Die Rheinbrücke wird 800 Jahre alt

  20.02.2025 Basel

Imposantes Bauwerk mit bewegter Geschichte

Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt Basel: In diesem Jahr wird die Mittlere Rheinbrücke 800 Jahre alt. Und gleichzeitig kann der viele Jahrhunderte später im traditionellen Stil erstellte Neubau den 120. Jahrestag begehen.

sda. Die von Johann Peter Hebel (1760–1826) im Gedicht «Z Basel an mym Rhy» besungene «breite Bruck» im Zentrum der Stadt war viele Jahre nicht die «Mittlere Brücke», wie sie heute genannt wird, sondern die einzige Brücke, die in Basel über den Rhein führte. Aber sie war nicht der älteste befestigte Rheinübergang zwischen Koblenz und Strassburg, wie so oft behauptet wird – Rheinfelden verfügte bereits ein paar Jahrzehnte früher über eine Rheinbrücke. Aber die Rheinbrücke war über Jahrhunderte hinweg die bedeutendste Brücke am Hoch- und Oberrhein. Sie diente als Verbindungsstück, das von Basel aus in den Schwarzwald führte. Als die Brücke erstellt wurde, war das rechtsrheinische Kleinbasel noch eine kleine, aber eigenständige Siedlung. Das «mindere Basel» wurde erst Ende des 14. Jahrhunderts als Stadtteil Basels aufgekauft.

Der Bau der Brücke war die Initiative des im 13. Jahrhundert mächtigen Basler Bischofs Heinrich II. von Thun. Als Baujahr wird 1225 angenommen – ganz genau weiss man das nicht, weil das städtische Archiv beim grossen Erdbeben von 1356 zerstört wurde. Als älteste erhaltene Dokumente gelten zwei nicht näher datierte Urkunden aus eben jenem Jahr 1225. Darin wurden die Klöster von St. Blasien und Bürgeln (im deutschen Schwarzwald und dem heutigen Thurgau) vom Brückenzoll befreit. Dies war als Gegenleistung dafür gedacht, dass sie Bauholz für die Brücke geliefert haben.

Das Bauholz weist auf eine Besonderheit der alten Brücke hin: Sie fusste nämlich nur auf der rechten Seite des Rheins auf Steinfundamenten. Auf der Grossbasler Seite war mit den damaligen Mitteln wegen der Tiefe und der hohen Fliessgeschwindigkeit des Rheins der Bau von Steinfundamenten nicht möglich, sodass dort Holzpfähle in den Grund gerammt werden mussten.

Aufstieg als Handelsstadt
Dies blieb lange so, bis Ende des 19. Jahrhunderts die Folgen der Korrekturen des Rheins die Fundamente zu unterspülen drohten und damit einen Neubau erforderlich machten. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1903 war sie nun zur Mittleren Brücke geworden, weil in der Zwischenzeit mit der Wettsteinund der Johanniterbrücke in den Jahren 1879 und 1882 auf beiden Seiten neue Rheinübergänge entstanden waren.

Die Brücke war ursprünglich als Basis für einen territorialpolitischen Vorstoss in den Schwarzwald gedacht, was letztlich nur bedingt gelang. Sie wurde aber zum Wirtschaftsfaktor. Mit dem Bau ermöglichte der mächtige Bischof im Mittelalter eine Verbindung zu seinen Gütern im Breisgau und beflügelte damit den Aufstieg Basels als Handelsstadt.

Um den Bau der Brücke finanzieren zu können, habe der Bischof, wie es heisst, auf Gelder von jüdischen Finanzleuten zurückgreifen müssen. Hierfür habe er einen Teil des Münsterschatzes verpfändet. Gesichert ist, dass die Erhebung des Brückenzolls später regelmässig so viel Geld einbrachte, dass der Bischof das Pfand bald wieder auslösen konnte.

Blickfang beim mittleren Brückenpfeiler ist das sogenannte Käppelijoch. Das mit einem spitz emporragenden bunten Dach versehene Kabäuschen diente als Wegkapelle und als Hinrichtungsort. Von dort aus wurden die zum «Schwemmen», das heisst Ertränken verurteilten Verbrecherinnen und Verbrecher in den Rhein geworfen.

Keine Feier geplant
Dieses wurde in erster Linie Kindsmörderinnen und Ehebrecherinnen zuteil sowie «Hexen», die dort mit Gewichten versehen ins Wasser gestossen wurden, sofern man sie nicht verbrannt hat.

Seit 2019 wird auf einer Gedenktafel am Brückengeländer gegenüber dem Käppelijoch der Getöteten gedacht. Auf einer Inschrift heisst es: «Basel gedenkt der Menschen, die in früheren Jahrhunderten der Hexerei bezichtigt, verfolgt, gefoltert und getötet worden sind.»

Nicht speziell wird nun aber die Brücke, die 800 oder in ihrer neuen Gestalt 120 Jahre alt wird, gefeiert, wie das Basler Präsidialdepartement auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte.


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