. Für das Mittagsmodul hiesse dies, dass ohne Subvention neu maximal 32 Franken fällig würden.

Die neue Lösung schlägt der Gemeinderat aufgrund eines Berichts von Nadine Hoch vom Beratungsunternehmen Hochconsulting vor. Als Leiterin der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen und frühere Geschäftsführerin des Verbands Kinderbetreuung Schweiz ist sie eine ausgewiesene Expertin, wie Martin Rüegg betont. Teil ihres Prüfungsauftrags war der Vergleich eines alternativen und des privaten Angebots der Stiftung JKF. Laut der Vorlage des Gemeinderats kam Hoch zum Schluss, dass der Aufwand für die öffentliche Lösung tiefer ausfällt. Zudem habe die Gemeinde bei einer eigenen Lösung die Steuerung in der Hand und könne von Synergien profitieren.

BZG: ja, aber …
Dieses Mal unterstützt der BZG das Pilotprojekt im Grundsatz, wie dessen Präsident Jakob Baader, er ist zudem Mitglied der Gemeindekommission (GK), auf Anfrage sagt. Aus Zeitnot: Für den BZG sei die vorgeschlagene gemeindeeigene Lösung wegen des finanziellen Risikos nicht der richtige Weg, so Baader, doch brauche Gelterkinden dringend eine Tagesstruktur. Und bis zum Beginn des neuen Schuljahrs lasse sich keine privatwirtschaftlich geführte Lösung aufgleisen.

Man schlucke die bittere Pille, werde der Gemeindeversammlung aber beantragen, im Anschluss an den dreijährigen Pilotversuch eine private Lösung zu prüfen. Offen sei, ob dieser Änderungsantrag lediglich von der BZG-Fraktion gestellt wird, oder ob sich dafür in der GK eine Mehrheit findet. Die Kommission berät die Geschäfte der Gemeindeversammlung heute Donnerstag.

Schwarzes Budget 2025
Von ebenfalls grösserem Interesse dürfte an der Gemeindeversammlung vom kommenden Mittwoch das Budget 2025 sein. Dieses rechnet bei Ausgaben von gut 30 Millionen Franken mit einem Ertragsüberschuss von rund 80 000 Franken. Für das positive Ergebnis sind unter anderem Entnahmen aus Vorfinanzierungen (Neubau Hallenbad, Neubau Schulhaus und Sanierung Kopfstandturnhalle) im Umfang von insgesamt rund 700 000 Franken verantwortlich. Wie es in den Erläuterungen zum Budget heisst, ist dies erfolgswirksam, generiert aber keinen «Cash». Der Steuerfuss von 59 Prozent wird nicht angetastet.


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