Die Kirche Sankt Josef wird 125 Jahre alt

  24.05.2024 Sissach, Gesellschaft, Bezirk Sissach, Kirche

Jubiläum wird mit einem dreitägigen Fest gefeiert

Seit 125 Jahren haben die Katholikinnen und Katholiken in Sissach an der Felsenstrasse eine eigene Kirche, nachdem die ersten katholischen Gottesdienste in Sissach noch in einem Wohnhaus abgehalten wurden. Ab heute wird das Jubiläum mit einem Fest gefeiert.

Martin Stohler

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand in Sissach, das mit der Basler Reformation 1529 wie die übrigen Baselbieter Gemeinden reformiert wurde, eine kleine katholische Gemeinschaft. Bei diesen Katholikinnen und Katholiken handelte es sich um Zuwanderer aus dem Elsass, aus Süddeutschland und der Innerschweiz. Die Prominentesten unter ihnen waren der Elsässer Fabrikant Albert Hübner-Allan, der 1872 das Schloss Ebenrain erwarb, und der aus dem luzernischen Hergiswil stammende Joseph Meyer-Kunz, der unter anderem mit Käse handelte und weit über Sissach hinaus als «Cheesmeyer» bekannt war.

Betreut wurden die Sissacher Katholikinnen und Katholiken zunächst vom Priester der Pfarrei Liestal. Gottesdienste für die zugezogenen Katholikinnen und Katholiken wurden von ihm in Sissach ab 1893 abgehalten. Ein dafür geeignetes Lokal hatte man im Parterre des Wohnhauses von Joseph Meyer-Kunz an der Margarethenstrasse 3 gefunden. Einem Bericht der «Volksstimme» vom 1. Februar 1893 ist zu entnehmen, dass am ersten katholischen Gottesdienst etwa 80 Personen teilnahmen; ein Zeichen, dass damit einem wirklichen Bedürfnis entsprochen wurde.

1896 erhielt die katholische Missionsgemeinde Sissach-Gelterkinden mit Otto Wiederkehr einen eigenen Pfarrer. Ein Jahr später organisierten sich die Sissacher Katholiken in einem Verein, der Römisch-Katholischen Kirchgenossenschaft Sissach, im Jahr 1931 umbenannt in Römisch-Katholische Kirchgemeinde Sissach.

Der Bau der Kirche
Bald schon genügte die kleine Kapelle im Meyer’schen Wohnhaus den Anforderungen der Gemeinde nicht mehr, und Pfarrer Wiederkehr trieb den Bau einer eigenen Kirche energisch voran. Bereits im Mai 1898 konnte mit dem Aushub für die Fundamente auf einem Areal an der Felsenstrasse hinter dem Bahnhof begonnen werden. Das Areal hatte der Kirchenvorstand von den Erben von Joseph Meyer-Kunz für 3450 Franken kaufen können, derselbe Preis, den Joseph Meyer-Kunz einst dafür bezahlt hatte.

Nach einjähriger Bauzeit konnte die römisch-katholische Kirche Sankt Josef am 28. Mai 1899 feierlich eingeweiht werden. Die Baupläne für das Gotteshaus stammten vom damals bekannten Kirchenarchitekten August Hardegger. Im Grundriss umfasst die Kirche ein längs rechteckiges Schiff, ein quadratisches Altarhaus und eine leicht eingezogene Apsis. Darunter versteht man einen mit einer Halbkuppel überwölbten Raum, der einen grösseren Raum abschliesst. Kennzeichnend für die Haupt- und Eingangsfront ist unten ein romanisches Portal und oben ein kleiner Frontturm. Die plastisch hervortretenden Säulen des Portals haben eine Entsprechung in der auf Konsolen ruhenden Säulenarkade mit der Figur des Kirchenpatrons Josef, der das Christuskind trägt. Der darüber aufgesetzte Frontturm wirkt wie ein Dachreiter. Der Bau der Kirche kam auf rund 62 000 Franken zu stehen.

Blitzschlag und Glockenklang
Eine erste grössere Reparatur wurde im Jahr 1916 nötig. Nachdem am Abend des 24. Juli während eines Gewitters ein Blitzschlag den Kirchturm getroffen hatte, mussten neue Kugellager für die Glocken und ein Blitzableiter eingebaut werden. Eine umfassende Restauration der Kirche wurde 1935 fällig. Damals wurden Verputze ausgebessert, der Kirchturm bekam ein neues Kupferdach und die Kirche erhielt ein neues Portal.

Anfang der 1970er-Jahre stand gar ein Neubau von Sankt Josef zur Debatte. Schliesslich aber entschied sich die Kirchgemeindeversammlung am 1. Dezember 1978 mit 94 Ja- gegen eine einzige Nein-Stimme für eine umfassende Restauration. Diese fand in den Jahren 1979 und 1980 statt. Nach deren Abschluss nahm Bischof Anton Hänggi am 17. August 1980 die Kirchen- und Orgelweihe vor.

Über die drei Glocken von Sankt Josef lässt sich noch eine kleine, eigene Geschichte erzählen: Sie wurden am 9. März 1900 in Aarau gegossen und an Ostern geweiht. Die grosse Glocke wiegt zwölf Zentner, also 1200 Kilogramm, die mittlere sechseinhalb und die kleine dreieinhalb Zentner. Der Sissacher Gemeinderat genehmigte die ihm vorgelegte Läutordnung. Dabei machte er die Auflage, dass die Glocken auch für das Sturmgeläute verwendet werden sollten.

Das Geläute der Kirchenglocken wird heutzutage von manchen, darunter auch Katholikinnen und Katholiken, als zu laut empfunden. Entsprechende Klagen stiessen an zuständiger Stelle auf offene Ohren. So erhielten die Glocken 2017 einen neuen Klöppel und ein neues Klöppelaufhängesystem. Dadurch wirkt die Klangentfaltung der Glocke wärmer und leiser und die aggressiven hohen Töne werden reduziert.

Trotz der leiseren Tönen an den Glocken wird ab heute das 125-jährige Bestehen der Kirche Sankt Josef gefeiert. Es wird einen Floh- und Kunstmarkt, einen Spiel-Parcours, DJ- und Band-Musik sowie Gottesdienste geben. Dabei kommt auch der Genuss für den Gaumen mit Crêpes, Kuchen, Barbetrieb und Köstlichkeiten aus aller Welt nicht zu kurz. Die «Volksstimme» berichtet in der kommenden Ausgabe von den Festlichkeiten.

Jubiläumsfest 125 Jahre Kirche Sankt Josef, 24. bis 26. Mai.

Alle Informationen zum Festprogramm sind unter www.rkk-sissach.ch zu finden.


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