Asylwesen auf der Bühne
24.10.2024 Gelterkinden«Zarina zeigt den Vogel»
vs. Wer ein Asylgesuch stellt und Mühe hat, sich in Deutsch auszudrücken, ist auf Übersetzerinnen angewiesen. Eine davon ist Zarina Tadjiabva. Sie ist ein Sprachtalent. Ihre Muttersprache ist Tadschikisch. Zudem spricht sie Afghanisch, Persisch, Russisch, Englisch, Deutsch und «Züridüütsch». Naheliegend ist, dass sie als Behördendolmetscherin tätig ist. Dabei ist Präzision gefragt. Denn es geht auch um Leben und Tod. Missverständnisse können dazu führen, dass Verfolgte keinen Schutz bekommen.
Als Übersetzerin muss Zarina schweigsam und neutral sein. Umso kraftvoller meldet sich die ausgebildete Schauspielerin und Sängerin auf der Bühne zu Wort. Virtuos, komödiantisch und berührend berichtet sie aus ihrem Berufsalltag. In «Zarina zeigt den Vogel», ihrem zweiten Soloprogramm, geht sie frech und unverblümt ans Werk. Sie nimmt das Schweizer Asyl- und Flüchtlingswesen auf die Schippe, bringt fluchende Richter, skeptische Befrager und verunsicherte Gesuchstellende auf die Bühne. Immer wieder vergleicht sie das Verhalten ihrer Figuren mit dem der Vögel.
So bezeichnet sie die elegante Richterin als Schnee-Eule, den Angeklagten als plusternden Truthahn, den adrett gekleideten Anwalt als Mandarinente. Komik vermischt sich mit der Kritik an Missständen. Eine Gratwanderung. Sie brilliert als Wortakrobatin, Tänzerin und Sängerin. Trotz ernster Thematik bietet die Künstlerin mit «Zarina zeigt den Vogel» einen unterhaltsamen und vergnüglichen Theaterabend.
Das Gastspiel im Marabu kam in Zusammenarbeit mit dem Verein Freiwillige für Flüchtlinge Gelterkinden und Umgebung zustande.
«Zarina zeigt den Vogel»,
Samstag, 26. Oktober, 20.15 Uhr,
Marabu, Gelterkinden.
www.marabu-bl.ch