Bericht zur psychischen Gesundheit sei zu vage
26.09.2024 SchweizFachverbände fordern konkrete Ziele
sda. Die Psychiatrieverbände SGPP, SGKJPP und SMHC erachten den jüngst veröffentlichten Bericht des Bundesrats zur psychischen Gesundheit der Schweizer Bevölkerung als unzureichend und mangelhaft und nehmen diesen zum Anlass, um auf die wahren Versorgungsmissstände hinzuweisen. Denn obwohl der Bundesrat einige Handlungsfelder benennt, bleibe er in seinen Schlussfolgerungen und vorgeschlagenen Massnahmen höchst vage. Auf die besonders dringenden Probleme – Erhöhung der Anzahl Studienplätze, um den wachsenden Bedarf an Fachärzten und Fachärztinnen in der Psychiatrie und Psychotherapie mit inländischem Nachwuchs zu decken sowie Verbesserungen bei der Finanzierung der psychiatrischen Leistungen – liefere der Bundesrat keine Antworten.
Der Bundesrat hat den Bericht «Wie steht es um die psychische Gesundheit in der Schweiz und wie kann sie zur Bewältigung künftiger Krisen gestärkt werden?» veröffentlicht. Darin verweist er zu Recht auf die Notwendigkeit der Förderung der psychischen Gesundheit und der Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung. Der Bundesrat empfiehlt dabei jedoch keine klaren, griffigen Massnahmen, welche die bestehende Unterversorgung zu verbessern vermögen. Er will vor allem niederschwellige Angebote verbessern. Die dringend erforderliche nachhaltige Finanzierung der psychiatrischen Leistungen und die Erhöhung der Studienplätze spricht der Bundesrat nicht an. Dies, obwohl er im Bericht selbst festhält, der Mangel an Personal wäre ohne Zuzug ausländischer Fachärztinnen und Fachärzte noch ausgeprägter, was wiederum sprachliche und kulturelle Hürden im Umgang mit Patientinnen und Patienten mit sich bringe.
Die Nachfrage für psychiatrischpsychotherapeutische Leistungen steigt, die Grundlagen der psychiatrischen Versorgung müssen daher angepasst werden. Die SGPP, die SG-KJPP sowie SMHC fordern seit Jahren eine angemessene Finanzierung und eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Psychiatrie.
Inländischen Nachwuchs fördern
Die medizinischen Fachverbände SGPP, SGKJPP und SMHC nehmen den Bericht des Bundesrats daher zum Anlass, ihre Analysen und Forderungen an den Bundesrat und an die Politik zu tragen. Es wird dazu aufgerufen, vom Allgemeinen ins Konkrete zu zielen: Die Anzahl Studienplätze müsse erhöht werden, um den steigenden Bedarf an Fachärzten und Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie mit inländischem Nachwuchs zu decken.
Ferner sei die kostendeckende Finanzierung einer integrierten Versorgung mit multiprofessionellen Teams aufzubauen – für eine bedarfsgerechte Behandlung, auch in dezentralen Gebieten. Gleichzeitig müssten Tarifschranken zugunsten von innovativen und effizienteren Behandlungen abgebaut werden.
Der Mangel an Fachärztinnen und Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, insbesondere in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, gefährde die Versorgungssicherheit.
Die unzureichende Abgeltung der ambulanten und stationären Leistungen verschärfe die Lage weiter. Ohne substanzielle Verbesserungen werde sich die heute vielerorts schon deutliche psychiatrische und psychotherapeutische Unterversorgung weiter verschärfen, heisst es in den Forderungen weiter.
Die Bevölkerung habe Anspruch auf eine angemessene, qualitativ hochwertige und flächendeckende psychiatrische Betreuung – nicht nur im Krisenfall, sondern dauerhaft.